Читать книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel - Страница 90
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ОглавлениеWir landeten auf einem größeren freien Platz etwa zwei Kilometer weiter, jenseits der bebauten Felder.
Dort gab es eine Art von Wohnsiedlung, ich zählte mindestens hundert niedrige Häuser. Die Krelquotten hatten die Daila zwar aus ihren Städten vertrieben, ihnen danach aber wenigstens gestattet, sich Ersatzunterkünfte zu schaffen.
Oder war das vielleicht nur eine Illusion – gaukelten mir die Pseudobären mittels ihrer Parakräfte dies alles nur vor ...?
Dieser Gedanke kam mir unwillkürlich, als während des Anflugs das Bild auf den Sichtschirmen plötzlich undeutlich wurde und dann ganz verschwand.
Diese Wesen waren schließlich imstande, so lebensechte psionische Projektionen zu schaffen, dass selbst ich bei ihrem Erscheinen in der Schiffszentrale darauf hereingefallen war! Versuchten sie nun dasselbe hier noch einmal, um ihren Ausspruch zu untermauern, dass ihnen intelligentes Leben heilig war?
Bei ihnen hielt ich praktisch fast alles für möglich, und ich wurde folglich skeptisch und unsicher.
Ich kannte zwar vom Solaren Imperium und der späteren Hanse her viele Mutanten, doch das waren immer nur Ausnahmen innerhalb der großen Masse ihrer Völker gewesen. Auch bei den Daila hatte ihr Anteil bestimmt weit unter einem Prozent gelegen; ihre Zahl war nur im Verlauf vieler Jahrhunderte durch die zwangsläufige Inzucht auf den Exilplaneten zum heutigen Umfang angewachsen.
Die Krelquotten dagegen mussten, ungeachtet ihrer scheinbaren Primitivität, als Volk in seiner Gesamtheit im Besitz starker paramentaler Gaben sein. Vermutlich differierten diese bei ihnen aber ebenfalls. Multi-Mutanten vom Schlag eines Mausbibers Gucky waren wohl kaum die Regel.
Doch schon ein paar hundert solcher Ausnahmeerscheinungen waren mehr als nur ausreichend, um Millionen von »Normalen« in jeder Hinsicht beeinflussen zu können!
Vielleicht hatten sie sich bei den Daila auf Cirgro deshalb so lange zurückgehalten, weil diese größtenteils auch Mutanten gewesen waren? Zwar keine besonders starken, aber eine gewisse geistige Parallele hatte es eben doch gegeben. Deshalb mochten sie die fremden Ankömmlinge toleriert haben in der Hoffnung, dass sich ihr psionisches Niveau mit der Zeit dem ihren angleichen, zumindest aber annähern würde.
Doch soweit war es nicht gekommen. Das genaue Gegenteil war eingetreten, als der Prospektor Moxey die »Glückssteine« fand.
Sie hatten bei den Daila nicht nur die Sehnsucht nach ihrer Heimatwelt Aklard getilgt, sondern ihnen auch die Psi-Gaben ganz geraubt. Das festzustellen, musste ein Schock für die Krelquotten gewesen sein, und bald darauf war schon der nächste gefolgt.
EVOLO hatte den Planeten heimgesucht, ihnen selbst offenbar jedoch nichts anhaben können. Dafür hatte dieses Gebilde aber den Glückssteinen ihre psionische Komponente geraubt, und nach seinem Abzug war plötzlich alles wieder ganz anders gewesen.
Die Daila-Mutanten erhielten ihre Fähigkeiten zurück, nun waren diese aber viel stärker als zuvor. Das wäre für die Pseudobären an sich ein Grund zur Freude gewesen, konnten sie doch jetzt wirklich hoffen, dass eine Angleichung der Psi-Potenziale beider Völker nahe war.
Doch die dritte Enttäuschung war sofort gefolgt ...
Die Daila konnten ihre überstarken Gaben nicht unter Kontrolle bringen, Fehlleistungen am laufenden Band traten ein. Die Folgen waren dann so verhängnisvoll gewesen, dass die Krelquotten sich entschlossen, dagegen anzugehen.
Offenbar jedoch nicht mit den richtigen Mitteln.
Ein Teil von ihnen hatte alle Fremden in die Flucht getrieben und danach die Psi-Sperre um Cirgro errichtet. Damit wurde auch die latente Gefahr durch die Hyptons und Ligriden beseitigt, die Ereignisse draußen im Weltraum waren allerdings schlimm und für viele Raumfahrer tödlich gewesen.
Die Pelzwesen verstanden jedoch nichts von technischen Dingen, sie hatten wohl kaum begriffen, wie vielen Fremden ihr Vorgehen das Leben gekostet hatte. Ihr Gros hatte voll damit zu tun gehabt, die Daila unter Kontrolle zu bringen, aber eben mit untauglichen Mitteln. Die von ihnen projizierten Phantome hatten erst recht ein Chaos verursacht, und dann ...
