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15. Werner193
ОглавлениеHerbst 1814
[Über Heines Aufenthalt in der Handelsschule von Vahrenkampff auf der Neustraße zu Düsseldorf 1814 berichtet Karpeles, zum Teil nach Mitteilung von Werner:] Allzuviel von jenen Handelswissenschaften mag er... sicher nicht gelernt haben; dagegen werden verschiedene Scherze erzählt, die der junge Harry dort getrieben und die schon auf eine gewisse poetische Veranlagung schließen ließen. So pflegte er seinen Mitschülern die alten Klassiker in „Judäas lieblichen Dialekt“ zu übersetzen. Der jüdischdeutsche Homer oder Ovid rief oft in den Zwischenstunden ein schallendes Gelächter hervor. Einen andern Scherz erzählt ein etwas älterer Kamerad Heines, der nachmalige Kreisbaumeister Werner zu Bonn, der den Platz zur rechten Seite Heines in jener Handelsschule innehatte, während zur Linken ein gewisser Faßbender, der Sohn des Besitzers einer Brauerei „Zum Specht“ saß. Eines Tages erhebt sich ein plötzlicher Lärm in der Schulstube – Harry Heine fliegt von seiner Bank unter den Tisch. „Was geht hier vor?“ fragt der eintretende Lehrer. „Oh,“ antwortet der junge Faßbender zorngeröteten Gesichts im breitesten rheinländischen Dialekt, „de verdammte Jüdde sähd: ‚Em Specht, em Specht, do schläft de Mähd beim Knecht.‘ Do han ich em ene Watsch gegewe und do is hä von de Bank gefalle.“ Unter allgemeiner Heiterkeit erteilte der Lehrer den beiden Knaben eine derbe Rüge.
[Nach dem Besuch der Handelsschule in Düsseldorf wurde Heine im Herbst 1815 nach Frankfurt in die kaufmännische Lehre gegeben, dann nach Hamburg in das Bankgeschäft seines reichen Oheims Salomon Heine, der dem Neffen 1817 eine eigene Firma „Harry Heine & Co.“ gründete, die aber schon 1818 wieder aufgelöst wurde.]