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ZUR GLEICHEN ZEIT IN Emden ...

Balthasar Ten Dornan zog einen Mantel über seinen Anzug und trat hinunter in den Laden. Jack Skinner, der glatzköpfige Vampir, stand dort und erwartete ihn.

„Sind Sie so weit?“, fragte der Vampir und seine leicht spitzen Eckzähne wurden erkennbar, während er redete.

Balthasar nickte. „Mir gefällt es gar nicht“, erwiderte er. „Wir hätten uns etwas anderes ausdenken müssen, als Elithiral als Köder zu nehmen.“

„Dennoch ist die Dryade ein guter Köder. Wir wissen, jemand jagt ihre Spezies, also hoffen wir, dass nun unsere Dryade gejagt wird.“

Balthasar sah noch immer unzufrieden aus, nickte aber.

Sie verließen seinen Laden in der Brookinger Straße und gingen in das nächtliche Emden hinaus.

Elithiral, die Dryade, die Balthasar angeheuert hatte, um die Morde an ihren Artgenossinnen aufzudecken, war bereits in der Stadt unterwegs. Sie hatte den Laden viel früher als die beiden verlassen, sodass ein etwaiger Verfolger sich an ihre Fersen heften können würde.

Balthasar hatte ihr ein magisches Amulett gegeben, das es ihm ermöglichte, sie sehr genau aufzuspüren. Er konnte auf hunderte Kilometer spüren, wo sie sich befand. Der Zauber war recht stark und nicht einfach aufzuheben, was ihm besonders wichtig gewesen war.

„Ich hoffe nur“, sagte er an Skinner gewandt, „dass wir damit die Dämonin Victoria auch finden – wenn sie es wirklich ist, die die Morde begangen hat.“

„Leider kann ich Ihnen nicht einfach preisgeben, was wir vom Orden über die Familie Victorias wissen. Aber glauben Sie mir, Ten Dornan, diese Frau lebt von anderen. Ich meine das nicht metaphorisch – wir haben ein gutes Dutzend Morde, das auf sie zurückgeht. Sie ernährt sich, soweit wir wissen, von der Energie eines Menschen.”

„Das ist nicht so selten, wie Sie meinen“, erwiderte Balthasar und warf dem Vampir einen Blick zu. „Tun andere Spezies das nicht auch?“

„Entgegen dem häufigen Vorurteil müssen Vampire einen Menschen nicht leer trinken. Es reicht, ein wenig Blut zu nehmen“, erwiderte er gespielt pikiert.

Sie gingen weiter durch die einsam im Dunkeln daliegende Stadt. Es war inzwischen zwei Uhr morgens und die meisten Etablissements, in denen man sicher vergnügen konnte, hatten inzwischen geschlossen.

Emden besaß zwar ein Nachtleben, doch keines, das um diese Uhrzeit noch groß von sich hätte hören lassen.

„Sind wir auch richtig?“, fragte Jack Skinner.

Balthasar nickte. „Ich spüre sie. Sie ist etwas von uns entfernt, gute achthundert Meter. Ich spüre, dass sie ruhig ist.“

„Das können Sie?“ Der Vampir musterte sein Gegenüber skeptisch.

„Der Armreif, den sie trägt, hat einen mächtigen Zauber“, erklärte Balthasar und zeigte das Gegenstück, das an seinem Arm hing. Es war ein auffällig verzierter silberner Jugendstil-Armreif, der so gar nicht zu dem älteren Mann passen wollte. „Ich spüre immer ein Echo von ihr, ihrem Aufenthaltsort und ihren Gefühlen.“

„Das ist ... beängstigend.“

„Manche finden es anregend. Der Reif ist von einem Magierpaar gefertigt worden. Das ist aber schon lange her. Seitdem diente er auch der Übertragung ... anderer Gefühle.“

Skinner hob die Augenbrauen. „Jemand hat ihn missbraucht, nehme ich an?“

Balthasar zuckte die Schultern. „Es ist ein Werkzeug wie andere auch. Man kann alles Mögliche damit anstellen. Manche Menschen finden Gefallen an grausigen Dingen.“ Er hielt inne. „Ich fühle etwas, etwas abnormal Starkes. Da tut sich definitiv etwas.“

„Wir hätten doch Walkie-Talkies nehmen sollen, oder zumindest ein Telefon. Was ist, spürt sie Angst?“

„Nein“, erwiderte Balthasar irritiert und legte die Stirn in Falten. „Erregung und Lust.“


Venezianischer Dämonenfluch: Gruselroman Großband 3 Romane 10/2021

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