Читать книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel - Страница 47
7.
ОглавлениеSonnenstrahl hatte in einer der Diskussionen gesagt, dass sie es sehen würden. Und Überwindung hatte hinzugefügt, dass alles ganz anders aussehen würde, wenn der Erleuchtete erst besiegt war.
Susu hatte dem widersprochen, aber das war seine Aufgabe als Agitator und Anheizer der Diskussionen. In diesem Fall musste gesagt werden, dass es ihre Aufgabe war, denn jetzt verstand sich Susu als weibliches Wesen.
»Ihr habt gesagt, ihr würdet Aklard niemals aufgeben«, schrillte sie. »Ich habe es gehört. Aber es entspricht nicht mehr den Tatsachen. Wir müssen Aklard aufgeben. Der Zeitpunkt ist gekommen!«
»Niemals!«, sagte die Überwindung-Traube.
Die Verdammnis-Traube schwieg.
Es waren nurmehr zwei Trauben, die sich für diese Diskussion gebildet hatten. Die Hyptons waren erregt, und in den Trauben wogte es unruhig. Nur Susu hing wie ein Stein an der Haltestange und nahm den Vorgang anscheinend gelassen zur Kenntnis. Es entsprach ihrer derzeitigen Rolle. Innerlich war sie alles andere als ruhig.
»Weißwert muss kommen«, verlangte Überwindung. »Längst ist ein neuer Kontakt zu ihm fällig.«
»Überfällig!«, kreischte Susu. »Überfällig meinst du. Ich sage, er ist kein Freund unseres Volkes. Er will uns verderben. Sein Kontaktversuch diente allein dem Zweck, unsere Position anzupeilen!«
Die Worte riefen Verwirrung und Angst unter den Hyptons hervor. Über ihre technischen Anlagen sowie von einigen ihnen hörigen Daila hatten sie erfahren, dass Atlan mit der STERNSCHNUPPE nach Aklard gekommen war. Sie hatten die Botschaft vom Ende des Erleuchteten vernommen. Zunächst hatte sie diese Meldung in Hochstimmung versetzt, dann jedoch war wieder die Niedergeschlagenheit bei ihnen eingekehrt.
EVOLO hatte sich verselbständigt. Das Geschöpf des Erleuchteten hatte den Schöpfer besiegt und stellte nun eine eigenständige Macht dar.
»Was ist mit EVOLO? Zeigt er sich endlich?«, wollte Verdammnis wissen. »Kennt Weißwert seinen Aufenthalt?«
Die Worte dokumentierten, dass die Hyptons noch immer daran interessiert waren, mit EVOLO ins Gespräch zu kommen. Vielleicht konnten sie mit ihm einen Handel schließen.
Susu schrie: »Mit einem Gegner trifft man keine Vereinbarungen. Besonders, wenn er stärker ist als man selbst. Was geht es uns an, wo EVOLO steckt!«
»In ein bis zwei Tagen sind wir sowieso verhungert«, klagte die Verdammnis-Traube. Sie erinnerte daran, dass keine Ligriden mehr aufgetaucht waren, um den Stützpunkt mit den notwendigen Lebensmitteln zu versorgen. Der Quellenbunker wies nur noch leere Räume auf, und ein Teil von ihnen hatte sich mit defekten Stahlmännern gefüllt. Die Roboter, die noch funktionierten, stellten nur noch eine kleine Streitmacht dar.
»Wir müssen das Risiko eingehen und Weißwert anfunken«, beharrte Überwindung. »Wir dürfen nicht in die Hände der Daila fallen!«
Noch immer hofften sie darauf, dass die neuen Verbände der Ligriden endlich einen Erfolg erzielten und rechtzeitig dafür sorgten, dass Atlan aufgeben musste. Aber je länger die Auseinandersetzung am Rand des Suuma-Systems dauerte, je heftiger die Gefechte zwischen den Schiffen wurden, desto unwahrscheinlicher wurde es. Und befanden sich die Hyptons erst einmal in der Gewalt der Daila, dann mussten sich die Ligriden zurückziehen.
Aber auch davon waren die Hyptons nicht überzeugt. Sie wussten zu genau um die Unverlässlichkeit ihrer Verbündeten, und es stellte sich als Nachteil heraus, dass der Kern der Quellenplaner bisher keinen Kontakt zu seinen Artgenossen in den Raumstationen aufgenommen hatte. Es war ein Fehler, dass man aus Angst vor der Entdeckung auf eingehende und aktuelle Informationen verzichtet hatte.
