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198. L. J. Braunhardt180
ОглавлениеFrühjahr 1830
Ein Jahr darauf entschloß ich mich... nach Hamburg zu gehen, und bemühte mich dort um eine Stelle...
Eines Nachmittags durchwanderte ich eine der Hauptstraßen Hamburgs. Da kam eine Droschke im raschen Trabe angefahren. Plötzlich stand das Fahrzeug still, und der darinsitzende Herr rief mir zu, mich an seine Seite zu setzen. Ich war natürlich darüber sehr verwundert. Wie groß war aber erst mein Erstaunen, als ich in dem Herrn meinen Wohltäter und Lehrer Heinrich Heine erkannte. Mit einem Satz sprang ich in die Droschke, die nun schnell weiterfuhr. Der Dichter reichte mir freundschaftlich seine Hand, die ich unter Tränen der Freude küßte und an mein Herz drückte. Er aber fragte: „Auch Saul unter den Propheten?“ Nun erzählte ich ihm, was mich veranlaßt hatte, nach Hamburg zu gehen, und wie ich mich in meinen Hoffnungen leider getäuscht sah. Der edle Mann schien über meinen Kummer sehr gerührt und forderte mich auf, mit ihm nach Wandsbek zu fahren, was ich mir natürlich zu einer sehr hohen Ehre anrechnete und sehr gern tat. In Wandsbek fand ich freundliche Aufnahme bei einer Familie, deren Verwandte meine Wohltäter in Berlin gewesen waren. Während meines Aufenthaltes daselbst traf ich Heine jeden Morgen mit einem Buche in der Hand in dem dortigen schönen Park. Er unterhielt sich gütig mit mir und wiederholte oft seinen Rat, nach London zu übersiedeln. Als ich von dem edlen Manne Abschied nahm, gab ich ihm das Versprechen, seinem Rate zu folgen. Er wünschte mir herzlich Glück zu meinem Vorhaben und riet mir, nur ja die Courage im Leben nicht zu verlieren. Ich würde hoffentlich in England, so sagte er, ein neues Adoptivvaterland finden. Seit jener Zeit habe ich Heine nicht wiedergesehen...
Ich muß noch nachtragen, daß ich durch Vermittlung Heinrich Heines, des Predigers Dr. Gotthold Salomon und anderer wohltätiger Männer wirklich auch die Mittel zur Überfahrt nach London erhalten habe.