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Volkmar Groß. Der Berliner. *31.1.1948 Berlin; † 3.7.2014 Berlin
ОглавлениеVolkmar Groß ist ein Fall für sich. Er war in seiner Glanzzeit für mich der beste Torhüter, den ich je spielen sah, gleichermaßen stark auf der Linie und aufgrund seiner Körpergröße (1,93 m) der Herrscher des Strafraums. Unter der Präsidentschaft des legendären Vereinsvorsitzenden Otto Höhne, dem Rektor einer Zehlendorfer Grundschule, machte Volkmar Groß bei der „kleinen“ Hertha (Hertha 03 Zehlendorf) durch hervorragende Leistungen auf sich aufmerksam. Der Verein aus dem Nobelviertel im Süden Berlins galt jahrelang als Talentschmiede des Berliner Fußballs und darüber hinaus. Otto Höhne besaß ein Auge für Talente und holte sie reihenweise von noch kleineren Berliner Vereinen nach Zehlendorf in das Ernst-Reuter-Stadion in der Onkel-Tom-Straße. Dort erhielten sie den Feinschliff und wanderten anschließend zu den führenden Klubs in der Bundesliga, unter anderen Helmut Faeder, Christian Ziege, Robert und Niko Kovac. Auch Pierre Littbarski, vom VfL Schöneberg gekommen, machte Zwischenstation bei der „kleinen Hertha“ und ging anschließend zum 1. FC Köln.
Von der „kleinen Hertha“ wechselte Volkmar Groß zur „großen Hertha“ an den Gesundbrunnen, mit der er in die Bundesliga aufstieg. Für Hertha BSC trat er in über 100 Spielen an und gehörte zu den Meistern seines Fachs. Ferenc Puskas, der ungarische Weltstar der fünfziger Jahre, sah ihn in einem Spiel und kommentierte dessen Leistung mit „Weltklasse“.
Jäh unterbrochen wurde sein Aufstieg durch die Verwicklung des Klubs in den Bundesligaskandal im Jahr 1971. Über seinen Mitspieler Jürgen Rumor hatten Funktionäre von Arminia Bielefeld Kontakte zum Team der Berliner hergestellt und 250.000 DM geboten, falls Hertha das Spiel gegen die abstiegsbedrohte Elf von der Alm verlieren würde. Dagegen standen 140.000 DM von Kickers Offenbach im Falle eines Sieges gegen die Bielefelder, die der Offenbacher Bananenhändler und Präsident des OFC Horst Gregorio Canellas ins Spiel gebracht hatte. Bei der durch ihn erfolgten Aufdeckung des Skandals deklarierte der OFC-Präsident die in Aussicht gestellte Summe allerdings als „Scheinangebot“.
Die Berliner verloren das Heimspiel mit 0:1. Volkmar Groß wurde von der Presse dennoch eine gute Leistung bescheinigt. Nach dem Spiel trafen sich die Herthaner Spieler in der Gaststätte Waldhaus an der Havelchaussee auf ein Bier. Dort tauchte auch der Abwehrrecke Jürgen Rumor auf, um etwas Wichtiges mit seinen Kameraden zu besprechen. Das Treffen wurde in der Wohnung von Volkmar Groß fortgesetzt. Das in einem Aktenkoffer enthaltene Geld aus Bielefeld wurde unter den Spielern verteilt. Jeder Beteiligte bekam 15.000 DM. Volkmar Groß hat bis zuletzt behauptet, nicht absichtlich verloren zu haben. Kurze Zeit später ließ „Bananen-Canellas“ auf seiner legendären Geburtstagsparty im Sommer 1971 in Anwesenheit von Bundestrainer Helmut Schön die Katze aus dem Sack. Zunächst wurden nur die Hertha-Spieler Tasso Wild und Bernd Patzke vom DFB für vier Jahre gesperrt. Anschließend erwischte es auch die anderen Beteiligten, darunter Volkmar Groß, der zu den besten deutschen Torhütern gehörte, bereits ein Länderspiel in der A-Nationalmannschaft absolviert hatte und dem noch eine große Karriere bevorgestanden hätte. Volkmar Groß hat sich für sein unehrenhaftes Verhalten zeit seines Lebens geschämt.
Infolge der Sperre ging er für zwei Jahre nach Südafrika, spielte beim FC Hellenic Kapstadt und kehrte über eine weitere Zwischenstation bei Twente Enschede in Holland zurück nach Berlin. 1977 trat er in der Bundesliga-Rückrunde für die Tennis Borussen an. Es folgte ein zweijähriges Gastspiel bei Schalke 04, und der Abschluss der Karriere vollzog sich von 1979 bis 1983 in der North American Soccer League. Anschließend blieb Volkmar Groß noch weitere Jahre in den Vereinigten Staaten und arbeitete dort als Torwarttrainer und Autoverkäufer.
2003 eröffnete er in der Naumannstraße in Berlin-Schöneberg eine „Sportsbar“ (Volkmars Tor/HFC Sporteck), in der er bis zu seiner Krebserkrankung (2008) hinter dem Tresen stand. Hinzu kam eine Lungenerkrankung (COPD), die ihm erhebliche Atembeschwerden bereitete.
Volkmar Groß starb im Alter von 66 Jahren am 3. Juli 2014.