Читать книгу Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband - Harvey Patton - Страница 34
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Ein Korridor teilte das Haus in zwei Hälften, und nach jeder Seite hin gab es zwei Türen. Leutnant Stands öffnete die erste rechts, wir trugen Miss Vieten hinein und legten sie auf eines der drei vorhandenen Betten. Robby holte von dem Waschbecken in der Ecke ein Glas Wasser, dann überließen wir die weiteren Samariterdienste den anderen Mädchen und gingen auf Entdeckungsreisen.
Als wir auf den Flur kamen, öffnete sich die Tür gegenüber, und in ihr erschien ein Mann in Raumfahrerkombination. Er stutzte einen Moment, dann ging ein Lächeln des Erkennens über seine Züge.
„Finch Barkley, altes Haus!“, rief er aus und griff nach meiner Hand. „Mindestens drei Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen, und jetzt müssen wir uns ausgerechnet hier treffen.“
Nun hatte ich ihn auch erkannt.
„Joe Filipowsky in Lebensgröße“, sagte ich und erwiderte seinen Händedruck. „Dann ist das also dein Seelenverkäufer, der im Hafen von Lowins Port liegt. Ich hatte noch keine Zeit, mir das Schiff anzusehen, sonst hätte ich Bescheid gewusst.“
Joe war vor langen Jahren mit mir zusammen auf einem Schiff gefahren, bis er sich dann ein eigenes Fahrzeug zulegte. Ab und zu war er damit auch nach Damos gekommen und wir hatten dann immer ausgiebig Wiedersehen gefeiert. Und nun trafen wir uns hier, wo uns ein recht ungewisses Schicksal bevorstand.
„Mein Partner Bob Factor“, stellte ich Robby vor. Natürlich kannte Joe den Roboter, aber er sah mein Augenzwinkern und ging sofort darauf ein.
„Bist du nicht mehr bei Tom Erskine?“, fragte er. Ich berichtete ihm von dessen Tod, und wir gingen indessen mit auf sein Zimmer, das er mit einem Mann seiner Besatzung teilte, den ich noch nicht kannte.
„Wie seid ihr an die Mädchen gekommen?“, forschte Joe weiter, und ich erzählte ihm den Hergang, wobei ich aber alles fortließ, was Robby als Roboter verraten hätte. Der Pilot nickte.
„Ich kann mir gut vorstellen, wie es in der Stadt und überall sonst drüber und drunter gegangen sein muss, als wir so plötzlich verschwanden. Trotzdem hatten die Frauen immer noch den besseren Teil für sich. Ich bin ja an Kummer gewöhnt, aber was wir in diesen Tagen mitgemacht haben, war doch etwas reichlich. Ein paar hunderttausend Leute auf einem Haufen, ohne jede Unterkunft; ohne sanitäre Einrichtungen, Sonne, Wind und Regen schutzlos preisgegeben. Dazu die ständige hypnosuggestive Beeinflussung, die uns aber nicht über Hunger und Durst hinweghelfen konnte.“
„Das konnte man den Männern, die zurückkamen, deutlich ansehen“, sagte ich. „Etwas müsst ihr aber doch bekommen haben, denke ich. Andernfalls wäre wohl ein Großteil der Leute verhungert.“
„Das schon, Blacky, aber die Insekten haben nicht mit unserer Ernährungsweise gerechnet. Fleischgenuss keimen sie überhaupt nicht, sie leben ausschließlich von Grünkost. Sie brachten uns riesige Behälter voll algenähnlicher Gewächse – ungekocht selbstverständlich. Das Zeug war für unsere Begriffe vollkommen ungenießbar, und wir hatten große Mühe, ihnen das begreiflich zu machen. Erst nach zwei Tagen bekamen wir so etwas Ähnliches wie Brot gebracht, aber offenbar synthetisch hergestellt. Es erinnerte etwas an Konzentratnahrung und schmeckte ebenso fade, aber es sättigte und wurde von uns vertragen. Leider konnte ihre Fabrikation aber nicht entfernt mit unserem Hunger Schritt halten, und so waren wir bald völlig entkräftet.“
„Und in diesem Zustand habt ihr dann noch den Marsch hierher antreten müssen?“, fragte ich.
Joe nickte.
