Читать книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel - Страница 30

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Die Erregung der Hyptons war für die Teilnehmer der Geheimkonferenz deutlich zu spüren – und sie war auch zu sehen.

War der Widerspruch Felurs der Grund?

Oder waren es die Probleme, die erörtert wurden? Ihre Summe war den Hyptons augenscheinlich zu hoch.

Die starren und weit hervorquellenden Augen wirkten keineswegs mehr sanftmütig. Sie strahlten eine stechende, herzlose Kälte aus. Sie schienen wie schwarze Blitze zu funkeln. Die trichterförmigen Geflechtbündel der Ohren glühten rot, die Körperhaut unter den durchscheinenden Gewändern wurde zusehends farblos.

Mit hoher, durchdringender Stimme sagte der erste Vertreter der Delegation:

»Wir sind unzufrieden! Es geht zu langsam. Es gibt zu viele Schwierigkeiten und noch mehr Rückschläge.«

»Wir denken darüber nach, ob diese Rückschläge von unserem Partner im Neuen Konzil zu verantworten sind.«

Die Hyptons saßen auf Spezialsesseln. Ihre Körper, knapp ein Drittel so groß wie die hochgewachsenen Ligriden, schienen über der Platte des kreisringförmigen Konferenztisches zu schweben. Schweigend, aber mit steigender Verwunderung, sahen sich die Ligriden in die Gesichter. Felur fühlte, wie tief in ihm der Zorn zu brodeln begann, trotz der warmen, beschwichtigenden Ausstrahlung, die bisher von den Hyptons gekommen war.

»Ich lehne diese Art der Darstellung ab«, sagte er rau.

»In diesem Fall beharren wir auf Erklärungen«, gab der Hypton zurück. »Und zwar auf glaubwürdigen oder überzeugenden.«

Lorad hob den Arm und meinte beschwichtigend:

»Ich schlage vor, dass wir eine Stunde Pause einschalten. Es ist in diesem Stadium der Diskussion unsinnig, mit gegenseitigen Vorwürfen zu operieren.«

»Einverstanden«, gab der danebensitzende Hypton zurück.

Die Anwesenden schoben ihre Sessel zurück und standen auf. Unverändert blieb im Bereich ihrer Plätze das Gewirr aus Arbeitsunterlagen, laufenden Bildschirmen, leuchtenden und blinkenden Feldern der Tastaturen.

Auch die Schirme der großen Informationswand liefen weiter. Die Sitzung war von langer Hand vorbereitet worden und lief seit etwa einem Tag. Die Teilnehmer waren mit ihren Raumschiffen hierher, zur Raumstation BASTION II, gebracht worden.

Unruhiges Schweigen breitete sich in dem großen, von indirekten Lichtern erhellten Raum aus. Die Ligriden, der andere Teilnehmerblock des Neuen Konzils, waren in diesem Fall die Gastgeber. Dass es Schwierigkeiten gab, war allen bewusst.

»Offensichtlich dauert diese Tagung noch lange. Dennoch – meine Meinung wird sich kaum ändern.«

Der Helm, den Ce Felur, Diener des Gwyn, auf seinem kantigen Schädel trug, war mit Sicherheit der auffallendste Gegenstand in diesem Raum. Die Ligriden, denen er als Kriegsherr und Herrscher vorstand, nannten ihn nur Felur; er vertrat die dynamische und offensive Seite der religiösen Überzeugung. In den nächsten Stunden oder – hoffentlich nicht! – Tagen würde sich zeigen, welche der aufgeworfenen Thesen sich durchsetzte.

»Du bist von beneidenswerter Sicherheit«, meinte Lorad. Er war Diener des Gward.

»Meine Überzeugung, dass die Ansichten der Gwyn die entscheidende Antwort auf alle Fragen sind, ist nicht geringer geworden«, antwortete Felur und führte die Geste der Verbindlichkeit aus.

»Von mir kann ich es nicht so sicher behaupten. Ich versuche trotzdem, Unsicherheiten und Unstimmigkeiten in der Argumentation der Hyptons festzustellen.«

»Eine lobenswerte und erfolgversprechende Sache!«, bestätigte Felur.

