Читать книгу Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband - Harvey Patton - Страница 31
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Es kam ganz plötzlich, ohne jede Vorwarnung, von einem Augenblick zum anderen.
Auf einmal verspürte ich das dringende Bedürfnis, den sechs Polizistinnen zu folgen. Dieser Wunsch war derart stark, dass sich meine Beine automatisch in Bewegung setzten. Ehe ich noch begriff, was mit mir geschah, marschierte ich bereits den Trampelweg entlang, den Mädchen nach.
Ich befand mich in einem seltsamen, zwiespältigen Zustand.
Ein Teil meines Gehirns arbeitete vollkommen normal und sagte mir, dass es blanker Wahnsinn war, was ich da zu tun im Begriff war. Er riet mir, schleunigst zur DARKNESS zurückzugehen und mit ihr zu starten, ehe mir diese Möglichkeit genommen wurde. Doch da war auch etwas weit Stärkeres, das sich in meinem Gehirn breitmachte, eine übermächtige Kraft. Diese befahl mir, meine normalen Überlegungen zu ignorieren und das zu tun, was sie wollte.
Der fremde Zwang war stärker!
Meine Beine trugen mich immer weiter vom Schiff weg, und plötzlich bemerkte ich, dass Robby mir folgte. Er holte mich mühelos ein und ging dann neben mir. Als ich mich zu ihm umsah, sah ich ein heiteres Lächeln auf seinem Gesicht.
„Du freust dich wohl auch noch über das, was hier mit mir geschieht, he?“, fauchte ich ihn an. Seltsamerweise konnte ich reden wie immer, solange ich nur dem fremden Befehl folgte und gehorsam weiterging. „Los, marsch, zurück ins Schiff! Steige damit auf und fliege schnellstens zum Flottenstützpunkt, alle Unterlagen sind schon im Navigationscomputer.“
Robby schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Ich werde nicht fliegen, Finch! Die DARKNESS habe ich bereits gesichert, in sie kommt während unserer Abwesenheit niemand hinein. Ich aber muss bei Ihnen bleiben und dafür sorgen, dass Ihnen bei den Fremden nichts zustößt. Mich können sie ja nicht suggestiv beeinflussen, wie sie es mit Ihnen tun.“
Ich sah ihn starr an.
„Ach, du hast das alles wohl schon vorher gesehen, wie? Und du hast mich seelenruhig solange hier warten lassen, bis mich die Fremden unter Kontrolle hatten? Es wäre doch deine Pflicht gewesen, mich rechtzeitig zu warnen! Was nun, wenn die Unbekannten mich ums Leben bringen?“
Der Maschinenmensch lächelte wieder.
„Das werden sie nicht tun, Finch. Die Auswertung aller bisherigen Geschehnisse hier auf Lowins Planet durch mein Gehirn hat ergeben, dass die Fremden keine Feinde im eigentlichen Sinne sind. Gewiss, sie haben alle Männer unter ihren Willen gezwungen, doch sie haben nicht einen einzigen Menschen absichtlich getötet. Die Schweberabstürze, die sich ereignet haben, müssen normale Unfälle gewesen sein, sie wurden keinesfalls absichtlich herbeigeführt. Auf dem Plateau müssen sich viele Tausende von Schwebern befunden haben, da kann es immer Unfälle geben.“
„Reicht es nicht, dass sie Tausende zurückgehalten haben, um sie als Feinde ansehen zu müssen?“, knurrte ich zurück.
Robby schüttelte wieder den Kopf.
