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Der Plastikmüll

Kunststoffe — im Umgangsdeutsch auch als „Plastik“ bezeichnet, gibt es etwa seit 100 Jahren. Ganz korrekt ist dies nicht, denn natürliche Kunststoffe stellte man schon früher her. Käse ist eigentlich auch ein Kunststoff. Der Siegeszug des Kunststoffes begann aber erst, als er aus Öl synthetisiert werden konnte.

Anfang 2018 erschütterte eine Meldung die deutsche Bevölkerung: Die Chinesen nehmen unseren Plastikmüll nicht mehr! So eine Frechheit! Mittlerweile wird er vermutlich in Afrika und Bulgarien auf Müllkippen angesteckt. Ohne Giftfilter. Aus den Augen – aus dem Sinn.

Bei solchen Pressemitteilungen fragt sich jeder, warum er überhaupt dort ist und wie er dorthin kommt. Als Bürger bezahlt man pro Verpackung an das „Duale System Deutschland“ („Grüner Punkt“) Geld, damit dieses nichts Besseres zu tun hat, als das Zeug, das ein umweltbewusster Mensch säuberlich in den gelben Sack getrennt hat, mit viel Energie nach China zu verschiffen. Kein Aufschrei – auch nicht der Grünen. Bei solchen Gegebenheiten wird einem bewusst, dass der Psychologe Manfred Lütz in seinem Buch „Irre - wir behandeln die Falschen!“ den Titel genau so meinte, wie er da steht.

Viele Pressemeldungen berichten über die Verschmutzung der Meere durch Plastik und wie jämmerlich Tiere daran verrecken. Natürlich fühlt sich der Deutsche ohne Prüfung der Ursachen sofort genötigt, Ideen zu ersinnen, wie Plastikmüll reduziert wird. Als Alternative – keine Ahnung. Wer schon einmal im Meer oder in einem See in eine Scherbe trat und sich dabei fast den kleinen Zeh amputiert hat, wird einsehen, dass Glas manchmal auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

Soja-Kunststoffe

Früher wurde Kunststoff aus Pflanzen hergestellt. Die Karosserien von Autos aus Soja-Kunststoff, Lacke aus Sojaöl. Soja wurde als Gründünger verwendet. Bis das Erdöl kam. Die giftige Sojapflanze wurde zunächst an Schweine und dann an den gesundheitsbewussten Europäer „verfüttert“. Dazu bei Ref. 48 mehr. Seither wird alles aus Öl hergestellt. Kunststoffkarosserien von Rennwagen, Kunstharzlacke, Kunststoffe selbst und unendlich vieles andere.

Nun sollen Kunststoffe recycelt werden. „Sortenreine Trennung“ ist hier das Zauberwort. Das hört sich toll an, ist aber bei Kunststoffen technisch bzw. physikalisch schwierig. Vergleicht man dies mit der Trennung von Metallen: Stahl wiegt dreimal so viel wie Aluminium, ist im Gegensatz zu Aluminium magnetisch und hat einen anderen Schmelzpunkt. Damit kann man die Metalle gut trennen. Alle Kunststoffe sind nicht magnetisch, haben dasselbe Gewicht pro Volumen (dies wird als „spezifisches Gewicht“ bezeichnet) und schmelzen bisweilen gar nicht. Also muss man von Hand trennen.

Besonders schlecht ist, dass das spezifische Gewicht von Kunststoff ähnlich dem von Wasser ist. Wenn es in ein Gewässer kommt, schwimmt es weder auf der Oberfläche, noch sinkt auf den Boden ab, sondern es schwebt im Wasser. Damit werden Meerestiere geschädigt.

Leute kommen beim Kunststoffrecycling auf absurde Ideen: Beispielsweise wollte man Kunststoffe Zementziegeln hinzufügen, um deren Wärmedämmung zu verbessern. Schon da hat man das Gefühl: Nur weg mit dem Zeug! Dies ist sogar kontraproduktiv, da Kunststoff eine Eigenschaft hat, die sich „kriechen“ nennt: unter kontinuierlichem Druck gibt Kunststoff nach. Die Häuser wären nach 20 Jahren um 5 cm niedriger gewesen, wenn man zu viel Kunststoff hineinpackt.

Wenn ein Ingenieur aus recyceltem Kunststoff etwas konstruieren soll, bekommt er graue Haare. Denn der Hersteller eines Produktes muss für dessen Qualität garantieren. Dazu muss sich der Konstrukteur auf die Materialeigenschaften verlassen können. Wenn aber der Kunststoff nicht richtig getrennt werden kann, sind diese Materialeigenschaften mit Unsicherheiten behaftet. Deshalb muss man zu viel Material verwenden, damit das Bauteil nicht kaputt geht. Und schon ist die Welt der Person, die vorgerechnet hat, wie toll Kunststoffrecycling ist, zerstört.

