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7.

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Zwei Tage und zwei Nächte hielt Aksuum sich in dem Stollen auf, bis er mit sich selbst ins reine kam. Erst Geriag, nun ein für ihn fremder Daila – was mochte Tolden dazu getrieben haben, sich ebenfalls zu opfern? Zugegeben, sein Verhalten war manchmal ein wenig seltsam gewesen, vor allem dann, wenn die Rede auf seine Vergangenheit gekommen war. Tolden selbst mochte das nicht aufgefallen sein, aber Aksuum war ein guter Beobachter, der jede Kleinigkeit registrierte. Ihm war auch nicht entgangen, dass Tolden eine Art Tagebuch führte.

Aksuum blieb auf der Hochebene, die ihm gleichermaßen Nahrung und ein Versteck bot. Die Schlammspringer hatten sich zurückgezogen, und nur selten sah er noch Gleiter der Ligriden am Himmel kreisen. Nie kamen sie näher als bis auf etliche Kilometer.

Als das Raumschiff endlich startete, nahm der Oberste Rat dies mehr oder weniger gleichgültig zur Kenntnis. Dafür schreckte er auf, als er, noch während er dem im Blau des Himmels verschwindenden Punkt nachblickte, aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung am Rand des Erdwalls wahrnahm. Jemand winkte. Und dieser Jemand war Tolden.

»Ich sehe es deinem Gesicht an, dass du mich abgeschrieben hattest«, sagte Tolden, als sie sich gleich darauf gegenüberstanden. »Aber so schnell bekommen mich nicht einmal die Ligriden.«

»Du bist ihnen entkommen?«, stellte Aksuum wenig geistreich fest.

»Wie du siehst«, lächelte Tolden.

»Erzähle!«

»Da gibt es nicht viel ...« Tolden berichtete von seiner Festnahme und dass der Gleiter, in dem er sich befand, wegen eines Triebwerkschadens notlanden musste. »Ich konnte meine Wachen überwältigen, ihnen die Waffen abnehmen und fliehen. Hier ...«, er warf Aksuum einen Strahler zu. »Dass sie mich nicht mehr gefunden haben, siehst du.«

Aksuum nickte bedächtig. Irgend etwas, das spürte er intuitiv, stimmte nicht, obwohl alles logisch klang. Er dachte an den ersten Gleiter, der abgestürzt war. Sollte es wirklich eine derartige Häufung von Zufällen geben?

Besonders ausgeprägte Mutantenfähigkeiten wären eine Erklärung gewesen. Aber glaubte Tolden wirklich, dass er, falls er zu den Verbannten gehörte, auf Dauer unerkannt bleiben würde? Er war zumindest verwirrt, schien sich in einem Zustand zu befinden, in dem Kurzschlusshandlungen nicht auszuschließen waren. Aksuum hätte einiges klarstellen können, hätte nur zu sagen brauchen, dass er Mutanten gegenüber keine Vorurteile hegte, aber er war überzeugt davon, dass Tolden ihm nicht glauben würde. Das Misstrauen, das Mutanten und »Normale« gegeneinander hegten, saß längst zu tief, als dass ein paar freundliche Worte genügt hätten, alle Ressentiments vergessen zu lassen. Selbst gutgemeinte Vorschläge wurden oft als Provokation empfunden.

Für Aksuum stand fest, dass er sich von der Wahrheit überzeugen musste.

In der kommenden Nacht lag er lange wach und lauschte Toldens gleichmäßigen Atemzügen: Irgendwann, obwohl er sich dabei vorkam, als würde er Tolden in den Rücken fallen, erhob er sich leise und öffnete dessen Rucksack. Nur das Tagebuch nahm er heraus und verließ damit die Höhle, die sie als Schlafplatz hergerichtet hatten, um den Gefährten nicht durch das Licht der Taschenlampe aufzuschrecken.

Was er las, war im Grunde eine Bestätigung seiner Vermutungen.

Vorsichtig schob er die zusammengehefteten Blätter an ihren Platz zurück, als Tolden sich plötzlich herumwälzte und sein Handgelenk umklammerte.

»Was hast du gelesen?«

»Genug, um dich nun besser zu kennen als zuvor.«

Schlaftrunken richtete Tolden sich auf. »Soll ich gleich verschwinden, oder hat das wenigstens bis zum Morgen Zeit?«

»Du kannst bleiben, solange du willst.«

»Schöne Worte«, spottete Tolden. »Noch dazu von einem, der dem Obersten Rat angehört. Ich hätte wissen sollen, dass ich dir nicht trauen darf. Was wirst du unternehmen?«

»Nichts. Wenn du willst, kannst du mich nach Aklard begleiten.«

Tolden begann zu lachen. Es klang nicht echt. »Spare dir deinen Zynismus«, stieß er hervor.