Hör nun endlich damit auf, lange zu spekulieren!, unterbrach der Logiksektor meine Überlegungen mit einem scharfen Impuls. Dies alles ist doch nur eine brotlose Kunst, der Wirklichkeit kommst du damit wohl nur entfernt nahe. Falls überhaupt, die Dinge hier auf Cirgro dürften viel komplizierter sein, als du glaubst. Geh hinaus, unterhalte dich mit den Daila und versuche, direkten körperlichen Kontakt zu bekommen! Erst dann wirst du genau wissen, ob sie echt sind oder nicht.
Ich seufzte leise, und im gleichen Augenblick sagte das Schiff: »Entschuldige bitte die kurzfristige Störung der Bildsysteme, Atlan! Ich musste mich voll auf die Landung konzentrieren, und inzwischen trat eine Interferenz auf, offenbar eine Spätfolge aus der Zeit, in der ich handlungsunfähig war. Ich habe sie jetzt behoben, alle Optiken funktionieren wieder einwandfrei.«
»Danke, STERNSCHNUPPE«, gab ich automatisch zurück, und dann war meine »Grübelperiode« vorbei. Ein Blick auf die Bildschirme sagte mir, dass sie nun wieder einwandfrei funktionierten, und dass das Schiff inzwischen bereits aufgesetzt hatte.
Ein Teil der Häuser der Daila war in Großaufnahme zu sehen – nein, dies war wohl kaum die richtige Bezeichnung dafür. Mehr als primitive barackenähnliche Hütten waren es kaum, und ich schüttelte verständnislos den Kopf.
Man hatte sie offenbar in aller Eile, ohne zureichendes Werkzeug und mit wenig Sachkenntnis errichtet, aus rohen Baumstämmen und einfachen luftgetrockneten Lehmziegeln. Die flachen Dächer waren mit einem Geflecht aus Ästen bedeckt, und darüber lagen breite Bündel aus schilfartigem Gras. Mehr war von oben her nicht zu erkennen, aber mir reichte es vollauf.
Was hatten die Krelquotten nur mit den Daila gemacht!
Ich bedachte die beiden neben mir mit einem wenig freundlichen Blick, doch der beeindruckte sie kaum. Im Gegenteil, sie zeigten offensichtliche Anzeichen von Ungeduld, also holte ich die Waffe aus dem Fach, schob sie in die Tasche und machte mich auf den Weg.
*
Draußen war es recht warm, aber nicht schwül, die Luft war vom würzigen Duft fremder Pflanzen und Blüten erfüllt. Langsam ging ich auf die Barackensiedlung zu, und aus der Nähe wirkte sie noch trostloser als zuvor.
Die Bohlentüren an den Eingängen hingen nur an Lederstreifen und dementsprechend schief, vor den kleinen Fenstern hatte man Bastgeflechte angebracht. Sie sollten wohl die hier reichlich vorhandenen Insekten aller Art abhalten, erfüllten diesen Zweck vermutlich aber kaum. Wie es drinnen aussah, konnte ich mir ohne große Mühe vorstellen, ich fluchte leise, aber grimmig vor mich hin.
Die meisten der hierher verschleppten Leute hatten früher in den Städten gewohnt, waren also an einen gewissen Komfort gewöhnt. Sie hatten alle gängigen zivilisatorischen Güter besessen, vom Infrawellenherd bis zum Telekom, von der Frostertruhe bis zum Gleiter oder wenigstens einem kybernetisch gesteuerten Fahrzeug für den Bodenverkehr. Das hatte ich in Raybon gesehen, trotz der vielen Zerstörungen in der Stadt.
Jetzt aber hausten sie hier in diesen primitiven Hütten wie die letzten Hinterwäldler! Oder wie die Pseudobären selbst vermutlich.
Die hygienischen Verhältnisse mussten hier geradezu haarsträubend sein, es gab weder Wasserleitungen noch Energie. Ebenso fehlte bestimmt eine vernünftige ärztliche Betreuung, die Mediziner – falls überhaupt vorhanden – besaßen mit Sicherheit nicht einmal die notwendigsten Medikamente!
Jetzt war hier Sommer, da mochten die Verhältnisse immer noch halbwegs erträglich sein. Doch was sollte aus den Daila werden, wenn erst einmal der Winter kam? Schon die Regenfälle im Herbst mussten sich verheerend auswirken, das Schilf auf den Dächern war kein Schutz gegen die Nässe.
Einem Naturvolk hätte dies alles nicht viel ausgemacht, seine Mitglieder waren abgehärtet und kannten viele Methoden, sich den Unbilden der Natur zu erwehren. Die verweichlichten Leute aus den Städten dagegen waren ihnen hilflos preisgegeben – sie mussten in Massen sterben, das war sozusagen vorprogrammiert!
Hatten die Krelquotten dies alles wirklich nicht bedacht, als sie die Daila hier in die halbe Wildnis verschleppten? Und so wie hier sah es jetzt vermutlich überall auf dem Planeten aus, dessen war ich sicher.
Du denkst wieder einmal zuviel!, rügte mich der Extrasinn mit der üblichen Emotionslosigkeit. Kümmere dich statt dessen besser um die Leute selbst, da kommen sie schon.
