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217. August Lewald1

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[November 1830]

Als die [Henriette] Sontag nach Hamburg kam, schrieb ich eine kleine Broschüre: „Die Prima Donna in Hamburg [besungen von Tobias Sonnabend]“. Die Art und Weise ihres Auftretens, zwei Ehrenkavaliere von der Berliner Garde, die sie begleiteten und sich wie närrisch gebärdeten, ein Hamburger Enthusiast, der sich vor seinen Mitbürgern lächerlich machte, alles dies zusammen gab Stoff zur Satire ... Ich setzte mich nieder und schrieb einige scherzhafte Sonette und Romanzen, und Campe ließ sie drucken.

Bald darauf verbreitete sich das Gerücht, Heine hätte eine Broschüre gegen die Sontag herausgegeben. Obgleich ich nicht daran gedacht hatte, das Publikum auf diese Vermutung hinzulenken, so wollten einige doch eine Ähnlichkeit mit der Heineschen Manier gefunden haben, und es ist sehr möglich, daß die Buchhandlung selbst diese Meinung bereitwillig unterhielt. Heine war es nicht angenehm, wie man sich leicht denken kann, er tat aber nichts, den Wahn zu zerstören.

Spazierengehend zog er einmal die Broschüre aus der Tasche und rezitierte eine Romanze daraus, die mit den Worten anfängt:

„Amphion erbaute Theben,

Dem Arion dient’ ein Fisch –“

„Diese Romanze ist mein Unglück“, sagte er in seiner Weise bitter lachend. –

Ich hatte Campe das Versprechen abgenommen, mich nicht eher zu nennen, als bis die Sontag weggereist sein würde. Daß er es dann tun würde, war vorauszusehen. Nun wußte es auch Heine bald, und es belustigte ihn sehr. Doch konnte er sich eine kleine Rache nicht versagen.

Eines Abends war er mit mehreren Freunden bei mir. Wir wollten eben zu Tische gehen, als er seinen Hut ergriff und versicherte, nicht dableiben zu können. So auf dem Sprunge brachte er noch die Broschüre aufs Tapet. Er warf die Frage auf: ob man ihn noch für ihren Verfasser halte? – Sogleich ergriff Maltitz das Wort und ergoß sich in seinem Eifer in Schmähungen über das Machwerk, und wie er nie geglaubt habe, daß Heine dessen Verfasser sein könnte. Ich gab ihm nicht unrecht, denn auch mir wäre es wahrlich nie eingefallen. Einige andere noch stimmten Maltitz bei und lästerten und schimpften gewaltig auf den armen Satiriker, ohne zu wissen, daß sie mit ihren Pfeilen ihren armen Wirt selbst trafen. Heine aber empfahl sich gewandt und rief: „Nun denn, der Verfasser der Broschüre ist Herr Lewald, und es wird ihm ebenso leid tun als mir, Ihren Beifall nicht errungen zu haben, meine Herren!“ – Er ergötzte sich noch eine Weile an der verlegenen Miene meiner Gäste, dann drückte er mir lachend die Hand und lief hinaus. –

[Von der Broschüre gegen die Sontag berichtet Heine an Varnhagen, 30. Nov. 1830 und 4. Jan. 1831, ohne aber Lewald zu nennen.]

Gespräche mit Heine

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