Читать книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel - Страница 89
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ОглавлениеUnd die Krelquotten kamen!
Zuvor verschwanden jedoch alle Fremdwesen spurlos aus meiner Umgebung, von den Halugatoren bis zu den Daila-Imitationen. Für kurze Zeit war die Zentrale bis auf mich wieder vollkommen leer, dann aber tauchten zwei der Fast-Grislys per Teleportation ein paar Meter neben mir auf.
Diese Exemplare hatten aber keinen schwarzbraunen, sondern einen silbrigen, fast weißen Pelz. Auch sie waren um einiges größer als ich, sie standen sekundenlang regungslos da und musterten mich aus ihren großen dunklen Knopfaugen. Ich beschloss, zuerst aktiv zu werden, weil ich mir davon einen gewissen Vorteilseffekt versprach, erhob mich und wandte mich ihnen zu.
»Habt ihr wirklich gemeint, mich mit euren müden Projektionen beeindrucken zu können?«, erkundigte ich mich mit deutlichem Spott. »Sie waren für mich sehr leicht zu durchschauen, deshalb habe ich sie auch konsequent ignoriert. Irgendwann musstet ihr persönlich kommen, weshalb habt ihr das nicht früher getan? Ich habe nichts gegen euch. Was ihr den Daila angetan habt, steht für mich auf einem anderen Blatt. Nun aber zur Sache: Was wollt ihr nach der Entführung meiner Freunde, deren Freigabe ich kategorisch fordere, noch von mir?«
Die Pseudobären sahen sich an, vermutlich tauschten sie dabei ihre Gedanken aus und berieten ihr weiteres Vorgehen.
Ich hätte einiges darum gegeben, nun Gucky zu sein. Leider hatte aber die ARK SUMMIA meinem Extrahirn keine Psi-Gaben verliehen. Deshalb konnte ich nach meiner verbalen Präventivattacke nur abwarten.
Die Krelquotten waren mir nach wie vor fremd, ihre Psi-Gaben plus ihrer andersartigen Mentalität machten sie unberechenbar für mich. Was mochte nun wohl in ihren Bärenschädeln vorgehen, welche Rolle hatten sie mir in dem großen Chaos auf Cirgro zugedacht ...?
Lass dich keinesfalls einschüchtern!, ermunterte mich nun mein Extrasinn. Du bist für sie ebenfalls eine unbekannte Größe, weil du parapsychologisch immun bist, nicht nur taub, wie ein Teil der hiesigen Daila. Dies ist ein Phänomen, das ihnen bisher offenbar noch nicht begegnet ist.
Das Schweigen der Pelzwesen dauerte immer noch an – es schien so, als hätten sie geglaubt, aus der Nähe meine Gedanken lesen oder mich irgendwie beeinflussen zu können. Diese Rechnung ging naturgemäß nicht auf, und nun wussten sie nicht so recht, wie sie mir weiter begegnen sollten. Nun, das gönnte ich ihnen aus vollem Herzen, sie hatten mir schon genügend Schwierigkeiten bereitet, von dem allgemeinen Chaos auf Cirgro ganz zu schweigen.
Schließlich waren sie aber doch zu einem Entschluss gekommen, und der linke Krelquotte sagte in etwas unbeholfenem Dailanisch: »Wir benötigen eine Auskunft von dir, Arkonide Atlan. Du kennst eine Person, die sich Anima nennt, nicht wahr?«
Anima ...?
Ich hatte mit allem möglichen gerechnet, bestimmt aber nicht mit gerade dieser Frage!
Abgesehen davon, dass ich keine Ahnung hatte, wo sich Anima jetzt befinden mochte – wie kamen sie ausgerechnet auf sie? Sie hatte mit den Ereignissen auf dieser Welt doch nicht das geringste zu tun, war meines Wissens noch nicht einmal in der Nähe von Cirgro gewesen. Was, bei EVOLO und allen Hyptons, wussten oder wollten sie wohl von ihr ...?
Ich war restlos verblüfft und mein Extrasinn offenbar auch, denn er reagierte nicht.