Natürlich war die Landung der STERNSCHNUPPE nicht unbemerkt geblieben, die Ankunft eines Raumschiffs musste für die gewaltsam zur Primitivität verdammten Daila eine regelrechte Sensation sein. Eigentlich hätten sie nun in hellen Scharen herbeiströmen müssen, doch zu meiner großen Verwunderung war dies nicht der Fall.
Die Feldarbeiter draußen in den Pflanzungen schienen gar nicht zu reagieren, aus dieser Richtung zeigte sich niemand. Nur in den Hütten war es lebendig geworden, die Eingänge öffneten sich, und die darin verbliebenen Bewohner erschienen im Freien.
Es waren nicht sonderlich viele, und die meisten davon waren Kinder bis zu etwa vierzehn Jahren. Sie blieben jedoch vor den Behausungen stehen, starrten zu mir herüber und tuschelten leise. Nur eine Gruppe von etwa zwei Dutzend Männern und Frauen bewegte sich ruhig und ohne große Eile auf mich zu.
Die meisten waren schon alt und nicht mehr zur schweren Arbeit auf den Feldern fähig. Es waren aber auch jüngere Frauen dabei, deren Formen leicht erkennen ließen, dass sie schwanger waren. Ich musterte alle eingehend und stellte dabei fest, dass sie nicht so verwahrlost aussahen, wie es eigentlich nach mehreren Monaten Aufenthalt in dieser Umgebung zu erwarten gewesen wäre.
Sicher, ihre Bekleidung hatte gelitten, war jedoch ordentlich und vor allem sauber. Und auch ihre Gesichter wirkten keineswegs ausgemergelt.
Was mir an ihnen am meisten auffiel, war der ruhige Ausdruck in ihren Zügen.
Darin waren weder Anzeichen von Verstörtheit noch von Freude zu entdecken, und eines von beiden hatte ich erwartet. Statt dessen zeigte sich in den meisten Gesichtern nun ein leichtes Lächeln, sie blieben einige Meter vor mir stehen, und dann nickte mir der älteste aus dieser Schar gemessen zu.
»Du bist uns zwar ähnlich, aber kein Daila«, stellte er sachlich fest. »Ein Besucher von einem fremden Planeten also, der erste, den wir seit dem großen Chaos zu sehen bekommen. Das freut uns, und ich heiße dich im Namen aller anderen hier willkommen. Mein Name ist Verlago, ich bin der Älteste und Vorsteher der Siedlung.«
»Meine Name ist Atlan«, entgegnete ich, aber mein Misstrauen war noch immer nicht ganz beseitigt. Die Krelquotten hatten mir mehr Proben ihrer Psi-Fähigkeiten gegeben, als mir lieb gewesen war. Vielleicht waren auch diese Leute nur wieder psionische Projektionen, um mir etwas vorzutäuschen, das es in Wirklichkeit gar nicht gab?
Blanker Unsinn!, sagte mein Logiksektor kategorisch. Richte dich zur Abwechslung jetzt einmal nur nach ganz normalen Kriterien und benutze anstatt deines Intellekts deine Nase!
Das war schon wieder eine Rüge, und sie behagte mir gar nicht, doch ich richtete mich trotzdem danach. Ich sog prüfend die Luft ein und wusste dann, dass mein »Mentor« wieder einmal Recht hatte ...
Projektionen jeder Art, und mochten sie auch noch so echt auf den Betrachter wirken, konnten immer nur die Augen täuschen. Die anderen Sinne wurden dadurch nicht betroffen, und deshalb hatte ich mir auch vorgenommen, Körperkontakt zu den Wesen aufzunehmen, denen ich hier begegnen würde.
Das war jedoch nicht so einfach wie gedacht, ich befand mich eben nicht unter Menschen! Jedem beliebigen Terraner hätte ich nun zur Begrüßung die Hand schütteln können, diese Sitte hatte sich über die Jahrtausende hinweg gehalten. Die Daila kannten sie aber natürlich nicht – der Umweg über meine Nase erfüllte allerdings nun denselben Zweck.
Ich »schmeckte« den unverkennbaren Geruch von Körperschweiß, bedingt durch das Fehlen von Deoseife oder Spray. Der Alte und seine Begleiter waren so echt und lebendig wie ich – eine psionische Projektion schwitzte mit Sicherheit nicht!
Darauf hätte ich aber auch ohne Nachhilfe durch mein zweites Ich kommen können; offenbar war ich nach meinem Blackout wohl noch nicht wieder so gut in Form, wie ich glaubte. Doch das war jetzt schon nebensächlich, und niemand von den Daila hatte mein kurzes Zögern bemerkt.
