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85. Eduard Wedekind149

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Sommer 1824

[Strodtmanns Bericht nach Wedekinds Tagebuch:] Mit der ersten Sammlung seiner Gedichte vom Jahre 1822 war er nicht mehr zufrieden; doch verteidigte er die „Traumbilder“ gegen Wedekinds Angriffe und sprach die Absicht aus, einen neuen Zyklus derselben zu dichten. Kleine Lieder gedenke er fürs erste nicht mehr zu schreiben. Als die Rede auf seine Originalität kam, sagte er: „Anfangs hat sie mir Schaden getan, die Leute wußten nicht, wohin sie mich rangieren sollten – jetzt nützt sie mir schon.“ – Ein Gespräch über das „Lyrische Intermezzo“ führte auf Heines Liebe und Liebesleid. „Das alles beruht bloß in der Idee, wie bei mir“, meinte Wedekind anfangs; aber fünf Wochen nachher schreibt er: „Was seine Liebe betrifft, so ist die keine bloß ideale, sondern Wahrheit“, und eine noch spätere Notiz lautet: „Du bist ein verfluchter Kerl!“ sagte mir Heine, als ich ihm, ohne mit seinen Liebesaffären im geringsten bekannt zu sein, auf Grund seiner Gedichte und des Ratcliff demonstrierte, er sei ohne Zweifel in eine Kusine verliebt gewesen, ein Verhältnis, das – namentlich beim Hamburger Familientone – einen hohen Grad von Annäherung zuläßt, ohne irgendeinen Anspruch auf Liebe zu gestatten.“ – „Wir sprachen heute viel von der Liebe in der Poesie“, heißt es ein andermal. „Heine gibt der sinnlichen vor der platonischen den Vorzug, ich nicht. Wir vereinigten uns aber bald, weil wir eigentlich derselben Meinung waren und nur die Ausdrücke verschiedenartig nahmen. Platonische Liebe hält er für Hypersentimentalität, und die sinnliche Liebe nahm ich für bloßen tierischen Trieb. Wir kamen leicht dahin überein, daß die irdische Liebe in veredelter Gestalt, so daß sie gleich weit von der tierischen wie von der himmlischen entfernt ist, für die Poesie die vorteilhafteste sei. Einer Dame, die, um ihn in Verlegenheit zu setzen, die Frage an Heine richtete: Sie lieben wohl platonisch?‘ gab er die drastische Antwort: ‚Jawohl, gnädige Frau – wie der Kosakenhauptmann Platow. – Da war sie aber balleriert‘, setzte er mit einer unbeschreiblichen Miene hinzu.“

Gespräche mit Heine

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