Also versuchte ich, das Problem selbst zu bewältigen, doch ich schaffte es einfach nicht. Ich dachte intensiv über Anima nach, die mir als lebendes Raumschiff gedient hatte. Konnte sich diese Frage auf ihr früheres Dasein beziehen, gab es da vielleicht einiges, von dem ich nichts wusste?
Das mochte durchaus sein, aber ein Zusammenhang ausgerechnet mit den Krelquotten erschien mir mehr als unwahrscheinlich.
Schließlich gab ich auf, behielt jedoch das Pokergesicht bei, das ich trotz aller Überraschung aufgesetzt hatte. Aus den nur halb geöffneten Lidern sah ich verstohlen zu den Bärenwesen hinüber, während ich mir weiter den Anschein intensiven Nachdenkens gab.
Ihre Gesichter waren zum größten Teil ebenfalls bepelzt, also war es schwer, darin eine Regung zu erkennen. Vielleicht hätte mir ihre Mimik auch gar nichts gesagt, dazu waren sie mir noch viel zu fremd. Der starre Ausdruck ihrer Augen erinnerte jetzt aber sehr an den jener Plüsch-Teddybären, die es einst auf der Erde gegeben hatte, und das verriet mir genug.
Er ähnelte zugleich dem terranischer Mutanten, wenn sie sich in einer Konzentrationsphase befanden, das erkannte ich.
Und auch die Krelquotten steckten jetzt mitten in einer solchen – sie bemühten sich krampfhaft, meine Gedanken auffangen zu können! Ein Versuch am untauglichen Objekt allerdings, denn gegen meine Mentalstabilisierung kamen sie einfach nicht an ...
Doch ich tat nichts, um ihnen irgendwie zu helfen, ich grinste nur innerlich still vor mich hin.
Bisher hatten sie mit ihren hervorragenden Psi-Gaben offenbar immer alles erreicht, was sie wollten. Selbst die Daila-Mutanten im Zustand überhöhter Kapazität nach dem Versagen der Glückssteine hatten ihnen nicht widerstehen können. Nun hatten sie es jedoch mit einem »Normalen« zu tun, der in paramentaler Hinsicht für sie schon wieder anomal war, und das musste sie schwer frustrieren!
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil für dich!, urteilte der Logiksektor nun. Sie wollen etwas von dir, können es aber auf die ihnen geläufige Weise nicht bekommen, also werden sie wohl oder übel umdisponieren müssen. Wenn du es geschickt genug anfängst, dürftest du also einiges erreichen können, das von Vorteil für dich, Chipol und Mrothyr ist.
Das war ein gutes Stichwort, und ich griff es sofort auf!
In meinem Hirn begann in vagen Umrissen ein Plan zu keimen, ich überlegte weiter, und neue Einzelheiten kamen hinzu. Ja, so musste es gehen – ich hatte zwar nur einen einzigen Trumpf in diesem Spiel, doch ich hatte nicht umsonst auf der Erde unter anderem auch das Pokerspiel erlernt!
So wartete ich geduldig, bis sich die beiden Pseudobären endlich aus ihrer Erstarrung lösten, setzte dann mein bestes Lächeln auf und erkundigte mich scheinbar leichthin:
»Nun, habt ihr alles erfahren, was ihr wissen wolltet? Zeit genug hattet ihr dazu ...«
*
Andere Wesen mit einer aggressiveren Mentalität hätten nun vermutlich recht heftig reagiert, denn diese Frage war eine kaum verhüllte Provokation gewesen.
Die Krelquotten dagegen hielten offenbar wirklich nichts von jeder Art von direkter körperlicher Gewalt. Mit ihren massigen Gestalten waren sie mir an Körperkräften weit überlegen, gegen sie hätte ich trotz aller Dagor-Technik unweigerlich nur den kürzeren gezogen.
Und doch machten sie nicht die geringsten Anstalten, mich nun anzugreifen, um so eine Aussage zu erpressen!
Im Gegenteil, in ihren dunklen Knopfaugen stand nichts weiter zu lesen, als ein Ausdruck von Enttäuschung und Resignation. Ich wiederum schwieg nun ostentativ und wartete auf ihren nächsten Zug, der zwangsläufig kommen musste.
