Читать книгу Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband - Harvey Patton - Страница 16
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Sonntag früh um halb fünf war die Arbeit getan.
Wir hatten ohne Licht gearbeitet, denn die beiden Roboter konnten mit ihren elektronischen Augen auch im Dunkeln ausgezeichnet sehen. Sie brachten die einzelnen Stücke mit der Antigravplattform in die DARKNESS, wo ich sie dann kunstgerecht festzurrte, damit sie sich bei Start oder Landung nicht selbständig machen konnten. Während des Fluges sorgte das schiffseigene Schwerkraftfeld dafür, dass sie am richtigen Fleck blieben.
Ich schlief wieder bis Mittag. Nach dem Essen flog ich dann hinüber zum Friedhof, um Tom Erskine einen letzten Besuch abzustatten. Für die Pflege seines Grabes war gesorgt, denn ich hatte im Friedhofsbüro einen entsprechenden Scheck hinterlegt.
„Schlafe gut, Partner“, murmelte ich zum Abschied. „Ich will versuchen, dir keine Schande zu machen.“
Den Abend verbrachte ich bei einer alten Freundin in Damos Center. Ihr konnte ich vertrauen, und so erzählte ich ihr alles.
Leila begriff, dass ich nicht anders handeln konnte, aber sie war natürlich trotzdem traurig. Es gab auf Damos nur wenige Farbige, und darum hatten wir um so enger zusammengehalten. Rassische Vorurteile gehörten schon lange der Vergangenheit an, aber gleiches Blut ist eine eminent starke Bindung, auch heute noch.
Am Montagmorgen war die Hauptsonne gerade erst aufgegangen, als mich Robby schon weckte.
„Anwalt Stolle hat eben angerufen, Finch“, sagte er und machte ein sehr bedenkliches Gesicht. „Durch irgendwelche Verbindungen hat er erfahren, dass Mr. McCormick Verdacht gegen Sie geschöpft hat. Irgend jemand muss ihm mitgeteilt haben, dass Mr. Stolle Ihnen den Dienstautomaten geschickt hat, und daraus muss er seine Schlussfolgerungen gezogen haben. Er will gegen Mittag herkommen und den ganzen Betrieb durch die Polizei und Vollstreckungsbeamte beschlagnahmen und versiegeln lassen. Die DARKNESS natürlich auch.“
Dieser schmierige Paragraphenreiter! Ich wünschte ihm tausend Läuse an alle möglichen Körperteile – und dazu keine Hände, um sich kratzen zu können.
Doch dieser unfromme Wunsch hatte keinerlei Aussicht auf Erfüllung, und wie ich McCormick kannte, wäre er trotzdem noch gekommen. Jetzt hieß es rasch handeln, ohne Rücksicht auf Verluste.
Unser Raumschiff war startklar, Robby hatte es in der vergangenen Nacht noch eingehend
inspiziert. Doch das Werkzeug und die Arbeitsmaschinen standen noch immer an ihrem Platz! Sie hatte ich erst in der letzten Nacht in die DARKNESS bringen wollen, um bis zuletzt die Fiktion des harmlosen Betriebsinhabers aufrechtzuerhalten, denn ich musste immer noch mit Kundenbesuch rechnen. Nun mussten wir sie Hals über Kopf verladen.
Ich war wohl noch nie so rasch aus dem Bett gekommen wie an diesem Morgen.
Noch während des Anziehens gab ich Robby meine Instruktionen. Es war gerade sieben Uhr, und McCormick musste meiner Meinung nach spätestem um elf Uhr eintreffen – als guter Beamter würde er zusehen, dass er seine Mittagspause nicht versäumte ...
Wir hatten also höchstens vier Stunden Zeit, wahrscheinlich noch weniger. Ich verzichtete auf das Frühstück, das Robby zubereitet hatte, während ich Toilette machte und stürzte nur hastig zwei Tassen Kaffee hinunter. Dann aktivierte ich den Mietrobot, und wir hasteten hinüber in die Werkstatthalle.
Die beiden Maschinenmenschen übernahmen die schweren Arbeiten, während ich mich vor
allem um das Verpacken der Werkzeuge kümmerte. Um zehn Uhr war alles bereit, und Robby holte die Antigravplattform.
Bis dahin hatten wir in der Halle sicher vor unberufenen Augen arbeiten können. Nun aber mussten wir alles etwa hundertfünfzig Meter weit über den offenen Hof zum Schiff transportieren. Wenn jetzt ganz zufällig ein Polizeischweber hier vorbeikam – und die Polizei hat bekanntlich das seltene Talent, immer dann zu erscheinen, wenn man sie nicht brauchen kann – und es schwebte gerade eine Werkbank hinüber zum Schiff ... Selbst der gutmütigste Polizist musste dabei auf falsche Gedanken kommen!
Doch vorerst ging alles gut.
Wir befolgten wieder das bewährte Prinzip der Arbeitseinteilung und kamen gut voran. Eben hatten die beiden Roboter die große Drehbank gebracht und ich war noch dabei, sie zu verankern, als mich plötzlich ein Alarmruf Robbys aufschreckte.