»Ein Kontakt zu unseren Brüdern und Schwestern wäre sinnvoller als ein Kontakt zu Weißwert«, sagte Verdammnis.
Die beiden Trauben konnten sich nicht einigen, und schließlich gab Susu den Ausschlag.
»Weißwert wird uns herausholen, bevor Ligriden oder Hyptons reagieren können«, stellte sie fest. »Also nehmen wir Weißwert!«
Susu gab Anweisung an einen der Stahlmänner. Der Kontakt zu Weißwert wurde hergestellt.
»Deine Einschätzung war richtig«, teilte Susu mit, als der Unbekannte sich meldete. Während sie die Worte sprach, wurde ihr erst bewusst, wie ungewöhnlich die Situation war. Die beiden Trauben hatten sich nicht vereinigt und auch keinen Sprecher bestimmt. Sie, Susu, war plötzlich der Sprecher. Das war ein Zeichen dafür, wie mutlos die Hyptons geworden waren, aber auch wie schwach. Sie schoben alle Verantwortung von sich.
»Ich verstehe«, antwortete die verzerrte Stimme. »Der Boden Aklards wird euch zu heiß. Der Planet ist für das Neue Konzil verloren. Die Situation im Weltraum entwickelt sich zu ungunsten der Ligriden. Auf anderen Daila-Welten gibt es ähnliche Vorgänge!« Wieder zeigte Weißwert, dass er alles ganz genau verfolgte. »Ich habe euch meine Hilfe angeboten, und ihr seid nach einigem Zögern darauf eingegangen. Es ist an der Zeit, dass ich die Bedingungen für meine Hilfe stelle. Es ist nicht viel, was ich verlange.«
»Sprich!«, sagte Susu. Auch ihr Körper begann jetzt zu beben, aber es war wohl mehr ein Ausdruck fiebriger Erwartung als ein Anzeichen von Angst.
»Ich verlange als Gegenleistung, dass ich ein mit Hyptons und Ligriden gleichberechtigter Partner des Neuen Konzils werde. Da die Ligriden nicht immer zuverlässig sind, dürfte euch an meiner Mitwirkung gelegen sein.«
Schweigen war die Antwort. Die Hyptons hatten mit unverschämten Forderungen gerechnet, aber niemals damit, dass Weißwert so etwas in allem Ernst verlangen würde. Seine Worte zeugten zudem davon, dass er auch über die Verhältnisse innerhalb des Neuen Konzils genau informiert war.
Susu Wies den Stahlmann an, die Mikrofone abzuschalten. Weißwert sollte nicht hören, was der Kern der Quellenplaner besprach und wie er reagierte.
»Es ist zuviel, was er verlangt«, stellte Überwindung fest.
»Unsere letzte Hoffnung, wenn wir überleben wollen«, fügte Verdammnis hinzu. »Gibt es einen anderen Ausweg?«
»Ihr seid mutlos und feige geworden!«, warf Susu den beiden Trauben vor. »Wir sind nicht erpressbar. Weißwert verlangt zuviel. Er ist nicht besser als die Ligriden, und seine Worte erinnern mich an das Verhalten des Erleuchteten. Gute Worte und schlechte Taten. Wir sollten auf der Hut sein und nichts tun, was unsere eigene Position in Manam-Turu schmälert.«
»Es ist das Todesurteil«, bekräftigte die Verdammnis-Traube.
Sie schwiegen wieder, und sie überließen es Susu, die endgültige Entscheidung zu treffen. Susu kämpfte mit sich. Sie konnte es noch immer nicht überwinden, dass es eine Demütigung für sie war, sich von einem Unbekannten helfen zu lassen. Schließlich jedoch siegte die Vernunft. Die Stahlmänner meldeten, dass Atlan und die Daila die Halle mit den Versorgungsanlagen betreten hatten. Kurz darauf fielen die ersten Maschinen aus.
Der Vorfall erleichterte Susu die Entscheidung. Sie ließ den Stahlmann die Mikrofone einschalten.
»Wir nehmen dein Angebot an, Weißwert«, teilte sie ihm mit und schilderte, in welcher Lage sie sich befanden.