Er fiel jedoch nicht besonders gut aus, denn er bestand nur aus der erneuten Frage: »Was weißt du über Anima?«
Diesmal hatte das andere Pelzwesen gesprochen, und das klang noch etwas holpriger als zuvor. Kein Wunder, denn dieses Volk verständigte sich untereinander wohl nur auf rein telepathischer Ebene. Die Sprache der Daila hatte ein Teil aber notgedrungen erlernen müssen, weil es unter den Aklard-Abkömmlingen nur einen geringen Anteil von Telepathen gab.
Außerdem hatten die Krelquotten den Daila freiwillig einen großen Teil ihres einstigen Lebensraums überlassen, und auch dies war durchaus nicht selbstverständlich gewesen. Inzwischen hatte sich die Lage aber drastisch verändert, das sagte der Zustand jener Städte, die ich bisher gesehen hatte, mehr als deutlich aus.
Doch nicht nur alle Daila waren daraus verschleppt worden, man hatte auch meine beiden Freunde noch aus dem Schiff entführt. Das wog alles wieder auf, was zugunsten der Bärenwesen hätte sprechen können, und entsprechend verhielt ich mich nun auch.
»Weshalb sollte ich das gerade euch sagen?«, fragte ich betont kühl zurück.
»Das geht dich gar nichts an!«, sagte nun der erste Krelquotte abweisend. »Wir müssen aber jedenfalls alles über Anima wissen, darum bestehen wir darauf, dass du uns eine möglichst erschöpfende Auskunft gibst.«
Ich behielt mein Pokergesicht bei, wiegte den Kopf und tat so, als dächte ich erst jetzt eingehend über dieses Problem nach.
»Nun, darüber ließe sich eventuell reden«, räumte ich schließlich mit offensichtlichem Widerstreben ein. »Allerdings nur dann, wenn es zu einer Kompensation kommt, darauf muss ich ebenfalls bestehen.«
»Was verstehst du darunter?«, wollte der zweite Grisly wissen, dieser Ausdruck war ihm offenbar nicht geläufig.
»Einen gewissen Ausgleich der beiderseitigen Interessen meine ich«, erklärte ich lakonisch. »Ich weiß etwas, das ihr erfahren wollt, ihr wiederum habt etwas entwendet, das ich zurückbekommen möchte. Versteht ihr das?«
»In etwa schon«, gab Nummer eins – ihre Namen hatten sie mir nicht genannt – nach kurzem Zögern zurück. »Gut, dein Wunsch soll erfüllt werden, wenn es sich machen lässt; worin besteht er?«
Waren die Krelquotten in Bezug auf meine Gefährten wirklich ahnungslos, oder taten sie nur so? Bei einem Volk, unter dem die Telepathie alltäglich war, hätte eigentlich jeder alles wissen müssen, ausgenommen rein persönliche und intime Dinge. So stellte ich es mir jedenfalls vor, als krasser Außenseiter auf dem Gebiet.
Das ist durchaus nicht gesagt!, warf sofort mein Extrasinn ein. Auch bei diesen Wesen müsste es eine gewisse Oberschicht geben, eine Art von Herrscherkaste also, wie bei fast allen Naturvölkern. Und etwas anderes sind diese Waldbewohner trotz ihrer Psi-Gaben eben doch nicht, auch bei ihnen dürften einige mehr zu sagen haben als die große Masse. Dann ist es aber nur logisch, dass jene nicht all ihr Wissen auch allen anderen zukommen lassen, damit sie sich ihren Status erhalten können, nicht wahr?
Das wäre, in dürren Worten ausgedrückt, nichts weiter als eine besondere Abart von Machtpolitik gewesen! Konnte es eine solche selbst hier auf Cirgro geben, unter den meiner Ansicht nach doch recht unbedarften Krelquotten?
Ganz auszuschließen war es jedoch nicht.