Sein prächtiger Helm, ebenso wie die kostbare Kapuze Lorads, drückten aus, dass sie innerhalb der ungeschriebenen Rangfolge der ligridischen Gesellschaft einen der höchsten Plätze innehatten.

Beide Männer waren sich dieser Hochschätzung und des damit verbundenen Einflusses sehr wohl bewusst. Deswegen hatten sie am höchsten Punkt der Aufregung die Sitzung unterbrochen und bewegten sich jetzt, zusammen mit den anderen Teilnehmern, ungezwungen außerhalb der Konferenzzone.

Felurs dünner Helm, Metall über weichem Kunststofffutter, strahlte und funkelte sehr auffällig. Breite Linien aus Edelmetall bildeten Wirbel und Muster, die sich von der Stirn in den Nacken hinzogen und sich über den geschützten Ohren wölbten und rundeten.

Einige Zwischenräume waren von farbigem Glasfluss ausgefüllt. In anderen Feldern glänzten Feinschnitte von seltenen Steinen, die auf fernen Planeten Manam-Turus geschürft wurden.

Ein Leben ohne Kopfbedeckung bedeutete für jeden Ligriden eine tödliche Schande.

Jeder Moment, an dem Ligriden ihre kahlen Schädel zeigten, drückte höchste Vertraulichkeit aus oder einen Notstand. Aber dieser Prunkhelm war das deutliche Zeichen für die Wichtigkeit des Trägers.

Felur ging langsam und nachdenklich zu einem Pultkommunikator und legte einen Finger auf ein Leuchtfeld.

»Zentrale?«

Ein Bildschirm flammte auf, das Pult des Wachhabenden von BASTION II schob sich optisch in den Vordergrund.

Ein Gward in weißer Faltenkapuze grüßte durch zeremonielles Verneigen, als er Felur erkannte.

»Felur? Dein Wunsch?«

»Ich bin im Vorraum zur Konferenzhalle. Wir brauchen etwas später noch Getränke und das Übliche. Auch etwas für die Hyptons. Sind in den letzten Stunden irgendwelche alarmierende Neuigkeiten eingegangen?«

»Keine«, sagte der Ligride. »Keine besonderen Vorkommnisse.«

»Also auch keine guten Nachrichten.«

»Nein.«

BASTION II, einer der Hauptstützpunkte des Neuen Konzils, hatte bis zum heutigen Tag unter keinerlei Angriffen zu leiden gehabt. Kein Helfer, kein Hilfsvolk des Erleuchteten hatte in dieser Zone einen Zwischenfall verursacht. Diese Ruhe war einerseits hochwillkommen, andererseits machte sie misstrauisch. Der Erleuchtete schien die große Station entweder noch nicht zu kennen, oder er ignorierte sie aus unerfindlichen Gründen. Die große, hervorragend ausgerüstete Raumstation bewegte sich weit außerhalb einer Zone, die von den Ligriden nicht ganz zu Unrecht »dailanischer Einflussbereich« genannt wurde.

»Ist alles sehr verblüffend. Erklärungen?«, murmelte Felur im Selbstgespräch. »Noch keine.«

Von seinem Monitor hatte er, als er sich auf die Konferenz vorbereitete, die lange Liste der Zwischenfälle, Angriffe und Zerstörungen auf dem integrierten Pultmonitor ablesen können. Viele Einzelheiten kannte er, andere wieder waren ihm fremd.

Sie galten ausnahmslos den Einrichtungen, Schiffen oder Stationen des Neuen Konzils. Auffällig summierten sie sich im Verantwortungsbereich von BASTION V. Zeile um Zeile, jede eine andere Schadensmeldung, war über den Schirm gehuscht. Diese erste, aus dürren Worten bestehende Auflistung hatte ihn zuerst deprimiert, dann aber zu harten Überlegungen gebracht. Sein Entschluss, sich nicht um eine Handbreit zurückzuziehen, sondern weiterzukämpfen wie bisher, stand fest.