„Von der Stadt her kommen zwei Schweber, Finch!“, rief er durch die große Luftschleuse. „Ich kann sie noch nicht sehen, aber ich höre sie, sie mögen noch drei Kilometer entfernt sein. Was sollen wir tun?“
Ich fluchte unterdrückt, doch das half mir wenig. Die vier schweren Kisten mit unserem Präzisionswerkzeug waren noch drüben in der Halle; und was konnten mir die Werkbänke bei einem Neuanfang nützen, wenn ich nicht auch das entsprechende Werkzeug hatte? Ob die veraltete Antigravplattform sie auf einmal schaffen würde, war sehr fraglich – doch für einen zweiten Transport blieb uns mit Sicherheit keine Zeit mehr.
Egal – wir mussten es versuchen!
Hastig gab ich Robby den entsprechenden Befehl und wartete dann mit heftig klopfendem Herzen in der Luftschleuse. Ich konnte die Schweber nicht sehen, denn sie kamen aus der entgegengesetzten Richtung, doch nun hörte ich auch ihr Antriebsgeräusch. Noch längstens zwanzig Sekunden, dann mussten sie da sein!
Die Antigravplattform erschien im Tor der Halle. Sie schwankte bedenklich unter der schweren Last, doch Robbys unwahrscheinlich rasche Reaktionen bei der Bedienung der Funksteuerung bewahrten sie immer noch rechtzeitig vor dem Absturz. Ganz knapp nur kam sie diesmal über den Zaun, doch dann brachte Robby auch noch das Kunststück fertig, sie bis in die Höhe der Luftschleuse steigen zu lassen.
Rasch griff ich zu und bugsierte sie durch die Schleuse in den Laderaum. Inzwischen schwoll das Geräusch der beiden Schweber immer mehr an, um dann zu ersterben. Sie waren auf dem Hof gelandet, doch weder Kisten noch Plattform waren noch festgemacht. Wenn ich nun startete, mussten diese sich unter dem Andruck selbständig machen und konnten den größten Schaden anrichten.
Mir kam ein Gedanke.
„Herein mit euch!“, rief ich den beiden Robots zu. Robby machte aus dem Stand einen gewaltigen Satz und erreichte sicher die Schleuse in sechs Meter Höhe. Sein Kollege folgte mit einer Sekunde Verzögerung – er war eben nur ein einfacher Dienstautomat.
„Verankert euch mit den Füßen in den Bodenrillen und haltet die Kisten fest“, wies ich sie hastig an. Dann ließ ich die Schleuse zugleiten und hastete hinauf zum Steuerraum.
Durch die noch halb offene Schleuse drangen erregte Rufe herauf, brachen dann aber abrupt ab, als das Schott geschlossen war.
Ich warf mich in den Pilotensitz und aktivierte die Kontrollen. Den Meiler hatte ich vor einer Stunde bereits vorgewärmt, und diese Vorsorge machte sich nun bezahlt, denn ich konnte sofort starten.
Die Außenbildschirme zeigten mir neben dem guten McCormick und zwei weiteren Zivilisten ein halbes Dutzend Polizisten, die erregt mit ihren Waffen herumfuchtelten, sonst aber augenscheinlich ziemlich ratlos waren. Ich grinste leicht und schaltete die Außenlautsprecher ein.
„Ich starte in dreißig Sekunden“, gab ich bekannt. „Wer bis dahin nicht mindestens zwanzig Meter von der DARKNESS entfernt ist, läuft die Gefahr, leicht angesengt zu werden – verstanden?“
Und ob sie verstanden hatten! Sie liefen wie wilde Krokofanten in der Urwaldzone von Damos und brachten sich hinter der nächsten Halle m Sicherheit.
Ich aktivierte den Antigrav und das Hilfstriebwerk.
Langsam löste sich die DARKNESS vom Boden und stieg den beiden im Zenit stehenden Sonnen entgegen. Erst in fünfhundert Meter Höhe konnte ich dann das Haupttriebwerk einschalten. Trotzdem musste es den Männern dort unten noch ungemütlich warm werden, aber daran waren sie schließlich selbst schuld. Ich hatte sie ja nicht gerufen.
Sehr wohl war mir aber doch nicht in meiner Haut. Ich beschleunigte nur mit dem Minimum, das erforderlich war, um die Fluchtgeschwindigkeit von Damos zu erreichen, aber trotzdem kamen vier g Andruck durch. Die DARKNESS war nun einmal ein veralteter Kasten, und wenn die beiden Roboter nicht imstande waren, die Werkzeugkisten festzuhalten, sah ich ziemlich schwarz.
Endlich hatten wir dann die nötige Geschwindigkeit. Sofort schaltete ich das Triebwerk herunter und im Schiff herrschte normale Schwere. Jetzt konnte praktisch nichts mehr passieren.
Meine Flucht von Damos war geglückt!