Schlechte Beispiele verderben oft die besten Sitten, das war schon im Arkonidischen Imperium so gewesen. Damit steckte ein so genanntes höherstehendes Volk nach und nach auch andere an, mit denen es in engere Berührung kam. Zwar hatten sich gerade die Pelzwesen immer betont von den Daila ferngehalten, das wusste ich seit kurzem. Doch ihnen konnte infolge ihrer Psi-Gaben eben nichts verborgen bleiben, was bei diesen geschah!
Ein langes Nebeneinander auf demselben Planeten, das konnte nicht ohne gewisse Auswirkungen bleiben. Sicher, die Daila hatten nichts von den Krelquotten übernehmen können, sie hatten diese nur ganz selten zu Gesicht bekommen. Umgekehrt war es aber bestimmt ganz anders gewesen, also hatte der Extrasinn vermutlich wieder einmal Recht.
Natürlich waren die »Oberen« der Pseudobären nicht selbst zu mir an Bord gekommen, sie hatten nur ihre Abgesandten geschickt. Mit einem festen Auftrag zwar, aber ohne ein umfassendes Wissen über die letzten Zusammenhänge – ich hätte es kaum anders gemacht! Je weniger ein Unterhändler wusste, um so weniger konnte er dann verraten, wenn es hart auf hart kam ...
»Wir warten auf deine Antwort, Arkonide Atlan!«, riss mich eine gutturale Stimme aus meinen Überlegungen. Ich sah auf und nickte.
»Gut, die sollt ihr bekommen: ich bin bereit, euch alle Fragen über Anima zu beantworten, vorausgesetzt, dass ihr mich zuvor mit meinen entführten Gefährten Mrothyr und Chipol zusammenbringt! Ich will sie erst sehen und von ihnen selbst hören, dass es ihnen gut geht, früher werde ich nicht reden. Akzeptiert ihr das?«
Nun waren es die Krelquotten, die schwiegen, anscheinend nahmen sie Gedankenverbindung mit jenen auf, die sie zu mir geschickt hatten. Es vergingen etwa zwanzig Sekunden, dann hob Nummer zwei die rechte Pranke und machte eine zustimmende Geste.
»Deinem Verlangen wird stattgegeben, um dir zu beweisen, dass wir guten Willens sind«, erklärte er. »Halte auch du deinen Teil dieser Abmachung ein, mehr wollen wir nicht von dir.«
»Darauf könnt ihr euch fest verlassen«, versicherte ich mit möglichst würdevoller Miene. Dass ich dabei noch eine Anzahl von Hintergedanken hatte, verschwieg ich natürlich vornehm ...
*
»Ich habe nun wieder Energie für den Antrieb«, sagte das Schiff schon wenige Sekunden später. Den Auftritt dieser Besucher hatte es natürlich registriert, enthielt sich aber jeder Äußerung dazu. »Gilt deine Startanweisung von vorhin noch?«
Wie es die Bepelzten anstellten, der STERNSCHNUPPE ganz nach Belieben den »Saft« abzudrehen und wieder zurückzugeben, würde mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Sie danach zu fragen, war witzlos, denn ich hätte es ja doch nicht begriffen, selbst wenn sie sich dazu herablassen sollten, mir zu antworten. Also ließ ich es und erkundigte mich statt dessen: »Wo liegt unser Ziel?«
Nummer eins sagte es mir, und ich gab die Order an das Schiff weiter. Es hob gleich darauf ab, als hätte es niemals Probleme gegeben, und die tote Stadt blieb hinter uns zurück.
Bis dahin waren wir immer nur im Zickzack von einer Stadt zur anderen geflogen, jetzt wies unser Kurs nach Nordwesten. Dort lag die Hauptmasse des Kontinents, wir tangierten noch zwei Städte und überquerten dann eine niedrige Bergkette. Hinter dieser waren keine Anzeichen von Zivilisation mehr zu sehen, nur ausgedehnte, von größeren Lichtungen durchsetzte Wälder.
Dies musste das uneingeschränkte Herrschaftsgebiet der Bären sein, die Daila hatten angenehmere Gebiete bevorzugt. Die beiden Krelquotten standen nun regungslos hinter mir und starrten auf die Sichtschirme, aus dieser Perspektive hatten sie ihren Planeten bestimmt noch nie gesehen.
