Читать книгу Die Polaritätsanalyse in der Homöopathie - Heiner Frei - Страница 8
1.2 GRUNDLAGEN DER HOMÖOPATHIE 1.2.1 DER KRANKHEITS- UND SYMPTOMENBEGRIFF
ОглавлениеIm ORG § 7 schreibt Hahnemann9: „ ... so muss, mit einem Worte, die Gesammtheit der Symptome für den Heilkünstler das Hauptsächlichste, ja Einzige seyn, was er an jedem Krankheitsfalle zu erkennen und durch seine Kunst hinwegzunehmen hat, damit die Krankheit geheilt [...] werde.“ - Hahnemann spricht in diesem Paragraphen vom jeweiligen Krankheitsfall, nicht von der Symptomatik, die der Patient früher hatte, und die jetzt verschwunden ist. Diese muss man bei chronischen Krankheiten zwar auch kennen, damit der Krankheitsverlauf beurteilt werden kann und z.B. klar wird, wenn im Laufe einer Heilung frühere Symptome vorübergehend wieder auftreten. Aber vergangene Symptome werden nicht in die Repertorisation einbezogen. Symptome sind (nach ORG § 6) „[...] äusserlich durch die Sinne erkennbare Veränderungen im Befinden des Leibes und der Seele, [...], das ist, Abweichungen vom gesunden, ehemaligen Zustande des jetzt Kranken [...]“. Nicht als Symptom gelten demnach Eigenheiten oder Charaktereigenschaften des Patienten, die im gesunden Zustand auch vorhanden sind. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig, weil deren Nichtbeachtung zu einer falschen Mittelwahl führen kann. Ist zum Beispiel ein Patient im gesunden Zustand sehr reizbar, bei Krankheit aber auffallend sanft, so ist die Sanftheit das Symptom, nicht die Reizbarkeit.
Diese Hervorhebungen sind von praktischer Bedeutung, weil man sich bei jeder Fallanalyse fragen muss: Gehören die Symptome zum aktuellen Krankheitsfall, oder bestanden diese schon vor Beginn der Erkrankung. Im letzteren Fall dürfen sie nicht in die Repertorisation mit einbezogen werden. Das ist besonders wichtig, wenn ältere im Widerspruch zu den aktuellen Symptomen stehen. Wenn z.B. eine Patientin mit einer akuten fieberhaften Erkrankung Hitze mit Abneigung gegen Entblößung hat, bezüglich der vorbestehenden klimakterischen Wallungen aber Hitze mit Neigung zu Entblößung, so wird bei der akuten febrilen Erkrankung nur das Symptom Hitze mit Abneigung gegen Entblößung berücksichtigt. Diese Abgrenzung der Krankheitssymptome von Eigenheiten des Patienten ist von entscheidender Bedeutung für die Mittelwahl: Ist das bei einer Erkrankung bestehende Verlangen nach freier Luft auch im gesunden Zustand vorhanden, so darf dieses nicht in die Repertorisation einfließen.
DIE AKTUELL VORHANDENEN KRANKHEITSSYMPTOME SIND DIE ZUVERLÄSSIGEN WEGWEISER ZUM PASSENDEN ARZNEIMITTEL.
SYMPTOME SIND ABWEICHUNGEN VOM URSPRÜNGLICHEN GESUNDEN ZUSTAND, ALSO VERÄNDERUNGEN DES BEFINDENS BEI KRANKHEIT.
Ein vollständiges Symptom besteht nach Hering aus den fünf Elementen Lokalisation, Empfindungen, Befunde, Modalitäten sowie Begleitbeschwerden und Erstreckung. Bei der Fallaufnahme sollte versucht werden, möglichst vollständige Symptome zu erfassen.