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Ave Covid, morituri te salutant (13)

Das wöchentliche Nachrichtenblättchen der Stadt Wadern informiert: Gastronomie wieder geöffnet.

Mit andern Worten: Die erste Welle ist im Abschwung. Vor der zweiten Welle dagegen wird im Fernsehen unverdrossen gewarnt, im Brustton der eigenen Überzeugung prophezeien alle hochoffiziellen Regierungs- und sonst wie wichtigen Sprecher in Talkshow eins bis unendlich, sie komme bestimmt, die zweite Welle. Da sind sie sich einig, alle Glaskugelbeobachter, unisono. Keine Atempause, Panik wird gemacht, es geht voran.

Gut, dass es trotz allem aufgeregtem Gerede auch Stimmen von Besonneneren gibt, beispielsweise die der Professoren Schrappe, Knieps, Pfaff, Püschel et alii, die sich mit ihrem Thesenpapier 2.0 zu Wort melden. Schwierig, ihre 72-seitige Stellungnahme in zwei Sätzen zusammenzufassen, aber so viel sei angemerkt: unaufgeregt, sachlich, und überzeugend formuliert. Kurzes Resümee: Panik unangebracht, weiterer Verlauf vermutlich emergent (zufällig an nicht voraussagbaren Orten auftretend) – und dann dort effektiv reagieren, möglichst mit Taskforces, auf Ort und Institution oder Milieu abgestimmt. Risikogruppen besonders in Schutz nehmen, jedoch ohne Sanktionen und auf freiwilliger Basis. Paradoxe Gegenreaktionen durch negatives Framing nach Möglichkeit vermeiden.

Nu hab’ ich das Unmögliche (in zwei Sätzen) doch versucht. Konnte ja nur schiefgehen. Immerhin fielen zwei der neuen Vokabeln: Emergenz und Framing. Mir fehlt ganz entschieden das nötige Wording, um meine kalte Wut gegenüber diesen Modeanglizismen (oder -latinismen) in ein adäquates Narrativ zu fassen. Laut Medien-Wiki: Emergenz (lat. emergere = auftauchen) ist eine Eigenschaft auf der Makroebene eines Systems, die … Und laut Google: Framing ist der Prozess einer Einbettung von Ereignissen und Themen in Deutungsraster … Noch mal Google: Narrativ (Sozialwissenschaften) meint eine sinnstiftende Erzählung für eine Gruppe oder Kultur … Ob das Sinn macht? Wie macht man Sinn?

Irgendwo (kann sein, bei Theweleit) hab’ ich gelesen: Achtung, Narr aktiv!

Und wenn wir schon mal beim Kalauern sind:

Virologen?

Wirr? Oh! Sie logen. Na so was. Überfordert?

Nun, so ist das mit den hochkarätigen Experten. Je höher die Karate, desto ex.

Nu´ aber Schluss für heute mit dem Geschimpfe, sonst handeln wir uns selbst noch den hochaktuellen Schimpf der Verschwörungstheoreterie ein. Wollen wir nicht, ach i wo. Keine Verschwörung, nirgendwo, nur ein bisschen Gryphius: Ach, du siehst nur Eitelkeit auf Erden … Oder richtig finster:

Ach, es ist so dunkel in des Todes Kammer,

Tönt so traurig, wenn er sich bewegt,

und nun aufhebt seinen schweren Hammer

Und die Stunde schlägt.

Hatte ich mir vorgenommen als Gedicht für die mündliche Abiturprüfung. Leider wurde ich befreit.

Heute würde man unter Corona-Bedingungen vielleicht sagen: Es handelte sich um eine reine Lockerungsmaßnahme. Früher, bevor alles cool wurde, hieß es doch auch tröstend: Immer locker bleiben. Der Nebel ist bloß vorgetäuscht. Auf alle Fälle Gryphius: Ach!

(21. Mai 2020)

Ave Covid morituri te salutant

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