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Josef Piontek. Der Sepp. *5.3.1940 Breslau

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In einer Umfrage der Autoren dieses Buches bei früheren Mittelfeldspielern und Stürmern, wer denn in den Anfangsjahren der Bundesliga der gefürchtetste Abwehrspieler gewesen sei, nimmt Sepp Piontek noch vor seinem Mannschaftskameraden Horst-Dieter Höttges überraschenderweise Platz 1 ein. Diese beiden Spieler bildeten zusammen mit Max Lorenz und Helmut Jagielski eine Defensivabteilung beim SV Werder Bremen, die von allen Stürmerstars der Bundesliga gefürchtet wurde.

Der Vater von Sepp Piontek, Leo Piontek, hatte als Regisseur der schlesischen Mannschaft Germania Königshütte geglänzt und vor dem Krieg an der Gaumeisterschaft Oberschlesien teilgenommen.

Sohn Josef Emanuel Hubertus Piontek musste seine Heimat im Alter von fünf Jahren, als der Krieg zu Ende war, verlassen und zog mit seinen Eltern nach Leer in Ostfriesland. Dort spielte er in der Schülermannschaft von Germania Leer als Mittelstürmer. Als er zwanzig Jahre alt war, wechselte Piontek zu Werder Bremen in die Oberliga Nord. Auch hier begann er auf der zentralen Stürmerposition, begleitet und gefüttert mit den Flanken von Willi Schütz und Gerd Zebrowski.

Noch vor Beginn der Bundesliga übernahm er die Position des rechten Verteidigers, zuweilen spielte er auch als Mittelläufer, um den gegnerischen Mittelstürmer auszuschalten. Piontek ließ seinen Gegenspielern keinen Raum. Er stand ihnen auf dem Fuß und war ein Zerstörer, der immer einen Schritt schneller am Ball war als der Spieler, den er auszuschalten hatte. Schnelligkeit, perfektes Tackling und Laufbereitschaft kennzeichneten seine Auftritte. „Bei Sepp Piontek war man gut beraten, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn man den Ball führte“, äußerte Kölns Stürmerstar Hannes Löhr im Gespräch, „mit dem war nicht gut Kirschen essen. Aber ein Treter war er nicht.“

In den sechziger Jahren hat Sepp Piontek einen kleinen Jungen, der im Eis eingebrochen war, durch einen Sprung ins eiskalte Wasser vor dem Ertrinken gerettet.

Den Höhepunkt seiner Popularität erreichte der sechsmalige Nationalspieler allerdings nicht auf, sondern neben dem Platz. Den Trainerlehrgang an der Sporthochschule in Köln hatte der einstige Student Sepp Piontek als Lehrgangsbester mit der Note 1 bestanden. Nachdem er zu Beginn der siebziger Jahre für ein gutes halbes Jahr das Traineramt bei Werder Bremen wahrgenommen hatte und auch bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag gewesen war, betreute er die Nationalmannschaft von Haiti. Die an Zitaten reiche Fußball-Literatur dokumentiert einen Spruch von Sepp Piontek, in dem er zum Besten gibt, dass er die Aufstellung und Taktik des Haiti-Teams zuvor mit dem dortigen Landes-Diktator habe besprechen müssen, und dass die Scheine seines Honorars im Keller der Villa des Herrschers gedruckt wurden und bei der Aushändigung noch feucht gewesen seien. Aber er habe damit überall und alles bezahlen können.

In der Saison 1978/1979 trainierte er den FC St. Pauli. Da war das Geld wahrscheinlich knapper als in Haiti. Im Sommer 1979 wechselte er nach Dänemark und übernahm das Training der dänischen Nationalmannschaft, die bis dahin im europäischen Fußball keine besondere Rolle gespielt hatte. Die dänische Sprache erlernte er innerhalb weniger Wochen, sodass er die Mannschaftsbesprechung vor dem ersten von ihm als Trainer verantworteten Länderspiel in der Landessprache abhalten konnte. Mit ihm begann die bis dahin erfolgreichste Epoche im dänischen Fußball. Im September 1983 besiegten die Dänen die hochfavorisierte englische Nationalmannschaft mit 1:0 im Wembley-Stadion. Während der EM 1984 erreichte das Team das Halbfinale, schied dann jedoch im Elfmeterschießen gegen Spanien aus. Auch bei der WM 1986 in Mexiko zeigte die Dänen-Elf den von ihrem Trainer präferierten herzerfrischenden Offensivfußball. Elf Jahre lang, von 1979 bis 1990, war Piontek Trainer der dänischen Nationalmannschaft.

Von 1990 bis 1993 arbeitete Sepp Piontek als Trainer der türkischen Nationalmannschaft, betreute parallel dazu kurzfristig den Erstligisten Bursaspor und nach der Rückkehr nach Dänemark den Erstligisten Aalborg BK. Es folgten zwei weitere Engagements: bei Silkeborg IF (Midtjylland) und als Trainer der Nationalmannschaft von Grönland.

Auch aus Grönland wusste Sepp Piontek Anekdoten zu berichten, die mehr seinem Humor als der Realität geschuldet waren: In Grönland, so Piontek, sei er mit Sachwerten bezahlt worden, durfte Eisbären und Rentiere jagen und wurde ständig mit frischem Fisch und Krabben versorgt. Seine Spieler seien unglaublich ehrgeizig gewesen, mit der Technik habe es etwas gehapert. Und wenn auf dem nahe dem Meer gelegenen Trainingsplatz ein Wal in den Wellen gesichtet worden sei, dann wären alle Spieler im Nu zu den Booten gerannt, um den Wal zu erlegen.

Wie auch immer: Seppl Piontek hat einiges erlebt auf seinen Reisen durch die Welt des Fußballs. Und vieles bewegt!

Sepp Piontek lebt mit seiner dänischen Frau Gitte auf der Insel Fünen in der Nähe von Odense. Das Ehepaar hat eine Tochter. Im März 2020 feierte Sepp Piontek seinen 80. Geburtstag.

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