Читать книгу Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband - Harvey Patton - Страница 22
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Die Gouverneurin lachte und schluchzte in einem. Am Liebsten hätte sie mich in diesem Augenblick umarmt, doch das verhinderte glücklicherweise die Tischplatte zwischen uns.
„Gordon“, rief sie mit halb erstickter Stimme, „endlich werde ich dich wiedersehen!“ Plötzlich jedoch zuckte sie zusammen und sah mich aus weit aufgerissenen Augen an. „Meinen Sie, dass mein Mann überhaupt mit zurückkommen wird? Werden sie – die unbekannten Suggestoren – ihn nicht festhalten? Er ist immerhin der höchste Beamte auf Lowins Planet.“
Ich hob die Schultern.
„Das lässt sich natürlich schwerlich sagen, da wir nichts über diese Wesen wissen. Ich möchte allerdings annehmen, dass sie mehr Wert auf jüngere kräftige Männer legen, vielleicht auch auf Techniker und Wissenschaftler. Verwaltungsfachleute dürften sie wohl genug in ihren eigenen Reihen haben.“
Das leuchtete Mrs. Langly ein, und ihr Gesicht bekam wieder einen hoffnungsvollen Ausdruck. Sie verließ ihren Schreibtisch und winkte uns, ihr zu folgen.
„Wir gehen am Besten hinunter auf den Zentralplatz“, sagte sie. „.Ein großer Teil der Rückkehrer wird dort landen, und wir erfahren dort alles aus erster Hand.“
Sie bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die man ihr bei ihrer Körperfülle kaum zugetraut hätte. Ich hielt mich absichtlich etwas zurück, und Robby blieb an meiner Seite.
„Wie siehst du die Dinge, Boy?“, fragte ich halblaut. „Du hast doch die Fakten längst nach allen Richtungen hin durchgerechnet, schätze ich.“
Mein Gehilfe nickte.
„Natürlich, Finch, allerdings sind die Daten sehr dürftig. Sie haben ja selbst schon gesagt, dass die Mentalität der Unbekannten – von einem Grundzug der Gewissenlosigkeit abgesehen – uns noch unbekannt ist. Ich musste also nach rein logischen Prinzipien urteilen, und mein Ergebnis stimmt im Prinzip mit Ihren Vermutungen überein.“
„Wie viele der Männer werden überhaupt zurückkommen?“, fragte ich weiter. Robby hob die Hände.
„Das ist ebenso schwer zu sagen. Ich schätze, dass man aber nicht mehr als fünf Prozent zurückgehalten haben wird; stärker dürften die in Frage kommenden Berufsgruppen kaum sein. Die Jugendlichen wenigstens müssten alle zurückkommen, sie können den Fremden wohl kaum etwas nützen.“
Indessen hatten wir das Erdgeschoss erreicht. Aus allen Korridoren strömten Frauen und Mädchen mit und ohne Uniformen hastig den Ausgängen des Stadthauses zu. Es gab ein Geschrei
und Geschnatter wie auf einer Hühnerfarm, alle Disziplin schien vergessen. Uns beiden, vor Kurzem noch die Sensation von Lowins Port, schenkte man kaum noch einen Blick.
Dann waren wir im Freien und hatten den von zahlreichen Grünanlagen unterteilten Zentralplatz vor uns. Hunderte von Schwebern befanden sich in der Luft und glitten zum Boden herunter, viele waren bereits auf den Parkplätzen und Rasenflächen gelandet. Es erwies sich für uns als unmöglich, zu ihnen zu gelangen, denn Tausende von Frauen und Kindern drängten sich in einem fast lebensgefährlichen Gewimmel in Richtung der Landeflächen.
Notgedrungen blieb auch Mrs. Langly vor dem Ausgang stehen. Plötzlich schrie sie erregt auf und deutete auf einen großen Schweber, der eben zur Landung ansetzte.
„Da, sehen Sie nur – das ist der Dienstschweber meines Mannes! Gordon ist zurückgekommen.“
Sie behielt recht, wie sich wenige Minuten später herausstellte.
Einer Gruppe von Polizistinnen war es gelungen, etwas Ordnung in das Durcheinander zu bringen. Es bildete sich eine schmale Gasse, durch die eine Gruppe von fünf Männern auf das Stadthaus zukam.
Doch wie sahen sie aus!
Ihre Kleidung war verwahrlost, ihre Gesichter bärtig und ausgezehrt. Sie hatten kaum noch genügend Kraft, um sich auf den Beinen zu halten und mussten von den sie eskortierenden Polizistinnen geführt und gestützt werden. Diese Männer mussten Schlimmes durchgemacht und obendrein seit Tagen kaum etwas gegessen haben, das sah man auf den ersten Blick.
„Paula!“, krächzte der vorderste Ankömmling und warf sich Mrs. Langly an den Hals.
Gouverneur Langly war der genaue Gegensatz zu seiner Gattin. Er war groß und schlank und seine entzündeten Augen verrieten auch jetzt noch die Tatkraft, die in diesem Manne steckte. Er war der Prototyp des Kolonisten der ersten Generation, die aus besonders fähigen Leuten bestanden hatte.
Robby und ich griffen zu, als Mrs. Langly ihn losließ, und führten ihn ins Haus. Eine Angestellte wies uns den Weg in einen Kantinenraum, und wenige Minuten später mussten wir die Augen abwenden. So groß war die Gier, mit der sich der Gouverneur und die mit ihm gekommenen Männer über Essen und Trinken hermachten.
Dann aber tauchte eine Ärztin auf und nahm sie in ihre Obhut. Rigoros beschnitt sie die Portionen, die jedem zugestanden wurden, denn ein zu reichliches Essen hätte ihnen mehr geschadet als genützt. So sehr wir darauf brannten, diesen Männern Fragen zu stellen, wir wurden von ihr energisch aus dem Raum gewiesen.
„Diese Männer sind vor morgen nicht für Sie zu sprechen, Mr. Barkley, vielleicht auch erst übermorgen. Sie sind vollkommen entkräftet und brauchen dringend Medikamente, Pflege und Schlaf.“
Nun ergriff aber die Gouverneurin die Initiative.
„Das stimmt alles, Dr. Lohmann, aber hier steht mehr auf dem Spiel als Einzelschicksale. Mr. Barkley will die Hintergründe dieser Tragödie klären und benötigt dazu dringend alle Informationen, die ihm dabei helfen können. Tun Sie, was Sie können – in ein paar Stunden muss ein Mann für eine Viertelstunde zu seiner Verfügung stehen!“