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Die Transitionen durch den Hyperraum sind etwas ungemein Praktisches. Man gelangt quasi ohne jeden Zeitverlust in die Nähe seines Zieles und braucht so für die Reise lediglich die Zeit, die zum Beschleunigen und Wiederabbremsen des Schiffes nötig ist.

In der DARKNESS wurde dieses Vergnügen allerdings sehr geschmälert.

Während einer Transition wird jedes Materiepartikel, das zum Schiff gehört, in einen energetischen Impuls umgewandelt; beim Wiedereinfall in das Normalkontinuum erfolgt eine gegenteilige Prozedur. Das geht naturgemäß am menschlichen Organismus nicht spurlos vorüber und erzeugt den sogenannten Transitionsschock, der von unangenehmen Schmerzempfindungen begleitet wird.

In modernen Schiffen gab es dafür die Schockabsorber, kunstvoll erdachte Apparate, die diese Schmerzen fast völlig aufhoben. Die DARKNESS aber war ein alter Kahn und besaß diese segensreiche Einrichtung noch nicht. So kam es, dass ich mich vor Schmerzen in meinem Pilotensitz wand und laut stöhnte, als wir im System von Lowins Planeten materialisierten.

Alle Schmerzzentren meines Körpers waren aktiv und machten mich für zwanzig Sekunden zu einem hilflosen Bündel Mensch – eine Ewigkeit lang, wie es mir schien. Dann klangen die Schmerzen übergangslos ab, und ich konnte wieder sehen, hören und mich bewegen, als ob überhaupt nichts geschehen wäre.

Ich drehte mich zu Robby herum und fragte: „Alles in Ordnung, Boy?“

Der Maschinenmensch als nicht organisches Wesen war gegen die Schockeinflüsse immun. Er hatte inzwischen mit positronischer Reaktionsschnelligkeit bereits die Instrumente kontrolliert und die Radarschirme beobachtet. Lächelnd nickte er mir zu.

„Es könnte nicht besser sein, Finch. Wir sind genau zehn Millionen Kilometer über Lowins Planet herausgekommen und haben freie Flugbahn. Allerdings sollten Sie sich für die DARKNESS schnellstens Schockabsorber anschaffen, Finch. Das erste Robotergesetz macht es mir fast unmöglich, mit anzusehen, welche Schmerzen Sie nach der Transition aushalten müssen.“

Ich grinste müde zurück.

„Diese Dinger will ich gern anschaffen, vorausgesetzt, dass du sie bezahlst! Doch du kannst das nicht und ich ebenso wenig, also ist dein wohlmeinender Vorschlag von vornherein illusorisch. Reden wir also nicht weiter darüber und sehen wir zu, dass wir gut nach Lowins Planet kommen.“

Wir werteten die Messergebnisse aus und richteten danach den neuen Kurs ein, denn es hatte sich eine Abweichung von viereinhalb Grad grün herausgestellt. Dann überließ ich die Durchführung der Bremsmanöver Robby und legte mich für drei Stunden in der Kabine aufs Ohr.

Den Schlaf hatte ich nötig, denn nach dem Tagesrhythmus von Damos war jetzt Spätnachmittag für mich. Auf Lowins Planet aber würden wir früh am Morgen ankommen, das hatten wir bereits errechnet. Da diese Welt zudem einen Tag von dreißig Stunden aufwies, würde ich dort lange auf Schlaf warten müssen.

Robby weckte mich pünktlich und hatte auch schon einen guten Kaffee und Eier auf Schinken bereit. Neu gestärkt stieg ich wieder in den Pilotensitz, um das Schiff in Manuellsteuerung zu übernehmen. Inzwischen waren wir schon bis auf dreihunderttausend Kilometer an den Planeten heran.

Diese Entfernung war bereits akzeptabel für eine ausreichende Vierbindung über Normalfunk; also schaltete ich dessen Sender ein, nahm das Mikrofon und lief den Raumhafen Lowins Port, der als einziger ihn Planetenführer angegeben war.

Ich wiederholte den Anruf dreimal, doch in den Kopfhörern blieb alles still. Doch das konnte daran liegen, dass man dort unten jetzt eine ganz andere Frequenz benutzte, als das vor fünfzehn Jahren der Fall gewesen war. Sie aufzusuchen, hätte eine Menge Arbeit erfordert, also wechselte ich das Funkgerät und ging auf Hyperfunk über.

Als ich abermals dreimal vergeblich gerufen hatte, begann ich mir Gedanken zu machen.

Die einem Raumhafen zugeteilte Hyperfrequenz wird nie geändert, das wusste ich aus alter Erfahrung. Da sich auf ihr auch niemand meldete, bestand für mich der begründete Verdacht, dass auf Lowins Planet irgend etwas nicht in Ordnung war!

Vorsicht ist die Mutter alles Zerbrechlichen, wie ein altes Sprichwort sagt. Die DARKNESS gehörte unbedingt in diese Kategorie, also traf ich meine Vorsichtsmaßregeln. Ich ließ das Schiff aus dem vorberechneten Kurs ausscheren und in einen Orbit von vorerst fünfzigtausend Kilometer gehen, um von dort aus nähere Beobachtungen anzustellen.

Von anderen Schiffen war weit und breit nichts zu sehen, doch das brauchte nichts zu besagen. Eine verhältnismäßig unbedeutende Kolonialwelt, wie es Lowins Planet dem Katalog nach war, wurde nur einige Male im Jahr von Transportern angeflogen, die Nachschub brachten und dort erzeugte Güter aufnahmen. Einheiten der Unionsflotte verirrten sich noch seltener dorthin. Die nächste Flottenbasis lag nur fünfzehn Lichtjahre entfernt und konnte jederzeit über Hyperfunk angerufen werden, falls es irgendwelche Zwischenfälle gab.

Die drei großen Kontinente des Planeten lagen alle in der Äquatorgegend, folglich ließ ich das Schiff über dem Null-Breitenkreis in die Umlaufbahn gehen. Nur einer der Kontinente war besiedelt worden, und das konnte sich in der Zwischenzeit kaum geändert haben. Zwar erschwerten Wolkenfelder die Sicht nach unten, doch ich setzte die Radartaster ein und hatte bald den richtigen gefunden.

Dort brach gerade der Morgen an, folglich brauchte ich mich nicht zu beeilen. Ich bremste

die Fahrt der DARKNESS soweit ab, dass sie mitten über dem betreffenden Kontinent blieb. Dann schickte ich unsere einzige Robotsonde hinunter, um Klarheit über die Lage auf Lowins Planet zu bekommen.

Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband

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