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Es wurde doch noch später Nachmittag, ehe es soweit war.

Die Frauen von Lowins Port waren inzwischen nicht untätig geblieben. Die Polizistinnen hatten neben ihrer Aufgabe, Ordnung zu schaffen und zu halten, noch Zeit gefunden, eine Registrierstelle für alle zurückgekommenen Männer und Jugendlichen einzurichten. Dort liefen alle Informationen zusammen, die zu einem großen Teil aus den Krankenhäusern kamen. Ein hoher Prozentsatz der Zurückgekehrten war gesundheitlich so schlecht dran, dass man sie umgehend dort hatte einliefern müssen. Es war ein Glück, dass es in der Stadt verhältnismäßig viele Ärztinnen gab, die sich ihrer annehmen konnten.

Gegen sechzehn Uhr planetarer Zeit hatte Mrs. Langly das erste Zwischenergebnis vorliegen. Von den fast zwanzigtausend vor zehn Tagen Verschwundenen waren bis dahin zwölftausend als zurückgekehrt registriert worden. Das waren aber noch nicht alle, und laufend kamen noch Schweber mit Nachzüglern an. Die Polizeikommandantin hatte alle Daten in einen Computer gegeben und eine Hochrechnung vornehmen lassen.

Diese ergab eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass mindestens fünfundneunzig Prozent aller Verschollenen sich wieder einfinden würden. Die Jugendlichen unter achtzehn Jahren waren sogar vollzählig zurückgekommen, das stand bereits fest.

Auf meine Anregung hin ließ die Gouverneurin die Listen nochmals in den Computer geben und auf Berufszugehörigkeit hin überprüfen. Zwei Stunden später kam das Ergebnis über den Fernschreiber, Mrs. Langly las es durch und reichte mir das Blatt kommentarlos.

Es war so, wie ich es mir schon gedacht hatte: Alle Angehörigen unwichtiger Berufe waren

fast ausnahmslos wieder da. Doch nicht ein einziger Wissenschaftler oder wichtiger Techniker war zurückgekommen!

„Genau das hatte ich befürchtet“, sagte ich deprimiert. „Wenn es den Fremden nur darum gegangen wäre, Arbeitssklaven zu fangen, hätten sie nicht so viel Aufwand zu treiben brauchen. Sie wollten die Intelligenzschicht für sich, darum haben sie alle Männer des Planeten zu sich gerufen und dann ihre Auslese getroffen. Auffällig ist ferner, dass auch die Besatzung des Frachtschiffes nicht wieder zurück gekommen ist.“

„Was können wir jetzt unternehmen, Mr. Barkley?“, fragte die Gouverneurin. Ich hob die Schultern.

„Vorläufig wohl gar nichts, fürchte ich. Erst einmal muss ich mit Ihrem Gatten reden, der uns bestimmt wichtige Auskünfte über die Unbekannten wird geben können. Vielleicht lassen sich schon allein aus ihrer Identität Schlüsse auf ihre Motive ziehen.“

Natürlich hatten wir längst hin und her überlegt, wie die Fremden wohl aussehen mochten, aber wir waren logischerweise zu keinem Resultat gekommen. Jeder, auch der kleinste Anhaltspunkt, fehlte uns, und von einer Rasse mit entsprechend starker Suggestivbegabung hatten wir noch nie etwas gehört. Auch in Robbys Informationsspeicher befand sich nichts darüber, und so durfte es sie praktisch gar nicht geben.

Und trotzdem gab es sie!

Ich saß wie auf Kohlen, denn es trieb mich, etwas zur Aufklärung dieser ominösen Dinge zu unternehmen. Endlich kam dann der erlösende Anruf der Ärztin, die die fünf Männer versorgt hatte. Eine Viertelstunde Sprechzeit wollte sie mir bewilligen, mehr nicht.

Zwei Minuten später ging die Tür auf, und der Gouverneur kam herein, von einer Krankenschwester begleitet.

Nun sah Mr. Langly wieder so gepflegt aus, wie es sich für einen hohen Beamten gehörte. Allerdings war ihm sein Anzug merklich zu weit, er musste in den vergangenen zehn Tagen mindestens zwanzig Pfund abgenommen haben. Auch sein Gesicht war erschreckend mager. Trotzdem stand er wieder fest auf den Beinen, nachdem er ausgiebig gegessen und getrunken hatte. Die schlanken Menschen sind eben meist viel zäher als die wohlbeleibten, das lehrt die Praxis immer wieder.

Mrs. Langly zerdrückte wieder ein paar Tränen, als sie ihn nochmals begrüßte. Sie bremste sich aber und blieb sachlich, denn sie wusste, wie sehr es uns eilte. Ich holte nun unsere Vorstellung nach und kam nach einigen erläuternden Worten über unsere Herkunft sofort zur Sache.

„Es tut mir leid, dass ich Sie mit meiner Fragerei belästige, ehe Sie sich besser erholt haben, doch ich nehme an, dass Sie Verständnis dafür haben werden, Gouverneur. Bitte erzählen Sie uns doch kurz den Ablauf der Ereignisse von Anfang an. Was hat Sie und die anderen Männer von Lowins Planet bewogen, so Hals über Kopf in die Wildnis zu fliegen, und was haben Sie dann dort erlebt?“

Langly machte ein ziemlich hilfloses Gesicht.

„Um ehrlich zu sein, Mr. Barkley, ich weiß dazu so gut wie gar nichts zu sagen. Plötzlich war in mir so etwas wie eine innere Stimme, und diese befahl mir, schnellstens mit meinem Gleiter zu starten und genau in Richtung Nordwest abzufliegen. Ich musste ihr folgen, ob ich wollte oder nicht, und den anderen erging es genauso. Was dann weiter alles geschehen ist, kann ich auch beim besten Willen nicht sagen; mein Gedächtnis und meine Erinnerung müssen bald nach dem Abflug von hier ausgesetzt haben. Ich kam erst wieder zu Verstand, als ich auf dem Rückflug die Stadt vor mir liegen sah, vor ein paar Stunden also. Wir alle begriffen überhaupt nichts, fühlten uns nur hundeelend und konnten vor Hunger und Durst kaum noch geradeaus sehen. Dass wir zehn volle Tage fort gewesen sind, hat uns vorhin erst Dr. Lohmann gesagt, sonst wüsste ich es jetzt noch nicht.“

Ich machte große Augen.

„Ist das wirklich alles, Gouverneur? Versuchen Sie doch, sich zu erinnern – auch das kleinste Detail kann ungeheuer wichtig sein. Wie sollen wir sonst den Urhebern dieser gigantischen Schweinerei auf die Spur kommen können?“

Mir. Langly hob entsagend die Hände.

„Da ist wirklich nichts zu machen, Mr. Barkley – mein Gehirn gibt auch nicht die kleinste Einzelheit her, und ich bemühe mich seit Stunden darum; meine Begleiter wissen auch nicht mehr als ich.“

Robby nickte mit ernster Miene.

„Genau das hatte ich erwartet, Finch.“ Er sprach mich jetzt in Gegenwart anderer nicht mehr mit ,Sir‘ an, weil er als Mensch galt. „Es liegen hier alle typischen Anzeichen einer tiefgreifenden hypnosuggestiven Beeinflussung vor. Man hat den Männern einfach den Befehl gegeben, alles zu vergessen, was sie in diesen Tagen erlebt haben. Ich fürchte, dass wir von keinem der Männer etwas erfahren werden.“

Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband

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