Die Ligriden würden ohne jede weitere Hilfe, nur aus sich selbst heraus, dafür sorgen, dass diese Galaxis erobert und schließlich kontrolliert würde.

Lorad kam auf ihn zu, ein halb gefülltes Glas in der Hand.

»Unsere Freunde«, meinte er halblaut, »scheinen wenig kooperativ zu sein.«

Einen Moment lang hatte der Gwyn die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass die Helfer des Erleuchteten ausgerechnet während der Konferenz BASTION II angreifen und womöglich beschädigen würden. Augenblicklich verdrängte er diese Überlegung und nickte seinem Gegenüber zu.

»Sie scheinen tatsächlich mürrisch zu sein«, erwiderte er und gab sich einen unbekümmerten Ausdruck.

»Gibt es für uns eine wirkliche Chance, so schnell das Nötige zu tun?«, fragte Lorad zurückhaltend. Er, Anhänger der Gward-Lehre, betrachtete den gesamten Komplex von einer anderen Warte. Überdies war er auf seine Art ein guter Kenner der Hyptons und ein scharfer Beobachter.

»Nicht gerade in den nächsten Stunden.«

»Aber langfristig, nicht wahr? Ich werde vorschlagen«, sagte Lorad und hob das Glas an die schmalen Lippen, »Hilfe anzufordern.«

»Ich werde das Gegenteil vertreten«, erklärte Felur ungerührt.

»Das wird von dir erwartet.«

»Weil es die einzige Möglichkeit ist, richtig und entschlossen zu handeln.«

Die beiden Ligriden vertraten, schon auf den ersten Blick zu erkennen, Gward und Gwyn. Felur war hochgewachsen, muskulös und breitschultrig. Sein Körper befand sich in bester Form. Sein kantiges Gesicht drückte ebenso Entschlossenheit und die Fähigkeit aus, sich auch mit körperlicher Stärke nachdrücklich durchzusetzen.

Anders Lorad. Nicht weniger groß, war er schlank und sehnig. Das scharfgeschnittene Gesicht mit den schmalen Lippen und den großen Augen ließ erkennen, dass er den Geist und den analytischen Verstand über die Stärke des Körpers stellte. Er schien bedächtig zu sein, aber seine Handlungen waren von langer, intensiver Überlegung geprägt.

Die Schar der überzeugten Anhänger war bei beiden Kriegsherren etwa gleich groß.

»Und auf welche Weise wollen wir die Hyptons überzeugen?«, erkundigte sich vorsichtig der Gward-Diener.

»Ich habe noch keinen festen Strategieansatz«, entgegnete der Gwyn-Anhänger. »Diskutieren wir die Sache erst noch ein paar Stunden. Schließlich sind wir Partner, nicht die Untergebenen der Hyptons.«

Sie nickten einander zu, und jeder kehrte zu der Gruppe der Berater und Kommandanten zurück. Die Konferenz sollte in Ruhe ablaufen. Aber schon zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich eine schwere Auseinandersetzung in aller Deutlichkeit ab.

Felur lachte innerlich.

Er würde auch diesen Kampf überstehen.

*

Wieder begann ein Hypton, indem er einen deutlichen Vorwurf formulierte:

»Hauptsächlich wir Hyptons und die Ligriden kämpfen erbittert und keineswegs überzeugend gegen den Erleuchteten und die zusammengeschlossenen Daila an.«

Dieses Stichwort brachte – gute Taktik, dachten Lorad und Felur gleichzeitig – den anderen Hypton dazu, fortzufahren.

»Die Erfolge sind nicht ermutigend. Der Einfluss des Konzils, den wir auf Aklard stabilisierten, scheint drastisch zu schwinden.«

Es stimmte. Die Galaxis Manam-Turu hatte sich in einen Unruheherd verwandelt. Einige der Vorgänge waren schwerlich auf das Wirken des so genannten Erleuchteten zurückzuführen.

»Die Suche nach Atlan war bis heute erfolglos«, schaltete sich ein dritter Hypton ein. Die Aufregung der Wesen war mittlerweile abgeklungen, aber sie wirkten nicht im mindesten zufrieden oder beruhigt.