*
»Ihr werdet euch vermutlich fragen, was ich hier will«, redete ich nun weiter. »Ich komme von Aklard, eurer Heimatwelt, auf der Suche nach Helfern gegen die Hyptons, die hier in Manam-Turu ein Neues Konzil errichten wollen ...«
»Von Aklard?«, fiel mir einer der anderen Männer ins Wort, und seine Augen leuchteten auf. »Entschuldige, dass ich dich einfach unterbrochen habe, uns interessiert natürlich alles, was mit dem Planeten zusammenhängt, und wir haben lange nichts davon erfahren. Wie steht es dort jetzt?«
Ich gab den Leuten einen kurzen Bericht, der sie mit sichtlicher Erleichterung erfüllte. Dann kam ich wieder auf mein Thema zurück.
»Ich war schon einmal in eurem System, geriet damals aber in die große Fluchtbewegung aller Fremden hinein. Das veranlasste mich und meine Begleiter, wieder umzukehren und uns einem anderen Ziel zuzuwenden. Doch nun gibt es außer den Hyptons und ihren Helfern noch eine zweite, vermutlich noch größere Gefahr. Habt ihr jemals etwas von einer Wesenheit namens EVOLO gehört?«
Verlago schüttelte den Kopf und verneinte. »Hat sie es ebenfalls auf Aklard abgesehen?«, erkundigte er sich.
»EVOLO war schuld daran, dass eure Glückssteine so plötzlich ihre Wirkung verloren!«, eröffnete ich ihm. »Ihr konntet das natürlich nicht wissen, aber jenes Gebilde war zu dieser Zeit hier auf Cirgro.
Es ist gierig auf jede Art von psionischer Energie, und die eure hatten damals bereits die Steine in sich aufgesogen. Das war euer Glück, denn sonst hätte es sie euch geraubt, und die Folgen wären wahrscheinlich verhängnisvoll gewesen.«
»Für mich nicht«, erklärte der Alte, »ich gehörte schon immer zu den wenigen ›Normalen‹. EVOLO ist also hier gewesen – und wo hält er sich nun auf?«
»Wenn ich das nur wüsste!«, seufzte ich. »Er hält sich irgendwo verborgen, sammelt aber zweifellos ständig neue Kräfte, und es besteht die Gefahr, dass er sich mit den Hyptons verbündet. Auf jeden Fall wollte ich nun wissen, was aus euch hier auf Cirgro geworden ist. Es gab zwar einige Schwierigkeiten, aber danach gelangte ich doch auf den Hafen von Raybon.«
Ich verkürzte alles mit voller Absicht, denn für eine ins Detail gehende Schilderung fehlte mir die Zeit. Der alte Daila wusste das aber nicht, und so bemerkte er:
»Dies war der Hauptlandeplatz für die fremden Händler, man hat ihn eigens für sie außerhalb der Stadt errichtet. Als sie dann geflohen waren, hatten habgierige Elemente nichts Eiligeres zu tun, als ...«
»Ich habe es deutlich gesehen«, stoppte ich seinen Redefluss. »Doch auch Raybon selbst lag größtenteils in Trümmern, ebenso wie wohl alle übrigen Städte jetzt, und war zudem verlassen. Es gelang mir jedoch, einen Mann zu finden, der zurückgeblieben war, und von ihm erfuhr ich dann alles über das große Chaos. Jetzt weiß ich, dass die Krelquotten viel dazu beigetragen haben, es noch zu vergrößern. Doch nicht nur das, sie haben auch noch euer ganzes Volk in ferne und wilde Gegenden verschleppt!«
»Und gerade dafür sind wir ihnen dankbar!«, sagte nun eine der jungen Frauen ruhig. »Sicher, sie haben uns entführt, aber in den Trümmern der Städte hätten wir ohnehin nicht mehr leben können. Ihr Eingreifen befreite uns zugleich auch noch von den Kräften, die wir nicht mehr beherrschen konnten. Wir haben sie nun fast ganz verloren, doch wir trauern ihnen keineswegs nach. Hier fehlt uns aller frühere Komfort, und wir müssen schwere Arbeit tun, die wir nicht gewohnt sind. Falls nötig, bekommen wir jedoch Hilfe durch die Krelquotten, sie haben immer in der freien Natur gelebt.«
Ich war aufs höchste verblüfft, denn mit einer solchen Auskunft hatte ich nicht im entferntesten gerechnet.
Während meines langen Lebens hatte ich oft genug unter ähnlich primitiven Verhältnissen gelebt, vor allem bei den sporadischen Aufenthalten unter den Völkern der terranischen Frühzeit. Damals war ich auf Kamelen durch die Wüsten geritten und hatte zusammen mit Nomaden in kärglichen Zelten gehaust. Ich war an Bord von Schiffen gesegelt, die kaum mehr als bessere Nussschalen gewesen waren, in den heftigsten Stürmen durch die brüllenden Wogen einer aufgewühlten See. Dutzende von schweren Kämpfen hatte ich an der Seite von Männern durchgestanden, deren Namen als die von Großen der terranischen Historie bekannt geworden waren, und noch vieles andere mehr.
Doch darauf war ich in vieler Hinsicht vorbereitet gewesen, dank der unerbittlichen Schulung durch meinen alten Pflegevater Fartuloon. Unzählige Abenteuer während meiner vielen und langen Kämpfe gegen die Maahks waren gefolgt, daneben auch solche beim langen Ringen um die Herrschaft über das alte Arkon. Sogar im Mikrokosmos war ich gewesen ...
