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219. Maria Embden-Heine74
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Bei einem späteren Aufenthalt in Hamburg spielte er seiner Schwester einen bösen Streich.
Alle Bekannte und Verwandte des Hauses Embden baten meine Mutter, eine Soirée zu geben, da alle den berühmten Dichter kennenlernen wollten. Sie ließ sich dazu bereden. Künstler, Gelehrte, Kaufleute, Bankiers, alle wurden eingeladen, und viele der Herren glaubten mit ihrem Reichtum zu imponieren und klapperten mit den Talern in der Tasche. Ihre schönen Hälften waren mit Brillanten und Perlen behangen, doch glaube ich, daß die wenigsten Heines Schriften gelesen hatten, denn noch jetzt gilt dort derjenige für den genialsten, liebenswürdigsten und gescheitesten Mann, der seine Million Mark ins Trockene gebracht hat.
Meine Mutter ermahnte ihren Bruder, sich möglichst gut aufzuführen, den Leuten keine Bosheiten zu sagen und keinen Spott zu treiben. Heine versprach alles aufzubieten, um ihren Wünschen nachzukommen, doch wie wurde sie enttäuscht!
Heine trat in die Gesellschaft, verbeugte sich stumm, nahm eine seiner kleinen Nichten auf den Schoß, scherzte mit ihr und erzählte ihr ein hübsches Märchen. Während meine Mutter von einem zum andern ging, diesem und jenem ein freundliches Wort zu sagen, verschwand der Dichter, ehe sie sich dessen versah.
Den folgenden Tag empfing sie ihn mit Vorwürfen und klagte, er habe sie lächerlich gemacht.
„Mein liebes Schwesterchen.“ antwortete Heine, „du hast nur eins vergessen – –“
„Das wäre?“ fragte die Mutter.
„Mir eine Kette um den Hals zu legen und mich so im Zimmer herumzuführen und jedem zu sagen: ‚Meine Herren und Damen, schauen Sie sich ihn an, das ist der Dichter Heinrich Heine, der nichts anderes kann und weiß, als dem lieben Gott die Zeit zu stehlen und Verse zu machen.‘“