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1. Charlotte Embden-Heine74

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1802

[Mitteilung ihrer Tochter Maria:] Nachdem Heine lesen und schreiben gelernt hatte, schickte man ihn in eine Mädchenschule, deren Vorsteherin eine alte fünfzigjährige Jungfer war. Der Knabe war erst vier Jahre alt, lernte alles mit der größten Leichtigkeit, aber das Stillsitzen war ihm unerträglich. Die Lehrerin bestrafte jede Unachtsamkeit aufs empfindlichste, und diese Strenge empörte ihn. Sie wurde ihm so verhaßt, daß er hin und her sann, wie er sich rächen könnte.

Eines Tages ließ die Lehrerin einen Krug mit Milch auf dem Tische stehen, und sowie er sich unbeobachtet sah, nahm er ein Tintenfaß und goß den Inhalt in die Milch. Hierauf stolzierte er in der Stube auf und nieder, die Hände auf dem Rücken, als ob nichts geschehen wäre!

Ein anderes Mal erwischte er die Schnupftabaksdose der Alten, leerte sie und füllte sie mit Sand. Als die Lehrerin ihm eine Strafpredigt hielt und ihn fragte, warum er dies getan habe, antwortete er mit Nachdruck: „Weil ich dich hasse!“

[Die „Mädchenschule“ war eine Kleinkinderbewahranstalt, in die Heine – geb. am 13. Dezember 1797 – mit vier Jahren gebracht wurde; die Vorsteherin hieß Frau Hindermans. Heine war unter einem Dutzend Mädchen „das einz’ge kleine Bübchen“, so heißt es in seinem Gedicht „Citronia“, das die Birkenrute der Frau Hindermans in drastischer Weise verewigt.]

Gespräche mit Heine

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