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213. Ludolf Wienbarg49
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Heine hielt sich aufrichtig für den letzten romantischen Dichter Deutschlands. Seinem Verleger sagte er freilich eines Tages nur einfach: „Campe, ich bin jetzt der erste.“ Worauf Herr Julius Campe, eine Prise Tabak nehmend, erwiderte: „Heine, die alten Griechen und Römer verehrten verschiedene Gottheiten, Jupiter, Merkur, Apollo und wie sie alle hießen. Jeder Gott hatte seinen Tempel und jeder Tempel hatte seine Priester. Diese wußten genau, in welchem Ansehen ihre Götter standen, sie hatten dafür den Maßstab der Opfergeschenke in der Hand, welche die Gläubigen dem Altare darbrachten; welcher Gott die meisten Opfer und Gaben erhielt, der war pro tempore der angesehenste. Nun, Sie sind der Gott, dieser Buchladen ist Ihr Tempel und ich bin Ihr Oberpriester. Ich kann Sie aber versichern, daß es mit den Opfern, die Sie erhalten, ich meine, mit dem Absatze Ihrer Werke, für jetzt noch ziemlich mittelmäßig aussieht.“ – Beiläufig zu bemerken, war letzteres wohl nach Verhältnis des großen Rufes gesprochen, welchen Heine schon damals genoß, und der in Frankreich und England einen ungleich rascheren und stärkeren Absatz der Werke zuwege gebracht hätte; abgesehen davon, daß Verlegern derartige Äußerungen des Selbstgefühls der Autoren minder harmlos klingen und ein wenig Dämpfen zu ihrem Geschäfte gehört. – Was aber die ersterwähnte Ansicht Heines von sich als letztem Romantiker betrifft, so hat er solche nicht allein später öffentlich ausgesprochen, ich erinnere auch, daß er sie schon damals in vertraulichen Stunden gegen mich geäußert hat und daß es ihm am Herzen lag, eben von dieser Seite aufgefaßt und gewürdigt zu werden. Ich erinnere aber auch, daß er in dieser Hinsicht einen ungelehrigen Schüler an mir fand und daß ich ihn als Romantiker nicht gelten lassen wollte ...
Die früheste, nicht bei Hoffmann & Campe erschienene Sammlung seiner Gedichte war mir unbekannt, und ich würde auch die dort ausgesprochene Begeisterung für das deutsche Vaterland und die Liebäugelei mit der Jungfrau Maria dermalen nicht so hoch angeschlagen haben; fand er es doch an mir unbegreiflich, daß ich den alten E. M. Arndt verehren und doch ein Jünger des Humanismus sein konnte. Indes erschien mir in der Folgezeit jene Dichterstellung, die er sich selbst anwies, nicht so übel gewählt zu sein, wenn sie auch, zu seinem Nachteil, eine einseitige bleibt.