»Atlan ist schneller als ich dachte«, erklärte Weißwert. »Mehrmals bereits bin ich mit ihm zusammengetroffen. Er ist die eigentliche Gefahr für Manam-Turu.«
»Wann bist du hier? Wann kannst du uns aufnehmen?« Susu schrillte in hohen Tönen. »Wie lange müssen wir uns noch halten?«
»Es dauert nicht lange. Ich bin so gut wie da. Ich rette euch gleich!«
Susu erschrak. Bedeutete es, dass Weißwert sich auf Aklard aufhielt oder sogar in der Nähe des Stützpunkts?
Sie erhielt keine Antwort auf ihre diesbezügliche Frage. Weißwert sagte nur: »Ich komme. Ihr seid schon fast gerettet!«
Dann zeigte ein leiser Summton, dass die Funkverbindung mit dem Unbekannten unterbrochen war.
»Weißwert wird trotz allem zu spät kommen«, sagten die beiden Trauben gleichzeitig. »Aber er darf nicht zu spät kommen!«
»Er kommt nicht zu spät. Er rettet uns. Und wir werden miterleben, wie vom Born der Ruhe jene Entwicklung ausgeht, die uns endgültig die Macht in Manam-Turu sichert«, bekräftigte Susu. »Wir werden EVOLO mit dem Psionischen Tor einfangen und ihn uns gefügig machen!«
*
Eine flüchtige und unbeabsichtigte Berührung am Arm war es nur, die Yukan elektrisierte. Fast wollte er alles vergessen, was um ihn herum war, das Getöse in den Rohrleitungen, das Kreischen der Wände. Er wollte nur noch Augen für Opala haben, die ihn berührt hatte. Da aber klang ihre Stimme neben seinem Ohr auf. Ihre Härte riss ihn sofort in die Wirklichkeit zurück.
»Wir sitzen in der Falle!«, schrie sie.
Die Daila hatten angehalten. Das Tor, durch das sie gekommen waren, hatte sich knallend geschlossen. Eine zusätzliche, blau schimmernde Metallplatte hatte sich darübergeschoben, und jeder Versuch der Mutanten und der Strahlwaffen war gescheitert. Der Rückweg war vorläufig abgeschnitten, und die Daila überlegten, wie sie am besten vorgehen wollten.
Es blieb nur der Weg nach vorn. Sie setzten sich in Bewegung. Über ihnen blitzte es auf. Ein tonnenschweres Stück löste sich aus der Decke und stürzte herab. Yukan riss Opala zur Seite. Die übrigen Daila sprangen nach allen Richtungen auseinander. Yukan spürte den Luftsog, den das Stück erzeugte. Dicht neben ihm krachte es zu Boden. Der Schlag war so groß, dass der Daila das Gleichgewicht verlor und daraufstürzte. Opala zog ihn hastig weg. Sie deutete empor. Dort wurde soeben ein weiteres Deckenstück herausgeschnitten.
»Die Stahlmänner!«, zischte die Orterin. »Ich kann keine Hirnwellenmuster empfangen, also sind es die Roboter!«
Die Daila rannten los und gelangten an die Tür, die als einziger Fluchtweg blieb. Sie war unverschlossen, und Opala eilte hindurch, gefolgt von Yukan und den anderen. Sie waren froh, der Hölle entronnen zu sein und achteten weniger auf den Sinn der offenen Tür. Sie merkten es erst, als sich der Fußboden plötzlich abzusenken begann.
»Eine Falle!«, schrie einer der Mutanten. Er besaß die Fähigkeit, in den Gedanken anderer Daila zu lesen. »Wir sitzen in der Falle!«
Opala schloss die Augen und konzentrierte sich. Ihre Hände spannten sich um den fünften Glücksstein, den sie zur Verstärkung ihrer Fähigkeiten mit sich führte.
»Es läuft alles automatisch«, hauchte sie abwesend. »Es sind keine Lebewesen in der Nähe.«
»Wo ist Atlan?«, fragte Yukan.
»Er ist in der Nähe. Irgendwo im Zentrum des Stützpunkts. Ich kann es nicht genau erkennen. Die Hirnwellenmuster der Hyptons überlagern alles andere.«
»Was bedeutet es?«
»Es kann Panik sein. Oder es ist Freude und Triumph!«
»Wir müssen zu Atlan stoßen, koste es, was es wolle«, stieß Yukan hervor. Er hob seine Waffe und brannte ein Loch in die linke Wand. Dahinter war es finster, und als der Daila erneut schoss, drang der Geruch von schmelzendem Gestein in seine Nase.