*

Siebte Woche

Ich kann es immer noch nicht glauben, aber Aksuum scheint es tatsächlich ehrlich zu meinen. Er wirft alles über den Haufen, was ich je über uns Daila gelernt habe. Sollte wirklich eine neue Zeit angebrochen sein? Ich werde abwarten müssen. Zum Glück weiß Aksuum nicht, dass ich auch die Teleportation beherrsche. Zumindest diese Fähigkeit konnte ich vor ihm geheim halten.

Die Rettungskapsel haben wir unversehrt vorgefunden. Für Aksuum ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Ligriden noch längst nicht aufgegeben haben. Wahrscheinlich lauern sie irgendwo im Tirspun-System darauf, dass ein dailanisches Schiff auftaucht, um ihn abzuholen. Trotzdem bin ich zuversichtlich.

Zehn Tage später

Auch wenn meine präkognitive Gabe durch die neuen Fähigkeiten überlagert wurde, muss mir doch ein Teil davon erhalten geblieben sein. Ich hätte schwören können, dass ich Recht behalte, und heute morgen fing Aksuum erstmals verschlüsselte Symbolgruppen auf, die die Annäherung eines dailanischen Schiffes vermuten lassen.

So froh ich bin, Tirspun endlich den Rücken kehren zu können, so sehr fürchte ich mich vor dem Augenblick, in dem ich meinen Fuß auf den Boden von Aklard setzen werde. Mir wäre wohler, hätte ich Aksuum nicht als Mitwisser. Ausgerechnet ein Mitglied des Obersten Rates. Kann ich ihm wirklich vertrauen? Ich weiß es noch immer nicht. Und wie weit geht seine Macht tatsächlich?

Aksuum hat versprochen, ein gutes Wort für mich einzulegen. Das ist ein dehnbarer Begriff. Ich glaube, ich sollte das Meine dazutun. Obwohl er meine ganze Habe darstellt, werde ich den Glücksstein wegwerfen. Mit ihm kamen die neuen Kräfte, mit ihm werde ich sie wohl auch wieder loswerden. Dann habe ich auf jeden Fall wesentlich bessere Chancen, als normaler Daila durchzukommen, als in meinem jetzigen Zustand.

Eigentlich bleibt mir nichts anderes zu tun, als darauf zu warten, dass ein Raumschiff landet. Meine Erregung wird von Minute zu Minute größer. Ist es Einbildung, oder spüre ich wirklich, dass Angehörige unseres Volkes sich bereits im Orbit um Tirspun befinden?

*

Sie waren überraschend da. Die drei tropfenförmigen Gebilde kamen scheinbar aus der Mittagssonne, und erst als sie auffächerten und mit heulenden Triebwerken über die Ausläufer des Gebirges hinwegjagten, wurden sie für Aksuum und Tolden sichtbar. Das war der Moment, in dem der Oberste Rat eine Zusatzschaltung an seinem Funkgerät aktivierte und damit einen regelmäßigen Peilimpuls auslöste.

Zwei der Beiboote gingen in der Nähe der verlassenen Rettungskapsel nieder, das dritte kehrte in einer engen Schleife zurück.

»Wir empfangen das Signal«, tönte es aus dem Lautsprecher. »Erbitten Identifizierung.«

Aksuum nannte einen Kode, wie er nur von Regierungsmitgliedern benutzt wurde. Minuten später schwebte das knapp fünfzehn Meter messende Beiboot an der Höhle vorbei und landete, nur von seinen Antigravfeldern getragen, am Fuß des Geröllfelds.

Seltsam. Jetzt, da es soweit war, verspürte Aksuum keine Erleichterung. Verstohlen musterte er Tolden, der nicht gerade vor Freude überschäumte.

»Du hältst dein Wort?«

»Verlass dich drauf. Ich vergesse nicht, wer mich vor den Ligriden bewahrt hat.«

»Dann ist es gut«, nickte Tolden. Sobald er sich unbeobachtet glaubte, nestelte er an der Kette um seinen Hals, und endlich ließ er sie in einer Tasche seines Overalls verschwinden.

Täuschte Aksuum sich, oder wirkte Tolden tatsächlich gelöster? Als hätte er etwas hinter sich gebracht, wozu es größter Überwindung bedurfte.

