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Auf der Erde gibt es ein kleines Tier, das zwar sehr nützlich, aber trotzdem nicht sehr beliebt ist, weil es neben dem Nutzen auch einigen Schaden anrichtet. Es lebt unter der Erde, wo es sich mittels kräftiger Grabefüße Gänge gräbt, besitzt ein kohlschwarzes Fell und wird Maulwurf genannt.

Und genauso sahen die Herren aus!

Sie gingen allerdings aufrecht und waren fast so groß wie ein Mensch, doch sonst stimmte alles bis ins kleinste Detail. Das glänzende schwarze Fell, die kurzen Arme und Beine mit den schaufelähnlichen Pranken, die kleinen spitzen Ohren. Allein ihre Kopfform wies sie als intelligente Wesen aus, denn sie besaßen richtige, kaum behaarte Gesichter ohne die typische Maulwurfschnauze, und große wache Augen.

Diese musterten uns nun, und es war fraglich, wer mehr verblüfft war, wir oder sie. Eine ganze Weile standen sie uns schweigend gegenüber, dann wandte sich der größte von ihnen zu seinen Begleitern und wechselte mit ihnen einige Sätze in einer fremden, gutturalen Sprache. Alle drei gestikulierten lebhaft mit den Schaufelhänden und waren sichtlich erregt.

Dann drehte sich der Große wieder zu uns um und sprach mich in einwandfreiem Terranisch an.

„Wir sind aufs Tiefste bestürzt, Sir, und wir bitten sehr um Entschuldigung wegen der unwürdigen Behandlung, die Sie durch unsere Sklaven erfahren haben. Diese stupiden Gollos hätten uns sofort davon unterrichten müssen, dass ein Herr der Menschen mit den Frauen gekommen ist, sie sind doch nicht farbenblind! Bitte vergeben Sie uns diesen Fehler unserer Untergebenen, wir können wirklich nichts dafür, Sir.“

Bei diesen Worten ging mir eine meterlange Leuchtröhre auf. Ich musste mich mit aller Gewalt beherrschen, sonst hätte ich lauthals losgelacht.

Es war aber auch wirklich zu komisch: Diese Maulwürfe hielten mich wegen meiner schwarzen Hautfarbe für einen Herren, gleich ihnen! Nun, verständlich war es schon. Sie beurteilten die Menschen von ihrem eigenen Standpunkt aus und wussten nichts anderes, als dass Schwarz eben die Hautfarbe der Herrscherkaste war. Nun, so sollten sie eben – das eröffnete uns völlig neue, günstige Perspektiven.

In dem Bestreben, das Lachen zu unterdrücken, muss ich wohl ein ziemlich verkniffenes

Gesicht gemacht haben, und der Sprecher legte das offenbar falsch aus. Sofort begann er mit einem neuen Versuch zur Beschwichtigung meiner hochgestellten Person.

Nach dem zweiten Satz unterbrach ich ihn mit einer energischen Handbewegung. Ich hatte mich inzwischen soweit gefasst, dass ich wieder reden konnte.

„Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, hier auf Lowins Planet Sklaven holen zu wollen?“, fragte ich scharf. „Hier wohnen doch keine unzivilisierten Wilden, mit denen jeder umspringen kann, wie es ihm gerade passt.“

Mein Kontrahent rollte die großen schwarzen Augen.

„Niemand bedauert dieses Missverständnis mehr als wir, Sir. Wir haben uns einen halben Umlauf lang auf dieser Welt aufgehalten, die Menschen sorgfältig beobachtet und ihre Rundfunk- und Videosendungen überwacht. Nichts wies darauf hin, dass sie bereits Sklaven waren, und so beschlossen wir nach reiflicher Überlegung, diesen Planeten zukünftig als Reservoir für Hilfskräfte zu benutzen. Die Gollos, seit vielen Jahrhunderten unter unserer Herrschaft, sind für uns schon fast nutzlos geworden. Ihre Intelligenz lässt immer mehr nach, und es gab bereits große Schwierigkeiten mit ihnen, als sie diese Anlagen hier errichteten. Wir können aber einfach nicht auf Hilfskräfte verzichten – sehen Sie sich unsere Hände an!“

Er streckte uns seine Pranken entgegen, und in diesem Moment begann ich zu begreifen.

Diese Wesen hatten eine exzellente geistige Evolution erfahren, doch ihre körperliche Entwicklung hatte damit nicht Schritt gehalten. Nach wie vor besaßen sie anstelle von Händen ihre Grabeschaufeln, mit kaum beweglichen Fingern und ohne ein Äquivalent zum menschlichen Daumen. Mit ihnen ließen sich keinesfalls irgendwelche komplizierten Manipulationen durchführen, wie sie selbst zum Aufbau einer bescheidenen Technik unbedingt erforderlich waren.

Doch sie hatten etwas anderes: ihre natürlichen suggestiven Gaben. Vermutlich waren die Insekten, die sich Gollos nannten, einmal auf ihrem Heimatplaneten gelandet und dort unter ihre Kontrolle genommen worden. Von da an waren sie die Herren gewesen und hatten alle Errungenschaften der Gollo-Zivilisation und Technik für sich ausnutzen können.

Und doch waren sie bedauernswert, denn ohne ihre Sklaven waren sie fast hilflos.

Dazu kam noch, dass die Gollos stupide geworden waren, wie es der Sprecher ausgedrückt hatte. Nun, das war kein Wunder für mich. Geschöpfe, die sich seit Jahrhunderten unter einem dauernden Suggestivzwang befanden, mussten notwendigerweise einer zunehmenden geistigen Sterilität verfallen.

Plötzlich kam mir ein Gedanke, der mich direkt heiter stimmte.

„Suggestivsender abschalten“, flüsterte ich leise auf französisch vor mich hin. An Robbys Kopfnicken sah ich, dass er mich verstanden hatte, und ich richtete wieder das Wort an den Sprecher der Fremden.

„Was gedenken Sie jetzt weiter zu tun?“, erkundigte ich mich.

Der Maulwurf wiegte den Kopf.

„Im Augenblick wissen wir es selbst noch nicht, Sir. Ich hoffe aber, dass wir durch gemeinsame Überlegungen einen Weg finden können, der Ihnen Genugtuung bietet und uns vielleicht auch eine Chance lässt. Natürlich werden wir die Beeinflussung Ihrer Männer sofort aufheben lassen, ehe wir weitere Gespräche mit Ihnen führen.“

Ich grinste leicht.

„Das habe ich inzwischen schon selbst besorgt, ohne dass Sie es bemerken konnten. Geben Sie mir eine Gelegenheit, zu den Männern zu sprechen, ehe sie auf den Gedanken kommen können, diese Tatsache zu irgendwelchen unüberlegten Handlungen auszunutzen. Anschließend können wir uns weiter unterhalten.“

Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband

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