Ich wies die STERNSCHNUPPE an, langsamer zu fliegen, allerdings nicht ihnen zu Gefallen. Es kam mir darauf an, möglichst viele Details über Cirgro in Erfahrung zu bringen. Sie konnten mir im Fall irgendwelcher Schwierigkeiten von Nutzen sein.
Und das zahlte sich auch tatsächlich aus.
Wir flogen nur etwa zwei Kilometer hoch, die Zoomoptiken ließen mich mühelos auch kleinste Details unter uns erkennen. Zunächst brachte mir das nichts, aber dann lichtete sich das Baummeer, eine große freie Fläche kam in Sicht. Auf ihr erkannte ich sofort die Anzeichen von planmäßiger Bodennutzung. Ich ruckte hoch und dann schaltete ich schnell.
»Sofort abbremsen, STERNSCHNUPPE, bis zum völligen Stillstand!«, befahl ich erregt.
Das Schiff reagierte so rasch wie immer, und dann schwebten wir auf der Stelle, mitten über ausgedehnten Feldern.
Solche gerade hier zu sehen, war eine große Überraschung für mich. Sonst gab es nur rings um die Städte der Daila die durch automatische Maschinen bewirtschafteten Farmen, sie alle waren nun aber restlos verwildert. Diese Felder zeigten zwar nicht die sonst üblichen schnurgeraden Reihen, doch auf ihnen standen Gewächse, die es sonst eben nur auf den Farmen gab.
Das war jedoch noch nicht alles.
In den Lücken zwischen den Pflanzenreihen bewegten sich gebückte Gestalten. Sie hatten Werkzeuge wie Spaten oder Hacken in den Händen und arbeiteten eifrig damit. Ihr Anblick elektrisierte mich förmlich – das konnten nur die durch die Krelquotten aus den Städten Verschleppten sein!
Da hast du deine so schmerzlich vermissten Daila!, meldete sich auch sofort mein Extrasinn. Die Pseudo-Grislys haben sie hierher gebracht, frage mich aber bitte nicht, weshalb. Auf jeden Fall sind sie jetzt hier und betätigen sich als Landarbeiter.
So war es auch wirklich, daran konnte es keinen Zweifel geben, doch es erschien mir mehr als nur widersinnig.
Es war allein auf den psionischen Einfluss durch die Pelzwesen zurückzuführen, dass die Städte nun fast vollständig in Trümmern lagen. Sie hatten eine gut funktionierende Zivilisation zerstört und danach auch noch die bedauernswerten Opfer verschleppt, die sich gegen ihre überlegenen Psi-Kräfte nicht wehren konnten.
Nun wühlten frühere Computertechniker, Geschäftsleute oder auch Prospektoren und Hausfrauen in dieser entlegenen Gegend den Boden um – warum nur, bei allen Teufeln sämtlicher Galaxien ...?
Das fragte ich mich vergebens.
Mein Extrasinn konnte mir dabei nicht helfen, er hatte bereits erklärt, selbst ratlos zu sein. Die Aufklärung konnten mir aber bestimmt meine ungebetenen Gäste geben, also wandte ich mich nun zu ihnen um.
Ich kam jedoch nicht dazu, überhaupt ein Wort hervorzubringen. Sie erhoben ihre Bärenpranken drohend gegen mich, und ihre dunklen Knopfaugen funkelten mehr als nur unfreundlich.
»Weiterfliegen, sofort!«, forderte Nummer eins kategorisch. »Oder willst du, dass dein Fahrzeug erneut seinen Geist verliert?«
Das klang zwar ausgesprochen bedrohlich, war es aber nicht!
Diese Pelzwesen beherrschten wohl Gedankenlesen, Telekinese und Teleportation und alle sonstigen Psi-Gaben in einer wirklich einmaligen Perfektion. Von technischen Belangen verstanden sie dagegen so gut wie nichts, in dieser Hinsicht waren sie immer noch dieselben Hinterwäldler wie früher. Das war mir nach diesen Worten sehr eindeutig klar, und so grinste ich nun unverhohlen.