Zwei Bewaffnete salutierten, als sie das Beiboot erreichten. Aksuum winkte unwillig ab. »Lasst den Unsinn. Welches Schiff steht über Tirspun?«

»Die USCHRIIN, Oberster Rat.«

»Ortungen?«

»Keine.«

Aksuum zog die Stirn in Falten. »Dann sollten wir so schnell wie möglich verschwinden. Es ist zwar geraume Zeit her, dass wir Besuch von den Ligriden hatten, doch ich traue ihnen nicht über den Weg.«

»Wir sind über die Bewegungen des Neuen Konzils in diesem Sektor informiert, Oberster Rat. Andernfalls wären wir schon eher gelandet.«

Tolden, der eben noch die Hände in den Taschen vergraben hatte, verschränkte nun die Arme vor der Brust. Sein starrer Blick stand ganz im Gegensatz zu dem fast schon spöttisch zu nennenden Lächeln, das seine Mundwinkel umspielte.

Aksuum ahnte, dass der Verbannte den Moment genutzt hatte, in dem er abgelenkt gewesen war.

»Worauf warten wir noch?«, fragte einer der Bewaffneten.

»Ja, worauf eigentlich?«, pflichtete Tolden bei. »Sehen wir zu, dass wir diese ungastliche Welt verlassen. Bitte, Aksuum, nach dir.«

»Seit wann so förmlich?«, erwiderte der Oberste Rat. »Geh schon zu.« Dabei ließ er Tolden und den anderen geschickt den Vortritt. Während sie nacheinander in der engen Schleusenkammer verschwanden, blickte er suchend um sich. Es war nicht schwer, die Kette und den daran befestigten roten Kristall zu finden; sie lag keine zwei Meter von der Stelle entfernt, wo Tolden gestanden hatte, unmittelbar neben dem Teller einer Landestütze.

Aksuum nahm beides an sich und beeilte sich dann, an Bord zu gehen.

*

Die USCHRIIN nahm Fahrt auf, kaum dass die drei Beiboote eingeschleust waren. Mit höchsten Beschleunigungswerten schickte sie sich an, das Tirspun-System zu verlassen.

Von Tolden gefolgt, suchte Aksuum zuerst die Zentrale auf. Die überschwängliche Begrüßung des Kommandanten ließ er über sich ergehen, um den Mann nicht zu verärgern.

»Wie sieht es aus?«, unterbrach er schließlich dessen Redeschwall.

»Was meinst du?«

»Ligriden. Bestimmt lauern sie irgendwo auf uns.«

»Du kannst beruhigt sein. Wir haben das System abgetastet. Das einzig denkbare Versteck, das noch in Frage käme, wäre innerhalb der Sonnenkorona. Da wir uns aber im Moment von der Sonne entfernen, kann uns kein noch so schnelles Schiff mehr einholen.«

Aksuum blieb skeptisch. »Deine Meinung?«, wandte er sich an Tolden.

»Meine?«, machte der überrascht.

»Natürlich. Oder sollte ich in deinen handgeschriebenen Zeilen etwas Falsches gelesen ...?«

»Schon gut«, wehrte Tolden ab. »Ich fürchte, wir werden Ärger bekommen.«

»Ist dein Freund Hellseher?«, wandte der Kommandant ein.

»Vielleicht«, sagte Aksuum nur. »Es wird sich herausstellen. Wann können wir in den Linearraum gehen?«

»Noch acht Minuten.«

Mit stetig wachsender Geschwindigkeit näherten sich die USCHRIIN dem äußeren Planeten des Systems, den sie in einer Entfernung von weniger als drei Lichtsekunden passieren würde. Noch schwiegen die Ortungen. Doch schon Augenblicke später war das anders. Energieemissionen wurden angemessen.

»Das sind sie!«, behauptete Tolden spontan.

Zwei Schiffe lösten sich aus dem Ortungsschatten des Planeten. Ihre Länge betrug mehr als 1000 Meter und ihre Form mit den drei schlanken Auslegern war unverkennbar. Ligridische Kampfschiffe.

Die USCHRIIN war gezwungen, auf Ausweichkurs zu gehen. Schnell holten die Verfolger auf, setzten die ersten Warnschüsse.

»Schirmfelder aktivieren!«, befahl der Kommandant.

»Sind aktiviert.«

Aksuum legte ihm die Hand auf die Schulter. Als der Mann fragend aufblickte, schüttelte er den Kopf. »Lass die Schutzschirme«, sagte er. »Wir benötigen sämtliche verfügbare Energie auf dem Antrieb. Auch wenn danach nur noch Schrott bleibt.«

»Die Ligriden werden uns vernichten.«

»Das könnten sie auch so. Aber sie wollen mich, und sie werden sich hüten, denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen. Das ist unsere Chance.«

Die Verfolger verstanden es ausgezeichnet, die USCHRIIN wieder in den planetennahen Raum abzudrängen, wo ein Linearmanöver kaum noch möglich war. Aksuum kam nicht umhin, die Erfahrung und Geschicklichkeit der Ligriden zu bewundern. Immer wieder streiften die Ausläufer schwerer Explosionen den dailanischen Kreuzer. Die Ausfälle peripherer Elektronik häuften sich.

