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95. Eduard Wedekind149

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1824

[Strodtmanns Bericht nach Wedekinds Tagebuch:] An Heines „Almansor“ tadelte Wedekind, daß dessen anfangs so reine und edle Liebe gegen das Ende hin zu tierischer Wildheit ausarte. Sein Held, entgegnete Heine, fange gleich so schwärmerisch an, daß er ihn, der Steigerung halber, fast bis zur Brutalität habe emporwachsen lassen müssen; auch sei es doch notwendig, daß der Afrikaner durchblicke. Wedekind bestand darauf, daß Brutalität der Charakterzeichnung der früheren Anlage widerspreche und daß in dem allmählichen Übergehen der heiligen Liebe in die bloß physische keine Steigerung liege. Heine schien das einzuräumen. Die Idee zum „Almansor“ verdanke er, nach seiner Angabe, einer spanischen Romanze; „Ratcliff“ sei ganz seine eigene Erfindung. Von dem letztgenannten Drama hatte Heine eine besonders hohe Meinung und äußerte wiederholt die Ansicht, daß er nicht glaube, diese poetische Schöpfung übertreffen zu können. „Was Ratcliff eigentlich ist,“ sagte er, „daß er ein Wahnsinniger ist, habe ich noch keinen aussprechen hören. Niemand hat es gefunden, und doch ist es ganz klar, denn er hat eine fixe Idee. Dieser folgt er, weil er muß. Daher kommt zum Teil die eigene Wirkung des Stückes; denn nicht Ratcliff ist es, welcher handelt und etwa gegen das Schicksal ankämpft, sondern das Schicksal ist das eigentlich handelnde Prinzip, Ratcliff ist eine unfreie Person, er muß so handeln, wie er es tut.“

Gespräche mit Heine

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