Genug davon!, sagte mein Extrasinn scharf. Verliere dich jetzt nicht unnütz in alten Erinnerungen, denke an die Gegenwart. Zum einen musst du das Schicksal von Chipol und Mrothyr zu klären versuchen, und zum anderen warten in der STERNSCHNUPPE die beiden weißen Bären auf deine Rückkehr.
Eine berechtigte Warnung, denn mein fotografisches Gedächtnis drohte wieder einmal die Oberhand über mich zu gewinnen.
Ich blinzelte kurz, dann war ich wieder voll da, und zugleich sagte Verlago: »Barbya hat Recht, Atlan! Du kannst das vielleicht nicht verstehen, aber wir sind trotz allem mit dem zufrieden, was wir jetzt hier haben. Die Krelquotten haben uns rechtzeitig mit Saatgut und einfachem Werkzeug zur Bodenbearbeitung versorgt, der Boden hier ist fruchtbar und ernährt uns gut. Wir bekommen auch Fleisch, einige Männer stellen laufend Fallen, in denen sich essbare Tiere fangen. Wasser bekommen wir aus Quellen in der Umgebung, und was brauchen wir mehr?«
Ich war versucht, verständnislos den Kopf zu schütteln, doch ich beherrschte mich und zeigte ein neutrales Gesicht. Ich hätte nun eine lange Liste von all jenen Dingen aufzählen können, die diese Leute jetzt entbehren mussten, aber ihren Reden nach hatte das kaum noch einen Sinn.
»Wie ist es aber, wenn jemand von euch krank wird?«, wandte ich statt dessen ein. »Wie ich sehe, sind all diese Frauen schwanger – wer leistet ihnen Geburtshilfe, und wo bekommt ihr Medikamente gegen schwere Erkrankungen her?«
»Mach dir deswegen nur keine Sorgen, Atlan«, erklärte Barbya daraufhin lächelnd. »Wir bekommen die Krelquotten normalerweise zwar kaum zu sehen, doch sie wachen ständig über uns. Sobald es irgendwo Krankheitserscheinungen oder Unfälle gibt, brauchen wir nur intensiv daran zu denken, und bald darauf tauchen einige von ihnen bei uns auf. Sie sagen nicht viel, aber sie wissen sofort, worum es geht, und dann wird uns schnell geholfen.«
»Sie können heilen, nicht durch irgendwelche Medizin, sondern allein durch ihre psionischen Kräfte!«, ergänzte Verlago. »Ihrer Meinung nach hätten viele unserer Mutanten das früher ebenfalls gekonnt, nur ist damals leider nie jemand auf solche Gedanken gekommen. Und so ist es auch überall in den anderen Siedlungen, du brauchst dich um unser Volk also nicht weiter zu sorgen!«
Was konnten diese Pseudobären eigentlich nicht? Das war eine mehr als berechtigte Frage, die ich mir nun stellte.
Dass ihre Psi-Gaben alles überstiegen, das ich bisher kannte, stand für mich ohnehin fest.
Der Mausbiber Gucky war für mich schon immer ein Phänomen gewesen, eine Ausnahmeerscheinung sowohl im alten wie auch im neuen terranischen Mutantenkorps. Multi-Mutanten hatte es unter den Daila auch gegeben, wenn auch meines Wissens nach ebenfalls nur recht selten.
Sie alle beherrschten jedoch nur die gewissermaßen »praktischen« Fähigkeiten, also Gedankenlesen, Telekinese und Teleportation. Levitation fiel mir nebenbei noch ein, doch damit war die Liste auch schon erschöpft. Andere Gaben, wie etwa bei der Terranerin Irmina Kotschistowa als Metabio-Gruppiererin, traten stets nur als Einzelerscheinungen auf.
Die Krelquotten dagegen fungierten auch noch als »Wunderheiler«, und das war mir vollkommen neu.
Ihr einziges Manko bestand wohl darin, dass sie ein Naturvolk waren, das keinerlei Technik kannte. Zumindest nicht aus eigenem Vermögen, verbesserte ich mich gleich darauf. Schließlich lebten sie nun schon lange genug auf demselben Planeten mit den Daila zusammen, hatten also zweifellos inzwischen zumindest die wichtigsten Prinzipien erfasst.
Diese Daila-Mutanten als potentielle Helfer im Kampf gegen die Hyptons und EVOLO waren jetzt aus dem Rennen, das war mir klar. Sie hatten ihre Psi-Gaben fast ganz verloren, dies ging aus den Worten Barbyas deutlich hervor. Lag es da nicht nahe, an ihrer Stelle die Pseudobären als neue Verbündete zu gewinnen?
Das war ein ganz neuer, dafür aber regelrecht faszinierender Gedanke! Weshalb war ich nur nicht schon früher darauf gekommen, oder wenigstens mein Extrahirn ...?