Ein erschreckter Ausruf kam von den Ortungen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen materialisierten insgesamt 30 Einheiten nur wenige Millionen Kilometer vor der USCHRIIN. Ihnen auszuweichen war unmöglich.

Gleißende Strahlbahnen woben ein tödliches Netz. Blendend grell sprang ihr Widerschein von den Bildschirmen herab, als sämtliche Schiffe das Feuer eröffneten.

Aksuum versteifte sich unwillkürlich und musste Sekunden später erleichtert feststellen, dass die USCHRIIN nicht einen einzigen Treffer erhalten hatte. Sie durchstieß den Sperrriegel der fremden Schiffe, ohne behindert zu werden.

»Sie greifen die Ligriden an!«, jubelte jemand.

Die so unerwartet zu Hilfe gekommenen Schiffe waren vergleichsweise winzig zu den beiden Kolossen, mit denen sie sich anlegten. Doch ihre Feuerkraft und der Todesmut ihrer Besatzungen machten diesen Nachteil bei weitem wett.

Aksuum schüttelte den Kopf, als das Abbild und die Messdaten eines dieser scheibenförmigen Raumer auf einem Monitor erschienen. Am ehesten erinnerten sie ihn an angriffslustige Insekten, die ihre Flügel nach unten geklappt hatten. Er hatte diesen Typ nie zuvor zu Gesicht bekommen.

Der Kommandant schien seine Zweifel zu spüren. »Seit einigen Tagen treffen aus vielen Teilen von Manam-Turu Meldungen ein, dass solche Schiffe die Ligriden attackieren, wo immer sie sie finden. Es ist ein glücklicher Zufall, dass ein solcher Verband ausgerechnet jetzt und in diesem System auftaucht.«

»Nutzen wir die Gelegenheit, um zu verschwinden«, schlug Aksuum vor.

»Genau das wollte ich auch sagen.«

In geradezu selbstmörderischer Absicht stürzten sich die fremden Schiffe auf die Ligriden. Drei oder vier von ihnen durchschlugen die bereits geschwächten Schutzschirme. Sekundenbruchteile später verging das erste der großen Kampfschiffe in einer verheerenden atomaren Explosion.

Die USCHRIIN beschleunigte weiter und ging Minuten später unbehelligt in den Linearflug über.

*

Der Rücksturz in den Normalraum, nur fünf Lichtjahre vom Tirspun-System entfernt, fiel anders aus als erwartet. Ein halbes Dutzend der kleinen Schiffe war der USCHRIIN gefolgt und kreiste sie ein.

Jäher Kopfschmerz ließ Aksuum zusammenzucken. Aufstöhnend fasste er sich mit beiden Händen an die Schläfen. Im ersten Moment war er versucht, an Strahlungseinwirkung zu glauben, doch dann hätten alle anderen in der Zentrale ähnliche Symptome zeigen müssen. Statt dessen bedachten sie ihn mit überraschten Blicken.

Aksuum taumelte, musste sich in den nächstbesten Sessel fallen lassen. Ihm wurde schwarz vor Augen.

Ich wusste doch, dass er vor der Gefahr kneift. Diese Schreibtischhocker sind alle gleich.

Verärgert blickte Aksuum auf. Er bezog die Worte auf sich.

»Wer hat das gesagt?«

Schweigen. Keiner verstand, was er wissen wollte.

Jetzt dreht er durch. Aber zuvor wollte er befehlen.

Aksuum fuhr sich über die Augen. Der Reihe nach musterte er die Männer und Frauen. Lediglich der Kommandant wich seinem Blick aus.

Kann er am Ende meine Gedanken lesen? Aber das ist Unsinn.

