Читать книгу Space Opera Großband September 2018: 1226 Seiten SF Sammelband - Harvey Patton - Страница 11
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Am nächsten Morgen überließ ich Robby die Aufsicht, flog hinüber zum Anwalt und übergab ihm die Aufstellung der Außenstände zwecks Beitreibung. Stolle versprach mir, sein Bestes zu tun, er habe darin schon seine Erfahrungen. So flog ich beruhigt wieder nach Hause.
In den nächsten Tagen beschäftigten wir uns mit einem ziemlich ramponierten Bagger, der schon monatelang bei uns herumstand und voraussichtlich nie mehr abgeholt werden würde. Wir bekamen ihn wieder einigermaßen ins Lot, obwohl ich das kaum für möglich gehalten hätte. Darm aber hatten wir Pause, denn vorläufig lagen keine neuen Arbeiten vor.
Deshalb verbrachten wir die folgenden Tage mit einer Inspektion der alten Vehikel in der Abstellhalle. In Damos Center fand vierteljährlich eine Auktion statt, auf der von gebrauchten Stiefeln bis zum gut erhaltenen Fertighaus so ziemlich alles verhökert wurde, was der Mensch nur brauchen kann. Dort gedachte ich auch unsere Ramschware anzubieten, und zwar zum halben Schätzwert.
Einiges davon würde schon Weggehen, damit rechnete ich fest, denn ich kannte die Leute von Damos. Wenn sie etwas unter Wert bekommen konnten, waren sie immer schnell zur Hand. Und für mich würde das keinen Verlust bedeuten – schließlich hatten wir all diese Maschinen, Fahrzeuge und Apparate umsonst bekommen und nur die Reparaturkosten dafür aufgewendet. Diese würden dabei auf jeden Fall wieder herausspringen. Vielleicht auch einiges mehr, das hing ganz vom Geschick des Auktionators ab.
Doch unverhofft kommt oft, sagt ein altes terranisches Sprichwort ...
Am vierten Tage tauchte ein mickriges, kleines Männchen auf unserem Gelände auf. Ich hoffte auf einen Kunden und empfing ihn entsprechend höflich, doch ich hatte mich getäuscht.
„McCormick“, stellte er sich vor und sah sich prüfend um. „Sie haben das alles hier von Mr. Erskine geerbt, Mr. Barkley?“
Ich nickte lässig.
„Ich kann es nicht leugnen, Mr. McCormick. Bitte, was kann ich für Sie tun?“
„Einiges, hoffe ich“, entgegnete er ebenso lässig. „Ich komme von der Administration, Mr. Barkley, und zwar wegen der Erbschaftssteuer.“
„Erbschaftssteuer?“, echote ich verständnislos. „Soll das heißem, dass ich dafür, dass Mr. Erskine uns genommen wurde, auch noch etwas bezahlen muss?“
Der kleine Mann sah mich an, als wäre ich ein seltenes und obendrein noch giftiges Reptil.
„Selbstverständlich müssen Sie Erbschaftssteuer bezahlen, Mr. Barkley. Bekanntlich muss jeder Gewinn versteuert werden, und diese Erbschaft bedeutet doch für Sie einen beträchtlichen Vermögenszuwachs. Der Satz dafür beträgt fünfzehn Prozent der Erbmasse, soweit es sich um totes Inventar handelt.“
„Hier gibt es nur totes Inventar“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Fünfzehn Prozent sagen Sie – wie stellen Sie sich das vor? Ich verfüge kaum über flüssige .Mittel, das möchte ich gleich klarstellen.“
Der Mickrige hob die Schultern.
„Das ist Ihre Sache, nicht die meine, Mr. Barkley. Ich habe lediglich meine Pflicht zu erfüllen und die Höhe der Summe festzustellen, welche die Erbmasse repräsentiert. Zu diesem Zweck muss ich Sie ersuchen, mir Einsicht in die Geschäftsbücher der Firma Erskine zu geben; hier meine Vollmacht.“
Ich studierte das Papier, aber es war nichts daran auszusetzen. Der Vordruck war mit dem entsprechenden Wortlaut ausgefüllt und mit Unterschrift und einem Stempel des Finanzsenators versehen. Ich gab ihn zurück und bedeutete dem Mann, mir in die Wohnung meines Partners zu folgen. Dass ich das nur mit sehr gemischten Gefühlen tat, lässt sich denken.
Mit Steuerzahlungen hatte ich bisher nie etwas zu tun gehabt, um all das hatte sich stets Tom gekümmert. Nun war er gerade erst zehn Tage tot, und schon kam man mir auf den Pelz gerückt, um mich wieder um einen gehörigen Teil meiner Erbschaft zu erleichtern. Ich fand das ausgesprochen unfair, doch ich sah kein Mittel, etwas dagegen zu tun.
Der Mann von der Administration ließ sich sämtliche Unterlagen vorlegen, steckte sich eine übelriechende Zigarre an und verabschiedete mich mit der Bemerkung, er würde einige Stunden zu tun haben und käme schon selbst zurecht. So ging ich zurück in die Werkshalle zu Robby, der dort mit einer großen Ölkanne seines Amtes waltete.
„Darf ich erfahren, was dieser Mann von Ihnen gewollt hat, Finch“, erkundigte sich der Maschinenkamerad. „Er sah nicht wie ein Kunde aus, meine ich.“
„Richtig getippt, Robby“, sagte ich ziemlich deprimiert. „Ist in deinem Informationsspeicher auch etwas über Erbschaftssteuer enthalten?“
„Selbstverständlich, Finch“, entgegnete Robby zu meiner Überraschung. „Schließlich bin ich ein Roboter vom Typ Perfecto, nicht einer der niederklassigen Dienstautomaten. Demzufolge verfüge ich über ein Allgemeinwissen, welches das eines normalen Durchschnittsmenschen um etwa hundertfünfzig Prozent übersteigt. Die Erbschaftssteuer ist eine innerhalb der menschlichen Gemeinwesen allgemein übliche Abgabe, deren Höhe nach den Gegebenheiten auf den verschiedenen Planeten variiert. Eine Befreiung davon ist nur in besonderen, vom Gesetzgeber festgelegten Härtefällen möglich.“
Ich horchte auf.
„So, das gibt es also. Darauf muss ich diesen Mann unbedingt ansprechen, Robby. Ich habe wohl allerhand geerbt; aber das sind doch alles nur Dinge, von denen ich vorläufig nicht den geringsten Nutzen habe; das bisschen Geld auf der Bank muss mir schließlich als Betriebskapital bleiben. Wenn es je einen Härtefall gegeben hat, dann liegt er hier vor.“
Eine ausgesprochen irrige Meinung, wie sich schon sehr bald herausstellen sollte.