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Volker Ippig. Der Hausbesetzer. *28.1.1963 Eutin

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Vor gut zehn Jahren, im kalten Spätherbst, konnten Besucher eines Kreisligaspiels im holsteinischen Wakendorf-Götzberg ein Aufwärmen der Gastmannschaft des TSV Lensahn beobachten.

Der auffälligste Mann bei der Vorbereitung war ein Spieler mit Zipfelmütze, der die Bälle mit Wucht aufs Tor drosch und bereits vor dem Anpfiff lautstark Anweisungen an seine Mitspieler gab. Als das Spiel begann, führte er den Anstoß aus und fungierte im weiteren Spielverlauf als Mittelstürmer, der unermüdlich ackerte und seine Mitspieler immer wieder aufs Neue antrieb. Der hochaufgeschossene Schlaks, bester Mann auf den Platz, war niemand anderes als der ehemalige Torhüter des FC St. Pauli, Volker Ippig. Damals hatte der Lensahner die Vierzig bereits deutlich überschritten.

Volker Ippig ist als Kämpfer für Gerechtigkeit und Sozialismus einerseits und mit seinem außergewöhnlichen und bedingungslosen Torwartspiel andererseits, ganz eindeutig eine wesentliche Figur unter den Gestaltern des FC St. Pauli Images als „linker“ Fußballclub. Er bestritt 144 Pflichtspiele für die „Boys in Brown“.

Als Sechzehnjähriger wechselte Ippig im Jahr 1979 vom Amateurverein TSV Lensahn im Ostholsteinischen zum über 100 km entfernten FC St. Pauli in Hamburg. Im Jahr 1981 stand der junge, großgewachsene Blonde zum ersten Mal im Tor der Ligaelf.

Der Weg zur Nummer 1, den er dann von 1987-1991 im Tor des FC St. Pauli machte, war von einigen Zwischenstationen und Umwegen gekennzeichnet. Ippig arbeitete vorübergehend in einem Heim für behinderte Kinder, nahm sich anschließend eine Auszeit und ging als Aufbauhelfer für ein Jahr nach Nicaragua, um dort am Bau eines Krankenhauses mitzuarbeiten. In der Saison 1986/1987 schaffte Volker Ippig den Durchbruch bei den Braun-Weißen und wurde Stammtorwart.

Nebenbei machte der große Blonde aus der holsteinischen Provinz durch seine Lebensart auf sich aufmerksam. Er entsprach in keiner Weise dem damals üblichen Klischee eines Fußballprofis, sympathisierte mit den Hausbesetzern am Hamburger Hafen, fuhr mit dem Fahrrad statt mit einem teuren BMW zum Training und machte aus seiner antiautoritären, linkspolitischen Einstellung keinen Hehl. Bei einem Interview im ZDF-Sportstudio trug die Galionsfigur aller fußballbegeisterten Linken in Deutschland Bauarbeiterschuhe. Bei den kurzen und knackigen Antworten des Interviewten blieb kein Auge trocken, und für die Fußballwelt im Lande war Volker Ippig fortan ein linker Revoluzzer im Torwarttrikot.

Dennoch wurde er zu einer Art Ziehsohn des damaligen FC St. Pauli-Präsidenten und Unternehmers Otto Paulick. Ippig zahlte seinem Förderer und dem Verein dessen Fürsorge durch gute Leistungen zurück.

Wieder einmal als Ablösung von Klaus Thomforde im Tor stehend, gelang es ihm, bei einem Auswärtsspiel gegen den haushohen Favoriten Bayern München durch Glanzparaden den eigenen Kasten sauber zu halten: Der FC St. Pauli, sich wieder einmal im Abstiegskampf befindend, schaffte durch diesen großen Tag seines Torhüters den einzigen Auswärtssieg der Braun-Weißen gegen die auf Meisterschaften und Pokalsiege abonnierten Bayern.

Infolge einer Rückenverletzung beendete Volker Ippig, der erste und überzeugteste Sozialist unter den Bundesligaspielern des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1992 seine Karriere als Profi. Bei einem Training auf gefrorenem Boden hatte sich Ippig einen Knochen an der Wirbelsäule gebrochen. Das brachte ihn allerdings nicht dazu, dem Fußball auf Dauer „Adé“ zu sagen. Einige Jahre später lief er wieder als Mittelfeldspieler und Stürmer beim TSV Lensahn auf.

Auch sonst blieb die Torwartlegende aus Lensahn nicht untätig. Er schloss eine Ausbildung als Physiotherapeut ab, betrieb vorübergehend eine mobile Torwartschule und arbeitete zeitweilig als Torwarttrainer u. a. für den VfL Wolfsburg.

Noch als 55-Jähriger war Volker Ippig im Kader des TSV Lensahn gelistet, und da er Sonntag für Sonntag zum Fußball ging, nahm er seine Sporttasche immer mit. Er hätte im Notfall ja noch einmal einspringen können.

Der Vater von zwei Töchtern ist seit vielen Jahren als Lascher im Hamburger Hafen tätig und fährt täglich von Lensahn nach Hamburg und zurück. Seit 2011 wurde aus einer Tätigkeit auf Abruf eine Festanstellung.

Für die Fans vom Millerntor bleibt der Mann im gelben Pullover eine Symbolfigur ihres Vereins.

Männer trinken keine Fanta

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