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Klaus Thomforde. Das Tier im Tor. *1.12.1962 Bremervörde-Milstedt
Оглавление„In der ersten Liga Bälle zu halten finde ich total geil. Da geht mir voll einer ab!“ (Zitat Klaus Thomforde). Wer den Mann im Tor gesehen hat, der will das gerne glauben. Wer ihn persönlich kennt, hat zunächst einmal den Eindruck, dass es sich bei dem Kult-Keeper des FC St. Pauli um einen zurückhaltenden, bescheidenen und freundlichen Menschen handelt. Freundlich ist er ohne jeden Zweifel – und alles andere als ein Selbstdarsteller.
Der Ort Milstedt, in dem das „Tier im Tor“ geboren wurde, zählt gerade einmal 297 Einwohner und liegt in der Elbmarsch. Das Dörfchen zwischen Hamburg und Bremen wurde 1974 in die Stadt Bremervörde eingemeindet. Und der gelernte Finanzbeamte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der berühmteste Sohn seines Geburtsortes.
Thomforde war bereits Beamter auf Lebenszeit, bevor er sich entschloss, in den Profifußball zu wechseln. Er spielte in der Jugend beim Bremervördener SC und dann, von 1983 bis 1992, insgesamt 359-mal im Tor des FC St. Pauli.
Hansi Bargfrede, sein Kumpel, hatte ihn mit zum Training ans Millerntor genommen, und der damalige Trainer der Paulianer, Michael Lorkowski, war von seinem Torwartspiel so begeistert, dass er ihm versprach, er werde ihn zum Bundesligatorwart machen.
Seine Ehefrau Manuela hat Klaus Thomforde im Clubheim kennengelernt. Sie war Fan des FC St. Pauli und wurde Fan von Klaus Thomforde. Das Ehepaar hat drei Söhne, zwei davon tragen den Vornamen Klaus: Malcolm-Klaus und Mortimer Klaus.
Klaus Thomforde erzählt, dass seine Frau ihn in der aktiven Zeit, wenn er auf dem Platz über das Ziel hinausgeschossen sei, ermahnt habe, stets mit dem Hinweis, wie sich sein Verhalten auf die Erziehung der Kinder auswirken könne. Das habe ihm zu denken gegeben. Doch ist der Mann aus der Elbniederung keiner, der sich außerhalb des Strafraums leicht aus der Ruhe bringen ließe.
Als Tormann hingegen wirkte „Klauuuuus“, wie ihn die Fans oft minutenlang feierten, manchmal so, als sei er auf „Droge“. Seinen Rufen und Gesten war zu entnehmen, dass er 90 Minuten lang brannte und fieberte. Todesmutig warf er sich ins Getümmel, und manchmal hielt er Sachen, die für einen Normalsterblichen nicht zu fassen waren. Wenn er dann wieder einen Ball in unverwechselbarer Manier gehalten hatte, rieb er sich die Hände, schüttelte die Fäuste wie in Ekstase und machte die „Säge“. „Das Tier im Tor“ ist bis heute der größte „Pusher“, den man je im Kasten des FC St. Pauli gesehen hat.
Dem Fußball-Magazin „11 Freunde“ erzählte Klaus Thomforde, er habe sich seine Art Torwart zu sein, bei zwei englischen Torhütern des FC Southampton abgekuckt, als man gemeinsam mit dem englischen Klub in einem Trainingslager in Spanien gewesen sei. Die Torhüter Tim Flowers und John Burridge hätten ständig geschimpft wie die Rohrspatzen. Doch anders als seine englischen Vorbilder lebte Klaus Thomforde auf dem Platz vor allem seine Freude aus. Das gab ihm Selbstvertrauen und motivierte ihn zu Höchstleistungen auf der Linie.
In wenigen, schwachen Momenten unterliefen ihm auch Fehler. Wahrscheinlich waren sie seiner Aufregung geschuldet. So hatten einige Zuschauer manchmal das Gefühl, der Keeper der Braunweißen wisse nicht, ob er den Ball im Sechzehner mit der Hand aufnehmen durfte oder mit dem Fuß spielen musste.
Nach seiner langen Karriere als Tormann beim FC St. Pauli, die er wegen eines Kreuzbandrisses beenden musste, machte der gutmütige Mann vom Millerntor als Torwart-Trainer auf sich aufmerksam. Er arbeitete bei Holstein Kiel, in Litauen und ist nunmehr seit vielen Jahren als erfolgreicher Torwart-Trainer der deutschen U-21 Auswahl tätig.