Als Antwort darauf klappte der Korridor um eine unsichtbare Achse. Die eine Hälfte senkte sich, und die Daila purzelten nach unten in eine Öffnung. Ehe Yukan und Opala sich bewegen konnten, waren alle ihre Begleiter verschwunden. Ihre Rufe drangen zu ihnen herauf, während der Boden sich wieder schloss. Yukan wollte etwas sagen, aber im nächsten Augenblick geschah mit der zweiten Korridorhälfte dasselbe. Die beiden Daila stürzten und rutschten mit den Beinen voran nach unten. Sie verloren den Boden unter sich. Es gab einen kurzen, pfeifenden Ton, dann schlugen sie hart auf. Augenblicklich schaltete sich Yukans Brustlampe ein und beleuchtete die Umgebung. Er stellte fest, dass er nicht verletzt war. Er kroch zu Opala und untersuchte sie vorsichtig. Benommen kam die Mutantin auf die Beine.
Ein Kratzen und Schaben alarmierte die beiden. Yukan fuhr herum. Die Lampe beleuchtet etwas, was wie ein gefährliches Monstrum aussah. Es bewegte sich auf sie zu, und an seiner Vorderseite befanden sich rotierende Walzen mit scharfkantigen Metallbolzen. Die Maschine knackte und rasselte, aber sie hielt nicht an.
Yukan schoss. Ein Strahl durchzog das Gewölbe und suchte sich den Weg in das Metall. Er zischte und stank, aber das Monstrum rollte weiter. Opala hatte ihre Waffe ebenfalls aktiviert und unterstützte den Artgenossen. Die Sekunden verstrichen, ohne das ein wichtiges Element des Automaten beschädigt wurde, der wie ein Abfallzerkleinerer dailanischer Bauart aussah. Vielleicht war es tatsächlich einer, und die Hyptons hatten ihn von den Stahlmännern umbauen lassen.
Mit einem Donnerschlag kam das Monstrum endlich zum Stehen. Es wurde leiser, die Geräusche erstarben nach einem kurzen Winseln. Die beiden Daila konnten von Glück reden, dass es nicht explodierte. In der engen Felskammer, in der sie sich befanden, wäre es ohne erhebliche Verletzungen nicht abgegangen, wenn die Metallteile nach allen Seiten davongespritzt wären.
»Das war knapp!«, sagte Opala. Sie hielt nach Yukan Ausschau, aber der Daila war verschwunden. Ein Klacken oben an der Decke deutete darauf hin, dass dort etwas vor sich gegangen war. Opala leuchtete hinauf, aber sie sah nur den Metallschimmer. Eine Öffnung war nicht zu erkennen.
Die Mutantin suchte die Felskammer ab. Schließlich kletterte sie über das Monstrum hinüber und wandte sich dorthin, wo es hergekommen war. Sie fand eine kleine Luke, die in einen Schacht hinausführte. Sie wurde offensichtlich nur benutzt, wenn Reparaturen ausgeführt werden mussten. Oder der Schacht diente dazu, die von der Maschine zerkleinerten Überbleibsel abzutransportieren.
Sprossen waren in dem schrägen Schacht keine angebracht. Opala klemmte sich hinein und arbeitete sich langsam aufwärts. Ausrutschen durfte sie nicht, denn dann geriet sie in Lebensgefahr. Wenn sie die Talfahrt nicht aus eigenen Kräften stoppen konnte, wusste sie nicht, wo sie am unteren Ende landen und wie sie die Landung überstehen würde.
Der Mutantin brach der Schweiß aus. Sie benötigte alle Kräfte, und der Schacht wurde immer steiler. Sie verlor das Zeitgefühl, und in der Zwischenzeit musste Atlan längst zu den Hyptons vorgestoßen sein.
Endlich gelangte sie auf eine Plattform und eilte über sie hinweg. Sie fand Zeit, sich zu konzentrieren. Mit dem Kopf stieß sie fast an die Decke.
Opala zuckte zusammen. Die Hirnwellenmuster der Hyptons waren so deutlich wie nie. Sie mussten sich in unmittelbarer Nähe aufhalten. Die Mutantin entfernte sich von der Plattform und betrat einen anschließenden Korridor. Die Muster wurden schwächer, und nach mehreren Versuchen war sie überzeugt, dass sich die Hyptons in einem Raum über der Plattform befanden.
