Читать книгу Männer trinken keine Fanta - Hermann economist Schmidt - Страница 21

Horst-Dieter Höttges. Der Eisenfuß. *10.9.1943 Mönchengladbach

Оглавление

Horst-Dieter Höttges, genannt Eisenfuß, absolvierte 420 Bundesligaspiele. Er wurde mit Werder Bremen Deutscher Meister und mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister 1972 und Weltmeister im Jahr 1974 (stand allerdings nicht in der DFB-Endspielelf) und nahm insgesamt an drei Weltmeisterschaften (1966, 1970, 1974) teil.

Höttges, der einmal gesagt hat, „solange ich spiele, steigt Werder nicht ab“, beendete seine Karriere im Jahr 1978. Ein Jahr später landete Werder Bremen in der 2. Liga.

Der Mann, der 1943 in München-Gladbach (damaliger Ortsname von Mönchengladbach) geboren wurde, lief von 1960 bis 1964 für die Gladbacher Borussen auf. Mit einer Größe von 1,76 m war er auf sämtlichen Defensivpositionen einsetzbar: als Außenverteidiger ebenso wie als Vorstopper oder Libero.

Nur Experten werden sich daran erinnern, dass er in seiner Bundesligazeit 55 Tore schoss, davon 39 Elfmeter und 5 Freistoßtore (DFB-Pokalspiele eingerechnet). Immerhin brachte es der zuverlässige Abwehrmann auf 66 Länderspiele, und beim 12:0-Sieg der DFB-Auswahl gegen Zypern im Mai 1969 erzielte er sein einziges Länderspieltor. Fachleute unter seinen Zeitgenossen und ehemalige Mitspieler äußern sich ausnahmslos anerkennend über den einstigen Abwehrstrategen.

Uwe Seeler sagt: „Er war für mich stets ein guter Kamerad. Auf dem Feld hat er bis zum letzten Tropfen immer alles gegeben. Das gemeinsame Wembley-Finale von 1966 wird uns auf ewig verbinden.“ (6)

Wer gegen Höttges antreten musste, hatte meistens nichts zu lachen. In der Wahl der Mittel, einen Gegenspieler zu stoppen, war er nicht kleinlich. Wolfgang Overath, nach seinen härtesten Kontrahenten befragt, nennt an erster Stelle Horst-Dieter Höttges: „Der hat keinen Gegner geschont, von ihm hielt ich lieber Abstand. Auch wenn er am Ball nicht der Stärkste war, konnte er einen Stürmer zur Verzweiflung bringen. Gegen ihn hat keiner gern gespielt.“ (7)

Höttges war nicht nur zweikampfstark, sondern auch schnell und laufstark. Fußball war für ihn kein Zuckerschlecken, sondern harte Arbeit, bei der es nichts zu lachen gab. Fotos, auf denen er fröhlich und gelöst wirkt, gibt es so gut wie nicht. Wer ihm beim Fußballspiel begegnete, konnte nicht umhin, in Horst-Dieter Höttges einen bierernsten Vertreter seines Fachs zu sehen.

Wolfgang Weber vom 1. FC Köln, der beste Vorstopper der Welt in den sechziger Jahren, der nach seiner aktiven Karriere als Trainer bei Werder Bremen arbeitete, attestierte seinem Kollegen „ein erstklassiger Fußballer“ gewesen zu sein, und „einer, den niemand als Gegenspieler haben wollte.“ (8)

Max Lorenz, selbst eine Werder-Legende, sagt: „Wenn er selbst mal gefoult wurde, ist Horst schnell aufgestanden und hat die Sache auf dem Platz geregelt.“ (9)

Den Weltfußballer Pelé brachte er bei einem Länderspiel in Rio de Janeiro so in Rage, dass der ihn mit einem Revanche-Foul zum Verlassen des Platzes veranlasste. Über sich selbst hat Höttges einmal gesagt, er sei kein überragender Fußballer gewesen.

In einem Artikel des Fußballmagazins „11 Freunde“ ist Horst-Dieter Höttges auf Platz Nummer 5 unter den „härtesten Hunden aller Zeiten“ mit der Headline „Ein Tritt für alle Fälle“ aufgeführt. Anerkennend wird berichtet, dass der „Eisenfuß“ „trotz seines martialischen Spitznamens nur magere 16 gelbe Kartons“ in 420 Spielen gezeigt bekam. (10). Das muss dem Mann erst mal einer nachmachen.

Als Stammspieler nahm Höttges im Alter von 23 Jahren an der Weltmeisterschaft in England teil. Unvergesslich eingeprägt hat sich bei ihm, dem Mann, der auf dem Platz nichts anbrennen ließ, der Tag des Weltmeisterschafts-Endspiels der DFB-Nationalmannschaft gegen England im Jahr 1966, das die Deutschen unglücklich durch das „Wembley-Tor“ mit 4:2 verloren.

Der Mann, den er zu bewachen hatte, Geoffrey Hurst, erzielte drei Tore. „Ein wahrer Alptraum“ (11), so blickt Horst-Dieter Höttges auf jenen denkwürdigen Tag zurück, der für ihn einer der schwärzesten in seiner Karriere war. Kritiker des Trainers Helmut Schön schreiben die Niederlage gegen die Engländer der Nominierung des Werderaners zu, der angeblich leicht verletzt ins Spiel gegangen sein soll.

Nach all den Jahren an der Weser wurde Horst-Dieter Höttges, der geborene Rheinländer, ein Norddeutscher mit Leib und Seele. Auch nach der aktiven Zeit hat er als Trainer und Betreuer für Werder gearbeitet und lebte in Achim bei Bremen.

Dort hatte er neben seinem fußballerischen Wirken bereits im Jahr 1972 Aufmerksamkeit erregt, als es um eine Kandidatur bei einer Kommunalwahl ging. Die Achimer CDU wollte den Freund der Christdemokraten, der zumindest damals nicht Mitglied der Partei war, auf die Liste setzen, doch der zauderte. Der „Spiegel“ wusste zu berichten: „Bislang hatte sich Höttges in seiner Heimatgemeinde, wo er mit Ehefrau Inga und den Söhnen Andre und René einen Acht-Zimmer-Bungalow samt Bar im Keller und Farbfernseher im Schlafgemach bewohnt, lediglich als Mitglied eines ‚Vereins zur Erhaltung der Windmühle‘ hervorgetan, die neben dem Höttges-Haus weiterklappern soll.“ (12).

Wie das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion ausgegangen wäre, wenn die deutsche Elf statt der zahlreichen CDU/CSU-Sympathisanten (Vogts, Beckenbauer, Höttges, Overath, Willi Schulz) noch mehr sozialdemokratische Parteigänger (zu ihnen gehörten aus der Wembley-Elf 1966 Hans Tilkowski, Paul Breitner und Lothar Emmerich) in ihren Reihen gehabt hätte, ist indessen offen. Doch viel mehr als die Genannten gab es wahrscheinlich im Kader von Helmut Schön gar nicht.

Zeitungsmeldungen zufolge soll Höttges in seinen späteren Lebensjahren alkoholabhängig gewesen sein. Im Jahr 2016 wurde ihm der Führerschein entzogen. Im Herbst 2019 meldete die BILD-Zeitung, Horst-Dieter Höttges, inzwischen 76 Jahre alt, habe einen Alkoholentzug in einer Suchtklinik erfolgreich durchstanden.

Inzwischen lebt Höttges, der an Demenz leidet, in einem Pflegeheim bei Bremen.

Männer trinken keine Fanta

Подняться наверх