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Die Beerdigung war am übernächsten Tage.

Da Tom Erskine keine Verwandten und nur wenig gute Bekannte auf Damos hatte, war das Trauergefolge klein. Außer Reverend Barker waren nur Doc Dupont, Robby und ich dabei, als seine sterblichen Überreste ins Grab gesenkt wurden. Das letzte Amen war kaum verhallt, als auch schon die Friedhofsroboter mit einem Bagger anrückten, um das Grab zu schließen.

Kurz vor Mittag suchte mich ein Vertreter der Damos Central Insurance auf. Bei dieser Gesellschaft war Tom versichert, und der Mann kam wegen des Sterbegeldes. Von dem Geld bekam ich allerdings nichts zu sehen. Dafür aber ein Dutzend verschiedene Formulare, auf denen fein säuberlich aufgeschlüsselt war, wie sich die Kosten im Zusammenhang mit Toms Tod verteilten. Sie waren gut verteilt, denn per summa blieb auch nicht ein einziger kleiner Cent mehr übrig ...

„Hat Mr. Erskine ein Testament hinterlassen?“, erkundigte sich der Mann anschließend. Ich verneinte, doch überraschend schaltete sich hier Robby ins Gespräch ein.

„Der Chef hat doch ein Testament gemacht, Finch“, erklärte er entschieden. „Er hat es nur nicht schriftlich niedergelegt, sondern mir eingesagt. Wollen Sie den Wortlaut hören?“

Ich war einigermaßen verblüfft, doch der Versicherungsmann klärte mich darüber auf, dass es so etwas tatsächlich gab. Wenn jemand wollte, konnte er seinen letzten Willen auch in einem Roboter hinterlegen. Das war ebenso sicher wie eine Urkunde, weil Roboter ja nicht lügen können und Wort für Wort wiedergeben, was ihnen eingesagt worden ist. Von dieser Möglichkeit nun hatte Tom Gebrauch gemacht.

Der Vertreter der Insurance wehrte ab, als Robby zu sprechen anfangen wollte.

„Jede derart festgehaltene letztwillige Verfügung muss vor einem Anwalt zur Beurkundung gebracht werden, um rechtswirksam zu sein. Die Behörden müssen sie schriftlich vorliegen haben, damit die Eigentumsverhältnisse am Nachlass bindend geklärt werden. Ihr Roboter darf jetzt noch nichts verlauten lassen, nur vor dem Notar. Mr. Erskine hat offenbar vergessen, ihm das zu sagen, wie es Vorschrift ist.“

So ging ich also am Nachmittag mit Robby zu einem Anwalt, mit dem Tom öfters gearbeitet hatte.

Mr. Stolle war ein agiler junger Mann, etwas jünger als ich und sehr umgänglich. Er sprach mir sein Beileid aus, hörte sich meine Story an und nickte.

„Derartige Testamente sind vollkommen rechtsgültig, wenn auch ziemlich selten. Meist bedient man sich nur dann eines Roboters, wenn es eilt und kein Urkundsbeamter zu haben ist. Wann hat dir dein Herr die Botschaft eingesagt?“, fragte er Robby dann.

„Vor zwei Jahren und achtundzwanzig Tagen Standardzeit, Mr. Stolle“, erklärte dieser. „Ihm war damals nicht wohl, deshalb hat er es getan.“

Ich wunderte mich, denn ich hatte Tom Erskine nie etwas Derartiges angemerkt und ihn immer für kerngesund gehalten. Doch mein Partner war nicht der Mann, der andere mit seinen Sorgen belastete, wenn es nicht unumgänglich nötig war. Eine schätzenswerte Charaktereigenschaft, doch hier war sie augenscheinlich fehl am Platz gewesen.

Vielleicht hätte Tom noch lange leben können, wenn er rechtzeitig gesagt hätte, wie es um ihn stand. Vermutlich hatte er es selbst dem Roboter gegenüber bagatellisiert, sonst hätte dieser aufgrund des ersten Gesetzes sofort den Arzt unterrichtet.

Der Anwalt machte seinen Sprechschreiber betriebsbereit und forderte dann Robby auf, den Wortlaut des Testaments zu wiederholen.

Robby tat das, und was ich dann zu hören bekam, war für mich höchst verblüffend.

„Ich, Tom. Erskine, im Vollbesitz meiner Geisteskräfte, erkläre hiermit: Im Falle meines Todes fällt mein gesamtes Eigentum hier auf Damos, einschließlich des Raumschiffes DARKNESS und des Roboters R 011 273, Typ Perfecto, an meinen Partner Finch Barkley, dem es überlassen bleibt, was er damit beginnen will. Diese Verfügung gilt, solange sie nicht durch ein schriftliches Testament oder eine neue Tonaufzeichnung ersetzt wird. Gesprochen am 24. Juni 2214 Standardzeit.“

Es war erschütternd für mich, hier noch einmal die Stimme Toms zu hören, den wir am Morgen erst begraben hatten. Demgegenüber fiel sogar die Tatsache ab, dass er ausgerechnet mich als seinen alleinigen Erben, eingesetzt hatte.

Doch seine Botschaft war noch nicht beendet, denn erneut klang seine Stimme auf.

„Wenn du das hier zu hören bekommst, Finch, werde ich nicht mehr sein. Ich hoffe ja, dass es bis dahin noch eine Weile dauert, aber ich möchte vorsorgen. Da wir keinen förmlichen Partnerschaftsvertrag abgeschlossen haben, würde sonst meine Habe wohl an die Administration fallen, leibliche Verwandte besitze ich ja nicht mehr. Du hast unbedingt ein Anrecht darauf, zum einen, weil du ein guter Mitarbeiter warst, zum anderen, weil ich dir deinen Lohn so oft schuldig bleiben musste. Es liegt an dir, was du damit anfangen willst, nur möchte ich dich bitten, Robby zu behalten, wenn es irgend geht. Er gehört genauso zu meinem Leben wie du oder wie unsere Werkstätten. Leb wohl, mein Junge, und vergiss mich nicht ganz.“

„Worauf du dich verlassen kannst, Partner“, murmelte ich heiser.

Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband

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