»Atlan ist ein Hauptstörenfried«, bemerkte das Fledermauswesen und spreizte unter dem weichen Gewand die Schwingen. »Er verhält sich, als könne er jedem Jäger innerhalb der Galaxis mühelos entkommen. Höchst seltsame Berichte gibt es im Zusammenhang mit ihm. Ist er unsichtbar? Ist er unverwundbar?«

»Keineswegs«, sagte ein Raumflottenkommandant. »Er verwendet nur einige Tricks, die nicht einmal die mächtigen und überaus klugen Hyptons kennen.«

»Sehen die Ligriden mittlerweile ein, dass die Kontrolle über Manam-Turu schwerer zu erlangen ist, als sie es sich vorgestellt haben?«, fragte der Erste Sprecher der Hyptons.

»Das steht außer Zweifel!«, bestätigten Lorad und Felur.

»Was bietet sich als Gegenzug an? Als Lösung dieses Problems?«

Lorad lehnte sich in seinem schweren, gefederten Sessel zurück und hob den Arm. Er wartete ruhig, bis wieder Schweigen eingetreten war und sich das Interesse aller Konferenzteilnehmer auf ihn konzentriert hatte. Dann begann er mit beherrschter Stimme seine Erklärung.

»Es gibt zwei Möglichkeiten, den gegenwärtigen, misslichen Zustand zu ändern.

Wir können versuchen, mit noch größerer Härte so weiterzumachen wie bisher. Dieses Verfahren wird Felur bestens und beredt erklären können. Ich bin jedoch einer anderen Meinung.

Niemand drängt uns, niemand hetzt Hyptons und Ligriden. Wir haben Zeit. Wir brauchen nicht Männer und Schiffe im Übermaß zu opfern, denn die Zeit arbeitet für einen Gegner ebenso wie für uns. Wir kontrollieren als einzige Macht einen Großteil der Galaxis. Die Anteile anderer raumfahrender Sternenvölker sind denkbar gering.

Nach einer kurzen Phase des Überlegens und der Analyse sollten wir Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn ich alles recht bedenke, so ist diese Hilfe nur von den Hyptons zu erwarten. So, wie sie uns als Partner haben, sollten sie einen anderen Partner finden.«

Sofort wurde er unterbrochen.

»Woher willst du wissen, dass wir weitere Völker zur Hilfe holen können?«

»Ich halte es für sicher«, antwortete Lorad. »Bis ganz Manam-Turu von den Ligriden und Hyptons kontrolliert werden könnte, vergeht nach meiner Schätzung ein Jahrhundert.«

»Willst du uns unterstellen«, schrillte in offener Aufregung ein Hypton, »dass wir euch die Wahrheit verschweigen? Dass wir die Ligriden, unsere besten Verbündeten, belügen?«

Sofort fragte der Ligride, noch immer im Tonfall äußerster Ruhe:

»Der Ausdruck ›beste Verbündete‹ bedeutet, dass es andere Verbündete gibt, und darüber hinaus, dass diese Helfer nicht unseren anerkannt höchsten Standard erreichen konnten.«

Recht so!, dachte Felur. Gib's ihnen!

Er war, was die Taktik betraf, völlig entgegengesetzter Meinung, aber die Art des Verhandelns imponierte ihm. Der Stolz dieses kriegerischen Volkes war getroffen worden. Solche Wunden schmerzten lange.

Wieder packte die Erregung die Fledermauswesen. Sie bewegten sich schnell und ruckartig. Ihre Haut entfärbte sich. Die Pupillen der riesenhaften Augenbälle richteten sich auf die Ligriden, als wollten sie deren geheimste Gedanken erkennen.

