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Ich war auf einem Frachtraumer gefahren, einem uralten Kahn, den praktisch nur noch die Kabel in den Wandungen zusammenhielten. Wir mussten auf dem winzigen Raumhafen von Damos Center eine Notlandung machen, denn unser Antigrav war restlos hinüber. Als Schiffsingenieur, Mechaniker und Handlanger in einer Person hatte ich getan, was ich konnte, doch das reichte einfach nicht mehr. Was wir brauchten, war ein vollkommen neues Aggregat.

Das war aber auf Damos nicht zu bekommen. Doch Tom Erskine, an den sich mein Skipper wandte, brachte das schier Unmögliche fertig. Mit mir zusammen bastelte er solange an dem Antigrav herum, bis das Ding wieder einigermaßen funktionierte. Als ich dann ein letztes Mal mit ihm von Bord ging, um meine Utensilien aus der Werkstatt zu holen, hörten wir ein Dröhnen, kaum dass wir einen halben Kilometer zurückgelegt hatten.

Mein Skipper war mit seinem Seelenverkäufer gestartet und hatte mich einfach sitzen lassen. Dass er seine Schulden bei Tom nicht bezahlt hatte, war sozusagen logisch ...

Auch ich trauerte um mein Gehalt von drei Monaten, aber nicht lange. Am nächsten Tage fing die Funkstation von Damos Center einen SOS-Ruf des Schiffes auf, der dann plötzlich abbrach. Das einzige vorhandene Polizeischiff stieg zur Hilfeleistung auf, aber es war zu spät. Die Mahner fanden an den angegebenen Raumkoordinaten nur noch ein paar Trümmerstücke, aber nicht einen Überlebenden mehr.

Als wir das erfuhren, zog Tom Erskine eine Grimasse.

„Sehen Sie, Finch“, sagte er, „die Leute, die sich selbst für besonders schlau halten, sind meist nicht sehr klug. Freuen Sie sich, dass Sie jetzt noch leben und sicher hier auf Damos sitzen. Haben Sie nicht Lust, in meinem Laden mitzumachen? “

Ohne lange zu überlegen, sagte ich ja.

Wer es einmal bis zum Schiffsingenieurspatent gebracht hat, für den stellen gewöhnliche Maschinen kein Problem mehr dar. So stürzte ich mich mit in die Arbeit und reparierte Lastwagen und Schneepflüge, Jeeps und Planierraupen, Schweber und Motorboote, wie es gerade kam.

Bald aber merkte ich, aus welcher Richtung der Wind hier auf Damos wehte.

„Pass auf, Tom“, sagte ich eines Tages, „so kann das ja nun unmöglich weitergehen.“ Wir duzten uns schon bald, obwohl er fünfzehn Jahre älter war als ich mit meinen sechsundzwanzig Lenzen. „Wir schuften uns fast die Seele aus dem Leib, und doch kommt nicht einmal soviel ein, dass wir genügend Ersatzteile besorgen können, weil die Leute einfach nicht bezahlen. Ich wette, dass du jetzt schon mindestens zwanzigtausend Solar Außenstände hast.“

Tom Erskine grinste schief.

„Die Wette hast du verloren, mein Lieber – es ist beträchtlich mehr. Doch was soll ich machen? Die meisten möchten schon zahlen, sie können nur nicht. Die Farmer beispielsweise haben immer erst im Herbst Geld, wenn sie ihre Ernten eingebracht haben. Repariere ich ihre Maschinen nicht mehr, klappt es mit dem Ernten nicht, und daran haben sie erst recht kein Geld.“

Ich schüttelte den Kopf.

„Mir machst du nichts vor, Tom. Das mit den Farmern kann man ja noch gelten lassen, aber sie machen doch höchstens die Hälfte deiner Kunden aus. Die Leute aus Damos Center haben Geld, aber sie rücken es erst heraus, wenn ihnen dein Anwalt mit einem Zahlungsbefehl winkt. Das muss anders werden.“

„Das möchte ich wirklich gern erleben“, seufzte Tom. „Hast du eine Patentlösung bei der Hand?“

„Noch nicht“, brummte ich. „Aber lass mich mal einige Zeit überlegen, ich werde schon etwas ausknobeln.“

Nach ein paar Tagen machte ich ihm dann meinen Vorschlag.

