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DIE SINNE DER SEELE UND DER LEIB

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Was der Mystiker erfährt, kommt nicht von außen durch die Augen oder die Ohren herein, wie Bernhard von Clairvaux verdeutlicht, denn es ist nicht durch die äußeren Sinne vermittelt, sondern bildet sich im Seelengrund als direkte Einwirkung der göttlichen Berührung. Von dort steigt es vermittelt über die inneren geistlichen Sinne der Seele auf in das Bewusstsein. Die Lehre von den geistlichen Sinnen der Seele hat vor allem der frühchristliche Theologe Origenes (um 185–254) entfaltet, aber schon im Alten Testament spricht der Psalmist vom Schmecken Gottes. Die Selbstzeugnisse der Mystiker bestätigen diese geistliche Sinnlichkeit der mystischen Erfahrung mit vielfältigen Vergleichen und bildhaften Annäherungen. Und sie weisen immer wieder darauf hin, dass die göttliche Berührung ganzheitlich ist, Seele und Leib erfasst, bis in die tiefsten Tiefen durchdringt, durchströmt, durchglüht.

Zarteste, anschmiegende Berührung ist die göttliche Nähe bei Gertrud von Helfta (1256–1302). Hildegard von Bingen (1098–1179) sieht bei ihren Schauungen mit den Augen der Seele und hört mit den inneren Ohren. Die geistliche Sehkraft ist auch nach Bernhard von Clairvaux ein besonderes Vermögen, das uns die mystische Schau ermöglicht. In seinen Predigten über das Hohelied erklärt er es am Bild von den Taubenaugen der Braut als Fähigkeit der Seele, die ihr in der Einigung mit dem himmlischen Bräutigam geschenkt wird. Nach den mystischen Selbstzeugnissen Heinrich Seuses (1295–1366) zeigt sich die göttliche Nähe in himmlischem Glanz und Duft. Licht, Wonnegefühl und durchdringenden Geschmack erfährt der Mystiker nach Jan van Ruysbroeck mit den inneren, geistlichen Sinnen im Zustand der mystischen Erhebung. Meister Eckhart verwendet das biblische Bild vom Schmecken Gottes im Gegensatz zu einem nur gedachten Gott. Und er spricht, wie viele andere Mystiker auch, von den inneren Augen der Seele. Wonneschmerz während der mystischen Erfahrung wie von einer heftigen inneren Verwundung wird von vielen Mystikern berichtet, unter anderem von Heinrich Seuse und Teresa von Ávila. Darin zeigt sich das Überfließen eines kaum fasslichen seelischen Erzitterns bis in den Leib. Das Erwecken der geistlichen Sinne durch den Glauben an Christus ist für Bonaventura (1221–1274) ein entscheidender Schritt auf dem Pilgerweg zur Gottesschau.

Die bedeutendsten Mystiker

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