„Marsch ist in diesem Zusammenhang bestimmt nicht der richtige Ausdruck – geschlichen sind wir! Aber wir mussten gehen, ob wir wollten oder nicht; freiwillig wäre wohl kaum jemand gegangen. Nun, das hast du ja selbst kennengelernt. Diejenigen, die von den Detektoren als tauglich klassifiziert wurden, behielt man gleich hier, die übrigen wurden wieder abgeschoben. Sie bekamen die Anlagen hier überhaupt nicht zu sehen, denn die Detektoren waren draußen am Eingang zum Canyon aufgebaut.“
„Wie viel Menschen befinden sich hier?“, schaltete sich Robby in das Gespräch ein. „Ist
Ihnen bekannt, zu welchen Zwecken Sie die Fremden brauchen wollen?“
Joe Filipowsky hob die Schultern.
„In diesen Plastikbaracken hausen genau viertausendzweihundert Mann, alles Techniker und Wissenschaftler aller möglichen Fachgebiete. Doch was wir für die Fremden tun sollen, davon haben wir noch keinen blassen Schimmer. Unsere Wächter sind nicht gerade sehr gesprächig. Wenn man sie fragt, sagen sie nur, wir sollten nur abwarten, die Herren würden es uns noch früh genug mitteilen.“
„Wer mögen diese Herren sein?“, sinnierte ich. „Als man uns hier hereinbrachte, haben unsere Begleiter sie auch erwähnt. Vielleicht die Elite dieses Insektenvolkes? Es ist gut möglich, dass sie ebenso nach einem Kastensystem leben, wie etwa Ameisen oder Bienen auf Terra.“
Wir wurden unterbrochen, denn es klopfte, und Miss Vieten kam herein. Sie war etwas verlegen, was ihr aber gut stand, und entschuldigte sich wegen ihres plötzlichen Unwohlseins.
Wir gingen zusammen hinaus und regelten die Unterbringung unseres Trupps. Je drei der Polizistinnen bezogen eines der freien Zimmer, das dritte bekamen Robby und ich. Robby brachte aus einer seiner unergründlichen Taschen eine Raumfahrernotration zutage, wir teilten sie und ließen uns die wenigen Happen schmecken. Dann diskutierten wir noch eine Weile, doch es kam nichts Zählbares dabei heraus.
Später ging Joe mit Robby und mir in unser Zimmer. Hier gab es keine unberufenen Ohren, und der Pilot fragte gerade heraus, ob ich schon daran gedacht habe, den Roboter zum Zwecke unserer Befreiung einzusetzen.
Ich winkte ab.
„Daran gedacht habe ich schon, aber ein derartiger Schritt muss gut vorbereitet sein. Was nützt es uns, wenn Robby uns den Weg frei macht, wir aber trotzdem nicht gehen können, weil uns der suggestive Zwang einfach hier drin festhält? Sinnvoll wird die Sache erst dann, wenn die Anlage, mittels derer wir beeinflusst werden, ausgeschaltet worden ist.“
„Du meinst, diese Beeinflussung wird maschinell bewerkstelligt?“, staunte Joe.
Ich lächelte schwach.
„Ist dir dieser Gedanke noch gar nicht gekommen?“, fragte ich zurück, „Überlege doch nur: wie kann eine Handvoll fremder Wesen – sonderlich stark kann die Besatzung dieses Geheimstützpunktes nicht sein – die Bevölkerung eines ganzen Kontinents allein durch ihre geistigen Kräfte unter Kontrolle bekommen? Das ist etwas, was mir völlig unmöglich erscheint, zumal der Suggestivzwang permanent über zehn Tage hinweg aufrechterhalten wurde. Eine derartige Anstrengung muss auch das leistungsfähigste Gehirn überfordern! Ich bin zu der Auffassung gekommen, dass es hier so etwas wie einen Gedankensender gibt, der die betreffenden Befehle permanent ausstrahlt. Vielleicht sind es auch mehrere, denn während man uns rief, wurde doch die Beeinflussung hier bei euch nicht ausgeschaltet, was sonst hätte geschehen müssen.“
Robby nickte eifrig.
„Meine Berechnungen ergeben dasselbe Resultat, Sir. Daneben besteht die zweite Möglichkeit,
dass der Zwang auf Sie und die Polizistinnen von echten Gehirnen ausgeübt wurde. Über diese verhältnismäßig geringe Entfernung hinweg war das durchaus möglich.“
Ein dumpfer Gongschlag ertönte von draußen, und Joe erhob sich.
„Kommt mit, es gibt Essen für uns. Seit die anderen alle fort sind, werden wir reichlich verpflegt. Die Insekten haben inzwischen gelernt, auch eine Art von Kunstfleisch herzustellen, das gar nicht übel schmeckt. Nur von der Herstellung von Brandy wollen sie nichts wissen“, schloss er resigniert.