Читать книгу Das Mädchen da oben auf der Treppe ... - Harry Robson - Страница 13
Оглавление9. Kapitel
Am 01.07.1970 wurde ich zur Marineversorgungsschule (MVS) nach List/Sylt versetzt. Dort wurde mir dann schon wieder Schreibmaschine und Steno beigebracht, außerdem die Bundeswehrregeln für den Schriftverkehr. Da konnte nicht jeder so schreiben wie er wollte. Formalismus über Alles. Allerdings konnte ich diese Fähigkeiten gut gebrauchen, wie sich noch herausstellen sollte. Immerhin durfte man von Sylt aus einmal im Monat nach Hause fahren, was ich nicht versäumte. Es war eine Ochsentour. Man musste betteln, dass man Freitagmittag den Zug nach Hamburg nehmen durfte. Von dort aus war man dann gegen 22: 20 in Köln. Die Bimmelbahn nach Bergheim brauchte eine weitere Stunde, so dass man kurz vor Mitternacht zu Hause war. Zurück ging es dann Sonntagnachmittag gegen 16: 00h, so dass man Montagmorgen mit dem 1. Zug in Sylt eintraf und um 09: 00h in der Kaserne sein konnte.
Die MVS bildete unter anderem auch die Köche für die Marine aus. Diese Ausbildung dauerte ebenfalls 3 Monate. Hier traf ich dann Otto wieder, den großen Kriegsherrn aus der Grundausbildung. Er stand an der Essensausgabe und führte wieder das große Wort. Nur von ihm würde es abhängen, ob jemand genug zu essen bekäme, denn er würde die Portionen einteilen. Also bekamen Typen, die er nicht mochte, kleinere Portionen oder zu wenig oder gar kein Fleisch. Irgendwie saß es ihm noch immer in den Knochen, dass ich ihn beim Schießen um Längen geschlagen hatte. Damals wollte ich ihn trösten und gemeint: Du wirst doch Koch, da musste nicht schießen können, ein scharfes Messer tut es doch auch. Diese wohlmeinenden, tröstenden Worte, hatte er irgendwie in den falschen Hals bekommen und nun war ich Feind, also ein Typ, der für kleine Portionen stand.
Nun war ich nicht der Typ, der sich mit ihm geschlagen hätte. Ich lernte ja „Schreibstube“ und hatte Zugang zu den Schreibmaschinen. Ich verfasste also meine erste Beschwerde über Otto und seine Auffassung darüber, wie Portionen zu verteilen waren. Eigenartiger Weise wurde das sofort akzeptiert. Ich wurde Mitglied im Küchenbeirat, und Otte schälte eine Woche lang nur Kartoffeln.
Auf Sylt habe ich meine „Liebe“ zum Laufen entdeckt. Man konnte ja auch außer saufen nix anderes machen. Es war ein Einödstandort. Ich schloss mich der Laufgruppe an und erreichte gute Zeiten auf 5.000 Meter. Da es immer irgendwelche Wettbewerbe gab, konnte man jedes Mal mit der Teilnahme einen Tag Sonderurlaub abgreifen und das war ja etwas, das zählte. Man musste nicht gewinnen, nur teilnehmen. Der Sonderurlaub konnte aber erst nach den 6 Monaten Grundausbildung genommen werden. Aber das war ja egal.
Auf diese Weise trug ich zusätzliche 14 Urlaubstage zusammen und wog nur noch 68 kg.