»Das ist eine unsinnige Unterstellung«, rief der Sprecher. Ungerührt gab Felur zurück:

»Eine Frage der Wortwahl. Aber selbst wenn es noch ein Konzilsvolk geben sollte, das wir nicht kennen, werden wir es schaffen. Mit euch zusammen. Ohne Hilfe von außen.«

Lorad, der sich nicht weniger gründlich und lange auf jedes Argument und jedes Thema vorbereitet hatte, das auf dieser Sitzung zur Sprache kommen würde, führte die anderen Punkte seines Misstrauens nicht ins Gespräch. Er sagte sich, dass es unklug war, das Energiemagazin einer Waffe vollständig zu leeren, ehe der Sieg feststand.

»Wenn das die Überzeugung der Ligriden ist«, antwortete ein Hypton, »dann sind wir zufrieden. Das Thema wurde verfehlt – gehen wir auf einzelne Punkte ein, die noch nicht analysiert worden sind.«

»Das ist mein dringendes Anliegen!«, rief Felur.

Für die nächste Stunde versachlichte sich die Themenwahl der Konferenz. Daila-Aklard, Atlan und die erstaunlichen Eigenschaften seines Raumschiffs, der Erleuchtete und eine schemenhafte Gefahr, die unter dem Begriff EVOLO geführt wurde, ferner das Thema Guray und, was schwerer wog, der Komplex Cairon ... ein Punkt, ein Name, ein Störfeld nach dem anderen wurde ohne unangebrachte Polemik angesprochen.

Kommunikationsgeräte summten und zirpten. Ständig bildeten sich neue Grafiken auf den Bildschirmen. Einzelne Szenen wurden eingeblendet: Beweise für Angriffe und Zerstörungen. Beschriftete Kunststofffolien raschelten unter den Fingern der ligridischen Sachverständigen. Jeder Teilnehmer des Treffens machte sich Notizen. Lorads Misstrauen war erwacht, und er stellte gezielte Zwischenfragen. Seine Dialektik war ausgefeilt – eine Handvoll der Antworten ließ ihn noch nachdenklicher werden.

Schließlich, vor der nächsten Pause, machte Felur einen entscheidenden Vorschlag:

»Der nächste Abschnitt der Diskussion sollte herausarbeiten, ob wir Hilfe brauchen oder nicht. Diese grundsätzliche Entscheidung wird im darauffolgenden Treffen diskutiert werden.«

*

In der Stille und Kühle seines Aufenthaltsraums stellte Lorad eine lange und komplizierte Reihe von Überlegungen an.

Mit mehr Machtmitteln, Schiffen, Truppen und Pionieren also, würde das gewaltige Gebiet dieser Galaxis besser zu kontrollieren sein. Besser: die vorhandenen Stützpunkte mussten ausgebaut und sicherer gemacht werden. Vorfälle wie in der Raumtankstelle von BYTHARK durften sich nicht wiederholen.

Dieses Gebiet, das man als von Ligriden kontrolliert bezeichnen konnte, war noch zu klein. Es musste Schritt um Schritt vergrößert werden. Dazu brauchte das Neue Konzil eine weitaus größere Anzahl von Individuen und Material.

»Also keinen weiteren Alleingang«, murmelte Lorad und zog die Ränder der Kapuze über die Stirn herunter.

Dann ging er daran, die Gruppe seiner Assistenten auf diesen Beschluss einzuschwören. Sie sollten nicht zustimmen, weil er ihr Kriegsherr war, sondern allein deshalb, weil es sich um die bessere Alternative handelte. Es ging um das Leben von Tausenden tüchtiger, junger Ligriden.

Macht, wirkliche Macht, dachte er, braucht Zeit. Die Geschichte hat es immer wieder bewiesen: Die stabilen Großreiche, von denen die Archive sprachen, waren langsam und organisch gewachsen, wie ein Baum, der sich im Sturm nur deshalb biegen konnte, weil seine Wurzeln sich stark und weit ins Erdreich gebohrt hatten.

Oder wie ein schillernder Riesenkristall, der lange Zeit gewachsen war und erst nach mühsamer Bergwerksarbeit und entsprechender Bearbeitung sein edles Feuer verströmte.

Lorad nickte zufrieden. Er war auf dem richtigen Weg.

*

Felur saß mit seiner Delegation in einer Messe, unweit des Versammlungssaals. Sieben Männer und eine Frau saßen um den großen Tisch und aßen. Jeder trug einen Helm, also handelte es sich ausschließlich um Diener des Gwyn.

