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Der Weg zog sich ziemlich in die Länge. Es ist schon ein Unterschied, ob man eine Gegend über eine flinke Robotsonde beobachtet, oder ob man sie zu Fuß durchmessen muss.

Die Richtung konnten wir nicht verfehlen, denn der Trampelweg wies sie uns. Mit dem unbeeinflussten Teil meines Gehirns versuchte ich mir auszudenken, wie die Wanderung der Menschenmassen zum Gebirge und zurück wohl vor sich gegangen sein mochte. Vermutlich hatten die Fremden jeden Tag einen Teil der Männer zu sich befohlen, mit diesen einen Test oder eine Befragung durchgeführt und sie dann wieder zum Sammelplatz zurückgeschickt.

Sie mussten sie auch mit Lebensmitteln versorgt haben, sonst hätten sie wohl kaum die zehn langen Tage überstanden, denn in dieser Gegend gab es bestimmt kaum essbare Pflanzen oder jagdbare Tiere. Auf einen derart großen Andrang waren sie aber wohl nicht vorbereitet gewesen, daher der schlechte physische Zustand der Zurückgekehrten. Annähernd eine halbe Million Menschen zu verpflegen, das war etwas, was sich nicht so ohne Weiteres bewerkstelligen ließ.

Wir erreichten den Wald. Auch dort kamen wir gut voran, denn es war Hochwald mit wenig Unterholz, das zudem bereits niedergetrampelt war. Zwei Stunden lang bewegten wir uns unter einem geschlossenen Laubdach, dann wurde der Baumbestand lichter, und am Boden trat immer öfter Felsgestein zutage. Nach und nach stieg das Gelände an, und als wir schließlich den Wald verließen, lag der bewusste Berg scheinbar zum Greifen nahe vor uns.

Doch dieser Eindruck täuschte, und wir brauchten nochmals fast eine Stunde, bis wir den Anfang des Canyons erreicht hatten. Wir dachten inzwischen nicht mehr daran, uns noch zu unterhalten, denn der suggestive Druck wurde immer stärker, Mechanisch setzten wir einen Fuß vor den anderen, nur noch von dem Gedanken erfüllt, den Willen der Fremden zu befolgen.

Bald schon befanden wir uns inmitten von Felswänden, doch die erhoffte Kühlung blieb aus, denn die Sonne war inzwischen gewandert und schien auch hier herein. Ich war klatschnass vor Schweiß, und meine nicht an so lange Märsche gewöhnten Füße brannten höllisch, doch Pausen hatten die Unbekannten nicht vorgesehen. Die Mädchen waren noch weit schlechter daran, aber auch sie stiegen gehorsam weiter, obwohl ihnen anzusehen war, dass sie das nicht mehr lange durchhalten konnten. Nur Robby marschierte unbeeindruckt darauf los – Kunststück, ein Roboter schwitzt nie.

Allmählich verengte sich der Canyon, und hier waren auch die ersten Spuren zu sehen, die darauf schließen ließen, dass hier schon jemand vor uns gewesen war. Der Felsboden war künstlich geglättet, vermutlich hatte man hier eine Gesteinsfräse eingesetzt. Dann kam eine Biegung, die Felswände schlossen sich über uns zusammen, und der Canyon war zu Ende.

Wir standen vor dem Eingang einer Höhle.

Darin war es dunkel und normalerweise hätten wir bestimmt gezögert, hineinzugehen. Doch wir hatten keinen freien Willen mehr und gingen weiter, bis wir kaum noch die Hand vor den Augen sehen konnten.

Plötzlich war hinter uns ein polterndes Geräusch, und unwillkürlich drehte ich mich um. Ich sah gerade noch, wie sich von oben her eine Wand vor den Eingang der Höhle senkte und ihn vollständig verschloss – nun waren wir endgültig gefangen!

Dann wurde es hell in der Höhle.

Es war ein sanftes, schattenloses Licht, das aus den Wänden und der Decke zu kommen schien, ohne dass eine Lichtquelle zu entdecken war. Die Höhle mochte hier in Höhe und Breite etwa fünf Meter messen, war vollständig zu einem Tunnel ausgearbeitet und besaß einen offenbar aufgespritzten Überzug aus durchsichtigem Kunststoff über dem Fels. Nach ungefähr fünfzehn Metern kam ein scharfer Knick, der alles, was dahinter lag, unseren Blicken entzog.

Ich sah Robby an und bemerkte, dass sein Gesicht wieder einmal vollkommen ausdruckslos war. Vermutlich liefen seine Aufnahmegeräte jetzt auf vollen Touren und zeichneten alles genauestens auf, was es hier zu sehen gab. Dieser Bilddraht konnte uns später einmal als überzeugendes Beweisstück dienen – falls wir noch dazu kommen sollten, ihn auszuwerten.

Erst bei diesen Gedanken bemerkte ich, dass jetzt die Intensität des Suggestivzwanges beträchtlich nachgelassen hatte. Nun ja, wir saßen in der Falle, also brauchten sich die Fremden nicht mehr sonderlich anzustrengen. Immerhin war die Beeinflussung noch stark genug, um jeden rebellischen Gedanken zu unterdrücken und uns weitergehen zu lassen.

Die sechs Polizistinnen waren jetzt zurückgeblieben, sie konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. So übernahmen Robby und ich die Spitze, und Robbys Rechte steckte wie absichtslos in der Rocktasche, bereit, gedankenschnell einen Schocker zu ziehen, wenn uns Gefahr drohen sollte.

Ich bog als erster um den Knick, und unwillkürlich stockten meine Schritte. Kaum zwei Meter vor mir standen rechts und links an den Wänden zwei Geschöpfe, wie ich sie noch auf keinem der mir bekannten Planeten gesehen hatte.

Sie waren nicht größer als ein durchschnittlicher Mensch, aber zweifellos insektoid. Das bewiesen die großen Facettenaugen, die schmallippigen Münder und die etwa dreißig Zentimeter langen Fühler auf ihren Köpfen. Ihre Hautfarbe war gelbgrün, soweit ich das feststellen konnte, denn sie waren mit kombinationsartigen Anzügen bekleidet. Sie besaßen zwei Beine wie wir, aber vier Arme mit jeweils drei langen Fingern.

Offenbar hegten sie aber keine feindlichen Absichten, denn sie waren unbewaffnet und machten keinerlei Anstalten, uns etwa angreifen zu wollen. So standen wir uns etwa zehn Sekunden lang bewegungslos gegenüber, und die Stille wurde nur durch das erschreckte Aufatmen der Mädchen unterbrochen, die inzwischen auch um die Ecke gekommen waren.

Sollten das die Suggestoren sein? Gingen von den Fühlern auf ihren Köpfen jene geistigen Ströme aus, die aus vollkommen normalen Menschen willenlose Marionetten machten?

Ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn das rechts von mir stehende Insekt öffnete seinen Mund.

„Folgen Sie uns bitte“, sagte das Geschöpf in einwandfreiem Terranisch, das nur infolge der fehlenden Lippen etwas zischelnd klang. „Wir werden Sie zu den Unterkünften für Menschen bringen.“

Die beiden drehten sich um und gingen los, wir acht folgsam hinter ihnen her. Was hätten wir auch sonst tun sollen?

Von jetzt ab waren wir Sklaven, mehr nicht!

Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband

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