*
Vor einiger Zeit war ich auf Corgyar einer Gruppe von Mutanten begegnet, die dort mit den Psi-Verstärkern einer ausgestorbenen Rasse experimentiert hatten. Zu ihrem Pech hatte aber gerade dann auch EVOLO Cirgro heimgesucht, und als Sekundärfolge waren diese Geräte daraufhin außer Kontrolle geraten.
Auch auf Corgyar hatte es ein großes Chaos gegeben, bis sie sich dann selbst zerstörten. Zuvor hatte sich jedoch gezeigt, wozu schon ein Dutzend von wirklich starken Mutanten imstande war.
Sicher, diese Daila hatten sich ihre Kräfte sozusagen nur von den seltsamen Apparaten »ausgeborgt«, hinterher waren ihre Psi-Gaben wieder aufs Normalmaß geschrumpft. Bei den Krelquotten aber war ähnliches jedoch nicht zu befürchten, wenn es zur Konfrontation zwischen ihnen und EVOLO kam.
Sie waren seinem Wirken schließlich schon einmal ausgesetzt gewesen – und das hatte ihnen nicht geschadet!
Sie hatten ihre Fähigkeiten voll behalten, und dies hatten sie nicht nur den hiesigen Daila, sondern auch allen Fremden sehr drastisch bewiesen. Uns ebenfalls, sie hatten mit der STERNSCHNUPPE, mir und meinen Gefährten regelrecht Katz und Maus gespielt.
Doch dies alles wurde nebensächlich, falls es mir gelang, sie zur Hilfe gegen EVOLO zu gewinnen! Als Wesen, die gegen seine verderblichen Kräfte immun waren, mussten sie geradezu die idealen Verbündeten für mich sein.
Du wirst allerdings wohl verdammt lange stricken müssen, ehe da ein Netz draus wird!, warf mein Extrahirn sarkastisch ein. Ihr ganzes Verhalten passt in kein geläufiges Schema, ihr Denken dürfte dem deinen kaum halbwegs adäquat sein. Schließlich sind sie ein typisches Naturvolk, vergiss das nicht.
Zu einer passenden Entgegnung kam ich nicht mehr, ich musste mich wieder um die Daila kümmern. Sie sahen mich erwartungsvoll an, ich nickte ihnen zu und lächelte verhalten.
»Das freut mich für euch«, knüpfte ich an die letzten Worte des Ältesten an. »Doch jetzt ist hier Sommer, da lässt sich alles noch relativ gut ertragen – was wird aber sein, wenn der Winter kommt? Diese Hütten bieten euch doch schon gegen Regen kaum Schutz, bei Frost und Schnee wird es darin nicht mehr auszuhalten sein.«
Verlago zuckte mit den Schultern und lächelte ebenfalls.
»Die Krelquotten werden es wissen!«, gab er lakonisch zurück. »Sie haben versprochen, uns in allem zu helfen, also werden sie es auch weiterhin tun. Wir vertrauen ihrem Wort.«
Das kam so selbstverständlich heraus, dass ich darauf verzichtete, noch weiter zu argumentieren.
Diese Leute glaubten an das, was der Alte eben gesagt hatte, das bewiesen mir auch die Mienen der anderen. Gegen einen festen Glauben lässt sich aber mit Worten allein nicht ankommen, selbst wenn man mit den sprichwörtlichen Engelszungen redet, das hatte ich schon oft genug erfahren.
Außerdem warteten die beiden Bärenwesen im Schiff darauf, dass ich zu ihnen zurückkehrte, und übermäßige Geduld schien nicht eben ihre Stärke zu sein. Ich legte wenig Wert darauf, von ihnen mit mehr oder weniger Nachdruck an Bord geholt zu werden, aber etwas wollte ich nun doch noch erfahren.
»Wo leben die Krelquotten denn eigentlich?«, fragte ich. »Wenn sie immer schon bald zur Stelle sind, wenn ihr sie braucht, müssen sie doch irgendwo hier in der Nähe sein.«
»Wir wissen es nicht, Atlan«, erwiderte einer der anderen alten Männer. »Früher hieß es, dass sie irgendwo regelrechte Städte oder zumindest Ansammlungen von Gebäuden hätten, aber meines Wissens hat diese nie jemand richtig zu Gesicht bekommen. Wir durften nach einem mit den Vorfahren getroffenen Abkommen jene Gebiete nicht mit Gleitern befliegen, die für uns tabu waren ...«
Weiter kam er nicht, denn nun tauchten urplötzlich wie aus dem Nichts die beiden weißen Pseudo-Bären zwischen uns auf.
Ich zuckte unwillkürlich zusammen, die Daila dagegen zeigten keinerlei Reaktion. Sie hatten sich offenbar längst an diese Art ihres Erscheinens gewöhnt, und früher waren ja auch Teleporter unter ihnen gewesen. Rechtfertigte vielleicht diese gewisse, wenn auch kaum sehr enge geistige Verwandtschaft das blinde Vertrauen, das die Bewohner von Cirgro in diese Wesen setzten?
Möglich war es durchaus trotz allem, was hier in den letzten Monaten vorgefallen war. Es wäre interessant für mich gewesen, auch das noch zu erfahren, aber die Krelquotten gaben mir keine Gelegenheit mehr dazu.