Siedendheiß durchzuckte ihn die Erkenntnis. Seine Rechte fuhr in die Tasche, verkrampfte sich um den Glücksstein. Nach allem, was er wusste, hätte er eigentlich darauf vorbereitet sein sollen. Er, der von Geburt an ein »normaler« Daila war, ohne irgendwelche Psi-Fähigkeiten, spürte plötzlich Kräfte in sich, die ihn erschreckten. Er »hörte« die Gedanken anderer. Als nächstes würde er vielleicht in der Lage sein, Gegenstände zu bewegen, ohne sie anzufassen. Aksuum hatte keine Vorbehalte gegenüber den Mutanten, aber diese Entwicklung, zumal er sie am eigenen Leib verspürte, schockierte ihn zutiefst. Der Stein war schuld daran; am liebsten hätte er ihn sofort weggeworfen, wie Tolden es getan hatte, aber damit hätte er sich vor allen bloßgestellt. Außerdem wuchs die Neugierde in ihm. Sie war der Gegenpol zu der Furcht, die ihn beschlich. Endlich verstand er die innere Zerrissenheit, die ihm an Tolden aufgefallen war.

Die fremden Schiffe zogen sich enger um die USCHRIIN zusammen. Etwas Unheimliches haftete ihnen an. Vergeblich versuchten die Daila, Funkkontakt herzustellen.

Für Aksuum war das alles zweitrangig geworden. Die Geschehnisse innerhalb der Zentrale nahm er nur wie durch einen dichten Nebel hindurch wahr.

Die Furcht, die er spürte, war nicht seine Furcht. Aksuum wollte schreien, sich von alldem lösen – er konnte es nicht. Hilflos stand er der Gefahr gegenüber, die sich aus den Tiefen von Manam-Turu näherte. EVOLO formte sich ein vager Gedanke. Ich bin dein Herr, weil ich dich geschaffen habe. Du musst mir gehorchen. Eine große, düstere, geheimnisvolle Wolke näherte sich. Sie war nichts und doch alles, war alle Macht des Universums ... Nein! Tu's nicht! Du bist mein Geschöpf, mein ... Die Gedanken lösten sich auf, verstummten nach einem letzten hasserfüllten Aufschrei. Auch Aksuum schrie. Der Schock, den das Ende eines unverständlichen Wesens irgendwo in der Weite der Galaxis ausgelöst hatte, war zuviel für ihn. Noch immer schreiend, stürmte er aus der Zentrale, hetzte, von Entsetzen getrieben, durch die Korridore des Schiffes. Ohne sich dessen richtig bewusst zu werden, zog er den Glücksstein aus der Tasche und schleuderte ihn mit aller Kraft von sich. Dann brach er stöhnend zusammen.

*

Mein letzter Eintrag

Wir alle konnten es nicht fassen, aber nachdem Aksuum geradezu fluchtartig aus der Zentrale gestürmt war, kamen die fremden Schiffe zum relativen Stillstand. Fast eine Stunde lang verharrten sie so, um dann ohne jeden ersichtlichen Grund wieder Fahrt aufzunehmen. Die USCHRIIN interessierte sie nicht mehr.

Ich glaube, Aksuum kennt den Grund dafür, doch er rückt selbst jetzt noch nicht mit der Sprache heraus, da wir über Aklard in Warteposition gehen.

Es ist soweit. Ich kann es kaum noch erwarten.

Im ganzen Suuma-System gibt es keine ligridischen Verbände mehr. Auch hier haben unbekannte Einheiten den Gegner aufgerieben. Ganz abgesehen davon, dass Fremde, unter ihnen eine Vielzahl Roboter, sogar die Hyptons in ihren Stützpunkten angegriffen und sie vertrieben haben. Auf Aklard scheint ein unbeschreiblicher Jubel zu herrschen. Das ist genau der richtige Zeitpunkt für mich.

*

Aksuum kannte die Ursache der Geschehnisse. Zugleich wusste er aber auch, dass niemand damit rechnen durfte, dass dieser Faktor noch einmal zu Gunsten der Daila eingreifen würde.

Während Tolden seine Notizen beendete, hielt der Oberste Rat den Glücksstein in der Hand, den er unbemerkt wieder an sich genommen hatte. Der Stein interessierte ihn. Vielleicht konnte dieser kleine Kristall gründlicher zwischen Daila und Mutanten vermitteln, als es selbst Diplomaten je vermocht hätten.

Langsam senkte sich das Raumschiff auf Aklard herab.

Nicht nur für Tolden, auch für Aksuum hatte der Begriff Heimat eine neue Bedeutung gewonnen.

ENDE

In die Zeit, da der Erleuchtete seinen letzten Kampf beginnt, fällt auch ein Ereignis, das sich für Atlan und die anderen Freiheitskämpfer Manam-Turus als bedeutend erweisen soll.

Fartuloon, der Calurier, wird wieder aktiv. Er betreibt seinen Aufbruch aus dem Zeitversteck ...

AUFBRUCH AUS DEM ZEITVERSTECK – so lautet auch der Titel des nächsten Atlan-Bandes. Der Roman wurde von Hans Kneifel geschrieben.

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

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