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Freiheit:
Die Free Music Scene
ОглавлениеAn verschiedenen Punkten der Bundesrepublik verändert sich nun beinahe über Nacht das Antlitz der populären Musikszene. Aus vielen Jazz-, Beat- und klassischen Musikern werden progressiv eingestellte Rocker, die nicht selten ihren gesamten Lebensstil dem neuen Denken unterordnen. Als Christian Burchard von einer längeren Tournee mit dem Pianisten Mal Waldron zurückkehrt, ist er erstaunt über das veränderte Bild, das sich ihm in München bietet: »Damals fing das an, dass die Leute in Kommunen zusammengezogen sind. Chris (Karrer, Anm. d. Red.) wohnte in der Einsteinstraße, der ersten Kommune, wo auch Uschi Obermaier und diese ganze Szene verkehrte. Um 1964, 1965 hatte er noch fast ausschließlich Saxofon gespielt. Plötzlich sah man ihn nur noch mit einer Gitarre in der Hand, und er begann, mit Verstärkern zu arbeiten.«
Die sogenannte Free Music Scene trifft sich zu Sessions in einschlägigen Clubs wie der Münchener Diskothek Blow Up, im ehemaligen Straßenbahndepot an der Ungerer Straße oder im PN. Burchard:
»Dort gab es jeden Montag eine Session, so ein … Ereignis, das hieß dann zum Beispiel ›studentisches Meeting‹. Da waren zum Teil bis zu fünfzehn Musiker auf der Bühne und haben nonstop gespielt. Ich war manchmal als Zuhörer da und habe es ungemein genossen. Diese Vielzahl an Stimmen, die da aus dem Lautsprecher kam, erzeugte einen besonderen Klang, den ich vorher noch nie gehört hatte – wie eine Sinfonie aus verschiedenen Tönen. Die Sache sprach sich schnell herum, und der Club war jeden Montag knallvoll. Die Leute standen da und hörten zwei Stunden lang zu. Da habe ich mir gedacht: Mensch! Ich spielte damals noch Jazz, aber ich fand es auf einmal viel faszinierender, da mitzumachen, als weiterhin in den Clubs Jazz zu spielen. Die Freiheit und das Klangerlebnis waren faszinierend.«