»Wie stellt ihr euch dazu?«, fragte Felur. Er verzichtete auf jede Feinheit des Protokolls. Eine Ordonnanz, unterstützt von zwei Servorobots, trug das Essen auf.

»Zu den dauernden Sticheleien der Hyptons?«, fragte sein rechter Nachbar. Felur schüttelte den Kopf und machte eine wegwerfende Bewegung.

»Dazu, dass wir es ohne jede Hilfe schaffen. Ich sehe nicht ein, warum wir Hilfstruppen aus unserer alten Heimatgalaxis holen sollten. Unsinnig! Aufwändig! Nicht unser Stil, Freunde.«

Sein Teller war überhäuft mit gesunder Kraftnahrung. Die Küchen in BASTION II waren hervorragend. Sie hatten genau seinen Geschmack und den seiner Nachgeordneten getroffen.

»Wir schaffen es. Aber die Stoßkraft wird geringer.«

»Oder wir dürfen nur weniger Ziele ins Auge fassen.«

»In der Vergangenheit waren wir, angefeuert durch die Hyptons, viel zu ehrgeizig.«

»Richtig«, murmelte er undeutlich. »Ein Schiff kann nicht zwei Schiffe gleichzeitig verfolgen.«

Jeder einzelne Ligride im Bereich von Manam-Turu wusste genau, dass die Angriffe des Erleuchteten gefährlich waren und den Vorstoß in dieser Galaxis aufhalten konnten. Noch lange waren sie nicht beendet; es konnte unabsehbare Zeit dauern. Und: der Erleuchtete konnte die Ligriden besiegen. Das war durchaus möglich.

Mitunter gab es Zweifel. Vernünftige, alte Ligriden fragten sich, warum sie sich in dieses gefährliche Abenteuer eingelassen hatten. Niemand hatte sie gezwungen – zusammen mit den Hyptons hatten sie sich in dieses ehrgeizige Projekt gestürzt. Waren sie und ihre Ahnen verführt worden? Felur nahm einen Schluck dunkles Bier und murmelte:

»Daila, Cairon, Hilfsvölker ... das sind alles Randprobleme. Ich frage mich, warum die Hyptons sich so aufregen.«

»Liegt in ihrer Natur«, meldete sich ein Logistiker. »Es geht ihnen zu langsam. Das kann ich sogar verstehen.«

»Ich nicht.«

Es war nicht sicher, was die Hyptons beabsichtigten. Mit Hilfe von außen, oder ohne Verstärkung und Unterstützung? Was war besser, sinnvoller? Was wünschte der Partner?

Der lockere Tonfall, den Felur gebrauchte, entband die anderen Ligriden für die Dauer des Essens von der vorgeschriebenen Förmlichkeit. Sie redeten durcheinander und hielten sich nicht an vorgeschriebene Rituale. Es würde sich ändern, sobald sie sich wieder im Konferenzsaal befanden.

»Jedenfalls schaffen wir es allein! Wir werden es diesen Hyptons zeigen!«, rief Felur und hob seinen Becher. Er stellte ihn mit einem lauten Geräusch wieder auf die Tischplatte zurück.

»Daran ist kein Zweifel!«

Die vielen unbarmherzigen Schläge, die der Erleuchtete gegen das Neue Konzil geführt hatte, machten sie nachdenklich und bedrückten sie. Als kriegerisches Sternenvolk waren sie gewohnt, sich mit allen Kräften zu wehren. Nichts anderes hatten die Diener des Gwyn vor, und die Diener des Gward wollten nichts anderes.

Aber was wollten die Hyptons?

Felur rückte seinen Helm zurecht und stand auf. Seine Gestalt und seine Körperhaltung drückten seine unbeirrbare Überzeugung aus. Langsam ging die Pause zu Ende.

»Gehen wir zurück. Vielleicht erfahren wir detailliert, was die Hyptons wollen. Ihr Standpunkt erscheint mir bis jetzt reichlich indifferent zu sein.«

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

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