»Sicher, euer Volk ist mir auf der Psi-Ebene in allen Belangen überlegen«, erklärte ich ruhig. »Auf der technischen aber nicht, hier sind wir ›Normale‹ eindeutig im Vorteil. Falls ihr jetzt nochmals versucht, dem Schiff seinen ›Geist‹ zu entziehen, kann es sich nicht mehr in der Luft halten und stürzt augenblicklich ab! Könnt ihr das begreifen?«
»Damit kannst du uns nicht schrecken, Arkonide Atlan«, brummte Nummer zwei, aber ich schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Ihr beide könntet euch dann mittels Teleportation entfernen und in Sicherheit bringen, das weiß ich«, konterte ich, wieder mit meinem besten Pokergesicht. »Ich kann das dagegen nicht, folglich würde ich mit dem Schiff abstürzen und dabei ums Leben kommen! Wenn ich aber tot bin, kann ich euch nichts mehr über Anima berichten – wollt ihr wirklich, dass es soweit kommt?«
Sekundenlang herrschte daraufhin Schweigen in der Zentrale, die Pupillen der beiden Krelquotten verengten sich sichtlich. Sie dachten angestrengt nach, vielleicht fragten sie auch bei anderen Rassegenossen telepathisch um Rat.
Ich wiederum war nicht ganz so sicher, wie ich mich gab.
Falls die STERNSCHNUPPE wieder ihre Antriebsenergie verlor, mussten bis zu ihrem Absturz und dem Zerschellen am Boden noch mehr als zehn Sekunden vergehen. Zeit genug also für die Pseudobären, mich zu ergreifen und mit in ihren Teleportationssprung zu nehmen – würden sie wohl klug genug sein, um das zu begreifen?
Das wusste ich natürlich nicht, aber ich legte den größten Wert darauf, weiter am Leben zu bleiben. Deshalb griff ich verstohlen in das Fach vor mir, in dem ein kleiner Paralysator verborgen war. Die Krelquotten konnten nicht wissen, dass diese Waffe nur lähmte, statt zu töten, also konnte schon ihr bloßer Anblick sie davon abhalten, einen scheinbar falschen Schritt zu tun.
Die Sekunden schienen sich endlos zu dehnen, ich war auf alles mögliche gefasst. Meine Hand umklammerte bereits den Griff des Paralysators, und ich schob den Sicherungshebel zur Seite.
Ich glaube nicht, dass du ihn brauchen wirst, sagte der Extrasinn, aber das erschien mir gar nicht so sicher.
Die Mentalität der Krelquotten war mir nach wie vor ein Rätsel, Logik schien aber nicht ihre besondere Stärke zu sein. Was mochte wohl bei ihnen die Priorität besitzen, die Wahrung ihrer diversen Geheimnisse, oder das Verlangen nach dem Wissen über Anima?
Letzteres war der Fall – die Entscheidung fiel zu meinen Gunsten aus! Plötzlich kam wieder Leben in die bepelzten Gestalten, und dann sagte Nummer eins grollend:
»Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass dir etwas geschieht, uns ist jedes denkende Leben heilig. Handle also jetzt so, wie du es für notwendig hältst, sofern du nur später bereit bist, dein Versprechen zu halten.«
Das klang in meinen Ohren wie Sphärenmusik, mein zweites Ich hatte also doch Recht behalten. Ich entspannte mich wieder, legte die Waffe weg und erklärte:
»Ich habe vor, zunächst mit den Daila da unten zu reden, um von ihnen einiges zu erfahren. Anschließend können wir dann den Flug fortsetzen, ich stehe immer zu meinem Wort. Du hast mitgehört, STERNSCHNUPPE?«
»Natürlich, Atlan, ich bin wieder ganz in Ordnung«, versicherte das Schiff.
»Gut, dann bestimme da unten einen geeigneten Landeplatz und gehe dort nieder. Ich werde für einige Zeit hinausgehen, sobald ich dann zurückkehre, wird der Flug fortgesetzt. Verhalte dich indessen passiv und tue nichts, das unseren Gästen in irgendeiner Weise missfallen könnte, klar?«