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2. Charlotte Embden-Heine74
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[Mitteilung ihrer Tochter Maria:] Heinrich und [seine Schwester] Charlotte waren noch ganz kleine Kinder, als sie an den Masern erkrankten und längere Zeit das Zimmer hüten mußten. Um sie zu beschäftigen, gab man ihnen eine Kiste voll bunter Lappen.
„Was wollen wir damit anfangen?“ fragte Charlotte.
„Wir wollen eine Narrenjacke davon machen“, antwortete Heinrich, und beide fingen emsig an zu nähen. Die Schwester mit ihrer angeborenen Lebhaftigkeit warf bald die Arbeit fort, aber Heinrich nähte mit großem Eifer, bis die Jacke fertig war, denn er wollte sie während der Karnevalszeit tragen.
Endlich kam der ersehnte Tag heran, aber man erlaubte ihm nicht, dieselbe anzuziehen. Ärgerlich und unmutig schenkte er sie einem Nachbarskinde.
Nach vielen Jahren, als Charlotte längst verheiratet war und in Hamburg wohnte, begegnete sie eines Tages einem gutgekleideten Matrosen, der sie ehrerbietig grüßte und folgendermaßen ansprach:
„Sie erkennen mich wohl nicht? Ich bin jener Knabe, dem Ihr Bruder einst eine Narrenjacke schenkte; damals wußte ich diese Gabe nicht zu schätzen, doch habe ich sie immer sorgfältig bewahrt. Vor nicht langer Zeit habe ich sie in siebzehn Stücke zerschnitten und unter meine Freunde verteilt, die ein Andenken von unserm berühmten Dichter besitzen wollten...“
Als meine Mutter [1855] in Paris war, erinnerte sie ihren Bruder an die Jacke und erzählte ihm ihre Begegnung mit dem Matrosen.
„Über dieses Thema werde ich dir ein Gedicht machen, und du sollst herzlich darüber lachen.“
Leider wurde dieses Gedicht nicht mehr geschrieben, der Tod ließ ihm keine Zeit dazu!