„Du kannst weiterhin alle Reparaturen annehmen, aber du musst dich im Voraus sichern. Neue Arbeiten für säumige Zahler werden erst dann ausgeführt, wenn die alten Schulden bezahlt sind. Außerdem musst du dir Vertragsformulare drucken lassen. Auf diesen steht dann, dass der zur Reparatur angenommene Schweber, Traktor, oder was es gerade ist, den Leuten erst nach einer angemessenen Teilzahlung zurückgegeben wird. Weiter muss dann noch ein Passus darauf sein, dass ein Gegenstand nach einer bestimmten Zeit – sagen wir, ein Vierteljahr nach Beendigung der Reparatur – in deinen Besitz übergeht, wenn er nicht abgeholt und eine Zahlung geleistet wird. Du wirst sehen, dass sich die Dinge dann bald ändern werden.“

„Du Optimist!“, lächelte Tom Erskine. „Nun, fangen wir es eben so an, dadurch kann sich kaum etwas verschlechtern. Dass es im alten Trott nicht mehr weitergeht, sehe ich selbst ein.“

Die Formulare wirkten sehr beeindruckend, schienen vielen aber trotzdem nicht zu gefallen; das musste aber wohl an ihrem Inhalt liegen. Die Zahl der Reparaturaufträge ging erheblich zurück, aber es kam ebenso viel Geld ein wie vorher auch. Dafür häuften sich die defekten Vehikel bei unserem einzigen Konkurrenten am anderen Ende der Stadt.

Wir sahen das, aber ohne jeden Neid. Jetzt blieben die Leute eben ihm das Geld schuldig, statt uns ...

Tom führte bald darauf eine Neuerung ein, und zwar verkaufte er nun auch neue Maschinen, Wagen, Schweber und so weiter. Das bedeutete kein Risiko für ihn, denn die Finanzierung lief über die Damos Central Bank. Der Umsatz blieb allerdings klein. Den Transport von German IV nach Damos besorgten wir selbst mit Toms alter DARKNESS, das kam bedeutend billiger als mit einem der Linienfrachter.

Ich hatte vor, das Geschäft wie bisher weiterzuführen. Die anfallenden Reparaturen konnte ich zusammen mit Robby ausführen und mir im Bedarfsfall einen Mechaniker aus der Stadt zur Aushilfe holen. Nur die Buchführung war nicht meine Sache, dafür wollte ich mir von Fall zu Fall eine Schreibkraft engagieren.

An diesem Abend jedoch versuchte ich herauszufinden, worin meine Erbschaft nun eigentlich bestand. Zum Glück hatte mein Partner alle Unterlagen mustergültig in Ordnung gehalten. Der letzte Bankauszug wies ein Guthaben von rund viertausend Solar aus, Schulden gab es keine. Dafür aber offene Rechnungen für geleistete Reparaturen über mehr als achttausend Solar, die meist längst überfällig waren. Ich legte mir die Belege zurecht, um sie in den nächsten Tagen zu Anwalt Stolle zu bringen. Der würde schon wissen, wie er mir am besten zu dem Geld verhelfen konnte.

Nicht ohne Rührung las ich meine eigene Akte. Daraus ging hervor, dass ich noch ein Guthaben von achttausendfünfhundert Solar bei Tom hatte. Das war mein Anteil zu unserer Partnerschaft und dadurch zustande gekommen, dass ich immer dann auf meinen Lohn verzichtet hatte, wenn das Geschäft gerade schlecht ging.

Dann gab es noch einen Ordner besonderer Art. Darin waren all die Sachen aufgeführt, die uns zugefallen waren, weil sie nicht fristgerecht abgeholt worden waren. Einen Teil davon hatten wir wieder absetzen können, doch mindestens zwei Drittel davon waren uns geblieben und standen jetzt in einer besonderen Halle. Ich hatte schon länger den Verdacht, dass man sie uns nur gebracht hatte, um sie los zu sein, denn sie waren durchweg in miserablem Zustand gewesen. Fast alle hatten wir aber wieder gebrauchsfähig gemacht.

Mir gingen fast die Augen über, als ich las, welchen Wert diese alten Dinger auch bei vorsichtiger Einschätzung noch repräsentierten. Natürlich nur theoretisch, aber auf dem Papier war ich nun der Eigentümer von einhundertzwanzig Vehikeln aller Art mit einem Gesamtwert von hundertfünfzigtausend Solar ...

Die alte DARKNESS war unter Brüdern auch noch hunderttausend wert, Robby vielleicht achttausend. Die Gebäude und das Werksgelände gehörten der Administration, aber unser Werkzeug und die Maschinen mochten beiläufig auch noch dreißigtausend Solar ergeben. Zählte man nun alle Aktiv- und Passivposten zusammen, so hatte mir Tom Erskine eine Erbschaft von über dreihunderttausend Solar zukommen lassen!

Ich war ziemlich platt, als ich die Papiere wieder an ihren Platz legte. Nicht im Traum wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich nun plötzlich so etwas wie ein reicher Mann sein könnte; auch dann noch, wenn man die notwendigen Abstriche machte.

Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband

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