»Länger können wir nicht mehr warten!«, brummte Nummer eins; ich erkannte ihn an den etwas größeren Ohren. »Du hattest genügend Zeit, um mit den Leuten zu reden, und hast dabei alles erfahren, was sie dir sagen konnten. Kehre nun also ins Schiff zurück, damit wir weiterfliegen können.«
Natürlich – sie wussten recht genau, was hier zwischen mir und den unfreiwilligen Siedlern besprochen worden war! Zwar hatten sie meine Gedanken nicht lesen können, dafür aber die der Daila, und aus diesen Wort für Wort erfahren. Ihnen zu widersprechen, war sinnlos, sie saßen eindeutig am längeren Ende des Hebels.
Dann hätten sie mich nur auf ihre spezielle Weise wieder in die STERNSCHNUPPE transportiert; und dagegen sträubte sich mein ganzes Naturell, ich mochte nicht wie ein lebloses Möbel behandelt werden. Ich sagte also Verlago und seiner Gruppe ein paar Abschiedsworte, setzte mich dann in Bewegung und ging betont langsam zum Schiff.
Als ich in der Zentrale ankam, waren sie natürlich längst da, und mein Extrasinn bemerkte: Entsinnst du dich der irdischen Fabel von Hase und Igel? Was immer du auch tun wirst, sie werden dir ebenfalls stets um einiges voraus sein! Gegen ihre Psi-Gaben kommst du als schäbiger Normaler einfach nicht an.
»Danke für die moralische Aufrüstung«, gab ich bissig zurück und fügte noch einige Unfreundlichkeiten hinzu. Das brauchte ich jetzt einfach, um mich abzureagieren.
Die Sorge um Chipol und Mrothyr kam noch hinzu. Wer weiß, wie es ihnen inzwischen ergangen war? Die Bepelzten nach ihnen zu fragen, war aber witzlos, sie hätten mir doch keine Auskunft gegeben. Ich musste also warten, bis wir bei den »Oberbären« waren, vielleicht ließ sich mit ihnen halbwegs vernünftig reden.
Sie wollten etwas von mir, und das stärkte meine Position doch um einiges. Natürlich würde ich auf der Freigabe meiner Freunde bestehen, etwas anderes kam für mich gar nicht in Frage.
Weshalb sich diese Wesen gerade für Anima interessierten, war mir noch immer rätselhaft. Doch ich sah keinen Grund, ihnen hier etwas zu verschweigen, schaden konnte ich ihr damit wohl kaum. Und wenn die Krelquotten erst hatten, was sie wollten, war die Zeit gekommen, mit ihnen über EVOLO und ein mögliches Bündnis gegen ihn zu reden.
Eine echte Gegenleistung konnte ich ihnen leider nicht bieten, also kam es auf ein möglichst geschicktes Taktieren an. Notfalls musste ich eben die Wahrheit etwas zurechtbiegen, aber angesichts der Bedrohung für ganz Manam-Turu war mir alles recht, wenn ich nur die Krelquotten auf unsere Seite bekam. Durchschauen konnten sie mich als psionisch »Immunen« keinesfalls, und dies war ein unschätzbarer Vorteil für mich.
Die STERNSCHNUPPE erkundigte sich nach dem weiteren Kurs, und Nummer zwei gab mir zunächst die allgemeine Richtung an.
Sie wich um einiges von der früheren ab, nun ging es plötzlich fast genau nach Westen. Hatten mich die Bärenwesen vielleicht am Anfang absichtlich zur Siedlung der Daila dirigiert, damit ich sehen sollte, was aus diesen geworden war?
Das war durchaus möglich, doch für mich spielte es nun keine Rolle mehr. In relativ kurzer Zeit mussten wir am Ziel sein, ich würde Mrothyr und Chipol wiedersehen, und alles weitere ergab sich dann ganz von selbst.
Wir starteten wieder, und ich wies das Schiff an, diesmal um einiges schneller zu fliegen. Wir überquerten die Felder, auf denen die Verschleppten noch immer eifrig bei der Arbeit waren, und bald darauf kamen einige weitere Ansiedlungen der Daila in Sicht. Die große Ebene hier schien recht fruchtbar zu sein, also mussten sie wenigstens in einer Hinsicht nicht allzu viel entbehren.
*
Nach einer Viertelstunde änderte sich das Bild.
Das Gelände wurde hügelig, hier gab es keine Felder mehr, dafür aber wieder ausgedehnte Waldgebiete. Ich rechnete damit, nun bald an Ort und Stelle zu sein, und sah die beiden Krelquotten fragend an, doch sie reagierten nicht. Ich zuckte mit den Schultern, holte mir etwas zu trinken und wartete dann notgedrungen weiter.
Nicht mehr lange, dann erschien ein Gebirge vor uns, und die STERNSCHNUPPE stieg höher auf. Nun sah ich in der Ferne plötzlich das unverkennbare Blinken einer großen Wasserfläche, in der sich das Sonnenlicht blau spiegelte – unser Flug ging auf offenes Meer hinaus, wir verließen diesen Kontinent.
