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Ein schleichendes Unbehagen

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Einschneidende, berufliche Änderungen brachte für manche »der BlackBerry«, ein Kultgerät von Jungmanagern, um Tag und Nacht mit ihren E-Mails verbunden zu sein. Die Meisterschaft, mit zwei Daumen im Stakkato am »Mäuseklavier« (der Mini-Schreibmaschinentastatur) Mails verfassen zu können, erwies sich als karriereförderlich. Plötzlich kam die Arbeit mit nach Hause: Der unablässig piepsende Signalton beim Eintreffen neuer Mails war der Vorbote von WhatsApp. »Es war toll«, und es war belastend, sagt S. »Ich musste keinen Laptop mehr mitnehmen, um für dringende Fälle erreichbar zu sein. Aber ich blieb immer angespannt und schaute alle Viertelstunden nach, ob eine neue Mail gekommen war. Für mich hat hier der Begriff Work-Life-Balance seinen Ursprung.«

Aber solche Bedenken gegen übermäßigen Handygebrauch wurden vorerst in Diskussionen in der Familie, unter Freunden und Kollegen unter den Tisch gekehrt. Es überwogen Spaß und praktischer Nutzen und es sollte noch Jahre dauern, bis über Handysucht, Burnout oder Beziehungen diskutiert wurde, die auf dem Altar der Hinwendung zum Smartphone geopfert wurden. Lehrerinnen und Lehrer fanden einen neuen Feind in ihrem Kampf um die Aufmerksamkeit pubertierender Jugendlicher. Manche Schulen wussten sich nicht anders zu helfen, als die Handys ihrer Schüler vor dem Unterricht einzusammeln, um SMS-Austausch und Handyspiele unter der Schulbank zu unterbinden (was meist nur die vorübergehende Rückkehr zu papierenen Kassibern und Comics zeitigte).

Nicht mehr jede Innovation wurde gleichermaßen bejubelt. Als Kameras ins Handy einzogen und zunehmend den populären digitalen Kompaktkameras Konkurrenz machten, reagierten Unternehmen mit sensiblen Unterlagen und Produktionsstätten mit Misstrauen. Daraufhin brachte Nokia von seinem Manager-Liebling Communicator kameralose Versionen heraus, um ihre lukrativen Geschäftskunden nicht zu vergraulen.

Von Zeit zu Zeit sorgten Protokolle vertraulicher Telefonate in Zeitungen für Schlagzeilen, etwa im Zusammenhang mit der Beschaffung milliardenteurer Abfangjäger in Österreich. Die Quellen blieben naturgemäß verborgen, Geheimdienste wurden verdächtig, und vermeintlich Wissende sprachen mit verschwörerisch halblauter Stimme von »IMSI-Catchern«, mit denen Mobilfunkgespräche abgehört werden könnten – ein Gerät, das in der Nähe von Handys Telefonate und SMS zum Mithören »einfängt« und erst dann an eine Mobilfunkzelle weiterleitet (mehr über den Einsatz und das Geschäft mit IMSI-Catchern erfahren wir im Kapitel »Die fünfte Generation«).

Fälle wie diese und aufsehenerregende Kriminalfälle, bei denen wie bei O.J. Simpson die Handyortung eine wesentliche Rolle spielte, sowie der Einzug von Handys in den Ermittlungsalltag im sonntäglichen »Tatort« und andere Fernsehkrimis weckten nur langsam das Bewusstsein, dass das geliebte Handy im Zweifelsfall kein sicherer Hafen für Umtriebe war.

Der Spion in meiner Tasche

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