„Durchaus nicht, Finch. Wahrscheinlich brauchen sie diese Wissenschaftler und Techniker dringend, wofür, lässt sich ohne die nötigen Daten aber nicht sagen. Nun, wir werden es wohl herausfinden, wenn wir erst im Versteck der Fremden sind.“
„Vielleicht erfahren wir mehr, als uns lieb ist“, orakelte ich. „Aber auch die Suggestoren könnten etwas herausfinden – dass du ein Roboter bist, nämlich.“
„Das möchte ich bezweifeln“, wehrte Robby ab. „Wenn schon ein normaler Mensch ein Modell meiner Art nicht von seinesgleichen unterscheiden kann, dürften die Fremden noch weit mehr Schwierigkeiten damit haben. Solange ich keine gravierenden Fehler begehe, müsste ich glatt als Mensch durchgehen.“
Ich wiegte bedenklich den Kopf.
„Was wird aber, wenn sie uns Suggestivbefehle geben, die nur ein organisches Hirn empfangen kann? Wenn du dann nicht darauf reagierst, müssen sie unbedingt misstrauisch werden.“
„Solange sie uns nicht trennen, ist das nicht weiter schlimm“, meinte Robby optimistisch. „Wir müssen uns eben bemühen, immer zusammenzubleiben, und Sie können dann die entsprechenden Befehle leise vor sich hinsagen. Am besten auf französisch, das wird wohl kaum einer der Unbekannten verstehen. Es genügt, wenn Sie flüstern, meine Hörgeräte sind ausgezeichnet.“
„In Ordnung“, stimmte ich zu. „Jetzt wollen wir aber lieber von etwas anderem reden, die Polizistinnen könnten uns sonst verraten, wenn sie etwas von unserer Unterhaltung aufschnappen.“
Wir waren unterdessen bis auf zwanzig Meter an die sechs Mädchen herangekommen. Bisher hatten sie sich nicht wieder um uns gekümmert, doch nun hatten sie bemerkt, dass wir ihnen folgten. Abrupt blieben sie stehen, drehten sich herum, und wieder drohten uns ihre Waffen entgegen.
„Sparen Sie sich diese Scherze, Major Vieten“, sagte ich und grinste sie an. „Wir denken nicht mehr daran, Sie aufzuhalten, denn inzwischen haben auch uns die Befehle vom Gebirge her erreicht. Wenn Sie jetzt versuchen wollten, uns aufzuhalten, müssten wir ebenfalls schießen, so Leid es uns um eure netten Gesichter täte.“
„Ist das auch wirklich wahr?“, forschte die Anführerin misstrauisch.
Ich nickte ernst.
„Wir wissen, dass wir beeinflusst werden, aber wir können nichts dagegen tun. Sobald ich versuche, mich rückwärts zu bewegen, beginnen meine Beine zu streiken und tragen mich wieder in die entgegengesetzte Richtung. Die Unbekannten müssen wirklich erstklassige Suggestoren sein.“
Major Vieten seufzte melodisch.
„Die Symptome stimmen, also muss ich Ihnen glauben“, meinte sie. „Es ist kein schönes Gefühl, etwas tun zu müssen, was man gar nicht wirklich will. Was, meinen Sie, wird uns wohl am Ziel erwarten?“
„Die Fremden vermutlich“, entgegnete ich trocken. „Sie werden uns Girlanden winden und eine Ehrenformation überdimensionaler Grillen eine Begrüßungshymne zirpen lassen.“
Die nette blonde Miss Vieten hatte offenbar wenig Sinn für Galgenhumor. Sie zog eine Grimasse, drehte sich abrupt um und ging mit ihren Untergebenen weiter. Robby und ich folgten mit einigen Metern Abstand nach. Der fremde Zwang in meinem Gehirn wurde immer intensiver, je mehr wir uns seinem Sitz näherten. Mir kam ein Gedanke, und ich beeilte mich, ihn auszuführen, solange ich das noch konnte.
Ich holte meinen Schocker hervor und bedeutete Robby, ihn bei sich zu verbergen. Vermutlich würde man uns nach Waffen durchsuchen und diese konfiszieren; dass die Fremden ein Risiko eingehen würden, war kaum anzunehmen.
Bei Robby aber würde man keinem der beiden Schocker finden – wer würde auch schon auf den Gedanken kommen, sie in seinem Körper zu suchen.