Ich beschloss, mich nun über gar nichts mehr zu wundern, und auch mein Extrasinn enthielt sich einer Stellungnahme. Bald war die Küste erreicht, unter uns fielen die Felsen steil ab, von den anbrandenden Wogen des Ozeans umspült.
Genau in diesem Augenblick sagte das Schiff: »Ich empfange einen Funkspruch auf Normalwelle, er ist allerdings sehr schwach. Bist du daran interessiert, ihn zu hören, Atlan?«
»Welche Frage!«, knurrte ich, denn ich war förmlich elektrisiert. Anscheinend war also die Zivilisation auf Cirgro doch nicht ganz zusammengebrochen, vielleicht sendete hier jemand einen Hilferuf. »Verstärke den Spruch, so sehr es geht, und spiele ihn dann zu mir herein, klar?«
»Wird sofort besorgt, gedulde dich nur einen Moment!«
Auf dem Pult vor mir begannen Kontrolllichter zu blinken, und dann kam lautes Rauschen und Knacken aus den Feldmembranen. Nach einigen Sekunden wurde es jedoch schwächer, der Störpegel sank auf ein annehmbares Niveau ab. Nun war leise und verzerrt eine Stimme zu hören, und ich zuckte zusammen, denn ich erkannte sie trotz der Nebengeräusche sofort.
»Chipol – bist du das wirklich, Kleiner?«, rief ich erregt und erleichtert zugleich. »Wo steckst du, und wie geht es dir?«
»Ich bin es, Atlan!«, kam es nun schon ziemlich deutlich zurück. »Mana sei Dank, dass ich dich endlich erreiche, ich versuche es schon seit einiger Zeit. Ich muss dich dringend warnen – sieh zu, dass du von Cirgro fortkommst, so schnell es geht!«
»Weshalb denn?«, fragte ich besorgt zurück – doch ich bekam keine Antwort mehr.
Von einem Moment zum anderen waren die Membranen wieder stumm, und ich konnte mir lebhaft denken, weshalb. Nur die Krelquotten konnten den Empfang mit ihren psionischen Kräften blockiert haben. Ich fuhr herum und setzte zu einem wütenden Protest an. Offenbar hatten die Pseudobären mich irgendwie getäuscht, und nun wollten sie unbedingt verhindern, dass ich die Wahrheit erfuhr!
Es blieb jedoch bei der Absicht, ich bekam kein einziges Wort mehr heraus ...
Die Teddyaugen der Krelquotten sahen mir starr entgegen, und trotz aller Bemühungen brachte ich den Mund nicht mehr auf. Sie rührten sich nicht von der Stelle und waren einige Meter von mir entfernt – und doch spürte ich plötzlich einen heftigen Schlag auf den Kopf und verlor sofort das Bewusstsein!
Irgendwann erwachte ich schließlich wieder, doch ich war noch immer halb betäubt. Ein schwaches Zwielicht sagte mir, dass ich mich nicht mehr in der STERNSCHNUPPE befand, undeutlich erkannte ich die Konturen einer vollkommen fremden Umgebung.
Ich wartete auf eine Erklärung meines Extrahirns, doch diese blieb gerade jetzt aus. Daraufhin versuchte ich mich aufzurichten, doch mir fehlte jede Kraft, und ich sank sofort wieder zurück.
Keuchend blieb ich liegen, sekundenlang wurde mir wieder schwarz vor den Augen. Nur langsam besserte sich dieser Zustand, ich sah noch immer alles wie durch einen Nebel – und aus diesem schälten sich dann mehrere fremde, bepelzte Gesichter heraus.
Wieder diese verdammten Krelquotten! Sie sind nie ehrlich zu dir gewesen, an ein Bündnis mit ihnen ist gar nicht zu denken!, schoss es mir durch den Kopf.
Hatte ich das selbst gedacht, oder hatte mein Extrahirn nun endlich reagiert?
Ich wusste es nicht, die Schwäche überkam mich erneut, und ich schloss die Augen. Nur wie aus weiter Ferne hörte ich noch eine gutturale Stimme, die in befehlendem Tonfall sagte:
»Du wirst jetzt wieder schlafen, tief und fest! Und dann wirst du intensiv träumen – träumen von Anima!«
Dies war das letzte, was ich vernahm. Das Dunkel umfing nun auch mein Gehirn, und dann wusste ich gar nichts mehr ...
ENDE
Im nächsten Atlan-Band blenden wir wieder zu den Raum-Zeit-Abenteurern von der STERNENSEGLER um.
Die drei so unterschiedlichen Wesen halten sich nun schon seit geraumer Zeit auf dem Planeten Barquass auf, weil Anima sich von der Welt Gurays immer noch nicht trennen kann.
Dann aber kommt es zum plötzlichen Aufbruch, denn die Orbiterin empfängt den Ruf des Ritters ...
DER RUF DES RITTERS – so lautet auch der Titel des Atlan-Bandes 758. Der Roman wurde von H. G. Ewers geschrieben.