Sie entsicherte den Strahler und begann, ein großes Loch in die Decke zu schneiden. Die Hitze strahlte zurück, und sie schwitzte noch mehr. Schließlich schaffte sie es, und ein Metallstück von rund fünf Metern Durchmesser löste sich und krachte auf die Plattform. Ein Teil der Plattform brach ab und stürzte mit dem Deckenstück auf den Schacht.
Opala hatte kaum Zeit festzustellen, dass der Schacht sich weitete und die Trümmer gierig verschlang. Sie hörte ein Rauschen und Schlagen von oben.
»Holt sie herauf«, verstand sie eine fremdartige Stimme. Stahlmänner schwebten herab und kreisten sie ein.
In dieser Situation wurde die Mutantin zu einer eiskalten Kämpferin. Sie schoss um sich, und es gelang ihr, alle Stahlmänner bis auf einen außer Gefecht zu setzen. Diesem trennte sie die Greifarme ab und hielt sich an ihm fest, bis er aus eigenem Antrieb wieder nach oben schwebte. Das alles ereignete sich in wenigen Sekunden, und als Opala mit dem Kopf durch das Loch tauchte, löste sie sofort wieder ihre Waffe aus. Der Strahl beleuchtete zwei zappelnde Trauben, die an der Decke hingen.
»Wir sind friedlich«, vernahm Opala wieder die Stimme. Sie sprach das Aklardische holprig aus. »Wir tun nichts!«
Sie ließ den Roboter los und setzte ihn außer Gefecht. Draußen hinter einer Tür hörte sie Kampflärm. Kurz darauf öffnete sich die Tür. Ein Stahlmann flog herein. Er besaß keinen Kopf mehr.
»Atlan!«, schrie Opala. Der silberne Haarschopf des Arkoniden tauchte in der Halbdämmerung auf.
»Opala!«, rief er. »Wir haben deine Daila befreit. Wo steckt Yukan?«
»Ich weiß es nicht!«, stieß sie hervor. Sie drängte an dem Arkoniden vorbei in die Halle, durch die Atlan gekommen war. Hinter ihr dröhnte es. Blendende Helligkeit fiel plötzlich in den Raum. Die Decke hatte sich geöffnet. Eine laute Stimme hallte herab.
»Hier ist Weißwert! Ich komme, um euch zu befreien. Vertraut euch mir an!«
Die Daila strömten in den Raum hinein. Die Hyptons hingen steif wie Früchte an ihren Haltestangen. Ein Sog fasste nach ihnen. Mehrere der Wesen wurden von herabfallendem Gestein getroffen. Sie ließen los und stürzten aus der Traube in den Abgrund, den Opala geschaffen hatte. Sie verschwanden lautlos.
Die Daila wichen zurück. Die Mutanten setzten ihre telekinetischen Kräfte ein, aber das konzentrierte Feld, das von oben kam, war stärker. Sie gaben es auf und verfolgten, was in dem Raum geschah, in dem sich die Hyptons aufhielten. Eine der Haltestangen war durch die Öffnung der Decke beschädigt worden. Sie löste sich ruckartig, und dann stürzte sie. Das Traktorfeld jedoch fing sie auf und riss sie hinauf gegen das Licht. Die Tageshelligkeit wurde von einem Schatten verdunkelt, auf den die Hyptons zuschwebten. Deutlich war zu sehen, dass neben der Traube ein einzelner Hypton hing.
Wieder stürzte Geröll herab. Die Decke riss, und ein Teil mit der zweiten Traube kippte seitlich weg. Die Hyptons reagierten falsch. Statt sich weiter anzuklammern und zu warten, dass das Traktorfeld sie erfasste, ließen sie die Stange los. Die Traube stürzte abwärts, wurde von dem Feld nur gestreift und verschwand in der Tiefe. Ächzende Laute drangen herauf, dann herrschte Ruhe. Ein Krachen zeigte, dass in der Tiefe niemand überlebt haben konnte.
»STERNSCHNUPPE, halte das fremde Schiff auf«, sagte Atlan in sein Funkgerät. Er wandte sich an Opala, die starr unter der Tür stand. »Hier können wir nichts mehr tun!«
»Oh, doch!«, stieß die Mutantin hervor. Dann verschwand sie. Sie hörte die Antwort der STERNSCHNUPPE nicht mehr.
