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209. Ludolf Wienbarg49

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Herbst 1830

Heine nahm allerdings an den Zeitereignissen den lebhaftesten Anteil, aber ein handelndes oder auch nur schreibendes Eingreifen in dieselben lag ihm unendlich fern. Politische oder soziale Agitationsabsichten haben ihn nie in seiner Schriftstellerei geleitet... Er war so wenig und wollte so wenig Revolutionsmann sein als Regenerator auf andern Gebieten, in welcher Hinsicht ich nur an sein bekanntes Wort: „Ich bin der Kränkste von allen“, zu erinnern brauche. Hätte es von ihm abgehangen, durch einen einzigen Federzug das Bestehende zu stürzen, die Welt zu verwandeln und anscheinend vollkommene Zustände herbeizuführen, er hätte sich wohl bedacht. Welt und Leben boten ihm Stoff zur Satire, zur charakteristischen Abspiegelung, zu dichterischen Ergüssen, er hatte seine Sympathien und Antipathien in stärkster Weise, und wie es von ihm als Dichter zu erwarten stand, er konnte schwärmen für große Charaktere und für die Entfesselung geschichtlicher Kräfte – aber ein Abgrund trennte ihn von den Leuten da draußen, von dem Gewühl der Kämpfenden, von den Umtrieben der Lenker und Beweger. Er wußte, daß ihm diese Zurückhaltung vorkommendenfalls als Aristokratismus ausgelegt, sein freies Urteil, sein nach allen Seiten hin unschonsamer Witz ihm zum Verderben gereichen konnte. „Bricht nun gar“, sagte er mal, „in Deutschland die Revolution aus – sie wird weit schrecklicher und gründlicher sein als die französische – so bin ich nicht der letzte Kopf, der fällt.“ – Zufällig war jener Tage ein deutscher Student in sein Zimmer gestürzt, der sich für seinen größten Bewunderer ausgab und ihm in einem Atem die derbsten Grobheiten sagte, ich glaube wegen seiner laxen Moral und wegen seiner Bewunderung Napoleons.

Gespräche mit Heine

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