Sie winkte zwei Daila zu sich. Gemeinsam machten sie sich auf die Suche. Yukan war aus der Felsenkammer nach oben gezogen worden, also musste er sich irgendwo in der Nähe aufhalten. Sie suchten jeden Winkel ab und jede Kammer. Über eine Stunde durchkämmten sie den Stützpunkt. Inzwischen hatten die übrigen Daila längst damit begonnen, die Speicher der Hyptons anzuzapfen und die Informationen in die STERNSCHNUPPE zu überspielen. Was aus den geretteten Hyptons geworden war und wer sie entführt hatte, schien unklar zu sein.
Endlich fanden sie Yukan. Die Stahlmänner hatten ihn in eine kleine Kammer gesperrt, die durch die Ereignisse deformiert worden war. Mehrmals schon waren sie daran vorbeigekommen, ohne Yukan zu entdecken. Der Daila war zwischen zwei Metallplatten festgeklemmt, und sie mussten ihn herausschneiden. Opala fing den nach vorn kippenden Körper sanft auf und legte ihn vorsichtig auf den Boden. Sie öffnete seine Jacke und untersuchte ihn. Allem Anschein nach hatte er sich nichts gebrochen. Er war bewusstlos, wahrscheinlich aus Sauerstoffmangel in der engen Kammer.
Minuten später kam er zu sich. Er schüttelte verwundert den Kopf und schlug die Augen auf. Seine Lippen bewegten sich, als er Opalas Gesicht erblickte. Die Mutantin lächelte.
»Hirnwellenmuster von Bewusstlosen zu erkennen, ist eben auch schwierig«, sagte sie. »Wir haben dich so gefunden!«
Mühsam richtete er sich auf. Er betastete sich. Er war heil geblieben.
»Du hast mir das Leben gerettet«, stieß er hervor. »Wie kann ich es dir nur danken?«
»Auch du hast mir das Leben gerettet«, erwiderte sie. »Als das Deckenstück herunterkam. Erinnerst du dich?«
Er nickte fahrig, und sie legte den Arm um seine Schultern und stützte ihn.
»Komm, Yukan. Der Kampf ist vorbei. Es hat keine weiteren Toten gegeben mit Ausnahme von Hyptons!«
Die Daila um Atlan bestätigten ihre Aussage. Mrothyr war mit einem Antigravgürtel hinab in den Schacht geflogen. Dort unten hatte das Metall die Hyptons zugedeckt und ihnen ein Grab bereitet. Der Schacht wurde zugeschmolzen.
Inzwischen wimmelte es über der Ebene der ewigen Bäume von Gleitern und kleineren Raumfahrzeugen. Yukan und Opala suchten die STERNSCHNUPPE auf, und dort empfing Atlan sie mit Neuigkeiten.
»Es war die LJAKJAR. Sie tauchte plötzlich über der Ebene auf und nahm einen Teil der Hyptons an Bord. Die Hälfte dieser Wesen wurde geborgen.«
»Der Name LJAKJAR bedeutet KETTENHUND«, sagte Yukan. »Wenn wir deinen Erzählungen glauben dürfen, dann ist das Dharys' Schiff. Dann hat ein Daila die Hyptons gerettet!«
»Es ist richtig. Dharys muss Weißwert sein«, sagte Atlan. »Und er handelt nicht im Sinn seines Volkes. Er handelt vielleicht noch im Sinn des Erleuchteten. Und in diesem Fall im Sinn des Neuen Konzils. Damit können wir endgültig davon ausgehen, dass er unser Feind bleibt!«
Zwei Daila betraten die Zentrale des Diskusschiffs. Es waren Aksuum und Urlysh.
»Es ist vorbei!«, verkündeten sie. »Kurz bevor dieser Weißwert mit seinem Schiff erschien, haben die Überreste der ligridischen Flotte die Flucht ergriffen. Und in den Speichern der Hyptons entdeckten unsere Spezialisten eine Auflistung aller Stützpunkte im Suuma-System. Die letzten werden in diesen Minuten ausgehoben.«
Die Daila brachen in Jubel aus.
»Damit ist Aklard wieder im Besitz der Daila. Aber nicht nur Aklard, sondern das ganze System«, sagte Mrothyr. »Ich wollte, es wäre auf Zyrph ebenso.«
»Was nicht ist, kann noch werden, Mrothyr«, rief Chipol mit heller Stimme. Sie überschlug sich, und Atlan sah, dass der Junge ungemein bleich wirkte. Es lag an der Erwähnung von Dharys, der sein Vater war.
»Wir werden eines nicht vergessen«, meinte Urlysh feierlich. »Dass es die Mutanten unseres Volkes waren, die uns die endgültige Freiheit gebracht haben!«