Deshalb werden aus recycelten Kunststoffen meist Küchenschneidbretter oder ähnliche Produkte hergestellt, bei denen die Festigkeit des Materials quasi irrelevant ist.

In Deutschland werden über 95 % aller hergestellten Verpackungskunststoffe recycelt. Dabei sind die Deutschen Weltmeister, was auch gut ist. Weswegen Kunststoff verboten werden soll, mit der Begründung, dass die Meerestiere daran sterben: die Kausalität, also die Ursächlichkeit dieser Begründung ist nicht gegeben.

Nun wies man Kunststoffnanopartikel nach. Dies hört sich gefährlich an: Nano. Damit kann niemand wirklich etwas anfangen und schon kann man damit Angst schüren. „Nano“ bedeutet 10-9 Meter bzw. 10-6 mm, also 1/1.000.000 mm. Diese kleinen Kunststoffpartikel sind Kohlenwasserstoffe, bestehen also aus Kohlenstoff und Wasserstoff und vielleicht noch ein wenig Sauerstoff. Irgendwann zersetzt sich Kunststoff und es entstehen Partikel in dieser Größe. Jeder Kunststoff zersetzt sich auf Dauer komplett, Nanopartikel aber besonders schnell, da ihre Oberfläche im Verhältnis zum Volumen besonders groß ist. Dies nennt sich in der Mathematik „Flächenregel“ (Glossar). Giftig sind sie nicht. Weiterhin gibt es mittlerweile Bakterien, die sich an Kunststoffen gütlich tun. Und je größer die Oberfläche, desto schneller können sie den Kunststoff zersetzen.

Wenn es sich um Arsen, Quecksilber, Blei- oder Chlorverbindungen handeln würde, könnte man die Sorge nachvollziehen. Natürlich findet man ad hoc im Internet (politisch korrekte) wissenschaftliche Artikel, in denen demonstriert wird, dass Fische geschädigt werden, wenn man Nanopartikel gezielt ins Wasser gibt [42]. Wie viel Nanoplastik im Meerwasser vorhanden ist, war aber nirgendwo zu finden. Im Normalfall prüft man erst, ob überhaupt ein Problem vorliegt. Über die Art und das Ziel einer solchen Vorgehensweise später mehr.


Abb. 1: Bild einer typischen indischen Straße (eigenes Bild)

Wie kommt das Plastik in die Meere? Beispielsweise gibt es in Indien in Regionen, die touristisch nicht erschlossen sind, und in denen auf jedem Quadratmeter ein Plastikfetzen herumfliegt. Ein Foto einer normalen Straße in Indien (2011) ist oben gezeigt. (Dort gab es lange keine Müllabfuhr, weil es dort nichts anderes als Bananenblätter und ähnliche Dinge gab, die in diesem Klima sehr schnell verrotteten). Das Plastik wird ins Meer geblasen und landet im Magen der Tiere. Bevor man also in Deutschland Hektik veranstaltet, sollte man anfragen, ob man Indien im Bereich Müllentsorgung unter die Arme greift.

Wenn der Grüne Punkt aber Plastikmüll nach Asien verfrachtet, sieht es komisch aus, wenn die Bundesregierung Unterstützung zusagt, wie sie denn am geschicktesten ihren Kunststoffmüll entsorgen.

Nachdem die Bevölkerung fast ein Jahrzehnt lang mit Bildern regelrecht „bombardiert“ wurde, wie Meerestiere leiden und sterben, erschienen im Jahr 2019 Veröffentlichungen, bei denen die Zusammensetzung des Mülls analysiert wurde7 : Beim Großteil des Kunststoffes, der herumschwimmt, handelt es sich um Fischereizubehör wie bspw. Netze. Zusätzlich analysierte man die Herkunft des Mülls: Faktisch alles ist asiatisch. Asien kannte lange Zeit keine Müllentsorgung und es deshalb existiert in der Bevölkerung keinerlei Sensibilität für dieses Problem. Die Politik löst also medienwirksam nicht existente Probleme. Denn die Verpackungsentsorgung in Deutschland ist sehr gut geregelt.

Der neben mir liegende Briefumschlag wirbt für Spenden. Er ist mit diversen Plastik„artikeln“ gefüllt – faktisch Plastikmüll. Auf dem Umschlag steht: „Ein hübsches Geschenkset mit Kugelschreiber in einer praktischen Geschenktasche liegt diesem Brief bei!“. Darüber steht: „Ich schätze das außerordentliche Engagement der vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der DLRG. Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident und Schirmherr der DLRG“.

Hauptsache ist somit, dass der Bundestag per Gesetz Plastikstrohhalme verbot. Dies ist ein klassisches Beispiel, wie zielführend deutsche Politik ist. Diese „Pseudolösungen“ (Elektroroller, Strohhalme), tragen nichts zur echten Lösung des Problems bei und behindern diese sogar, indem sie Lösungen vorgaukeln, die keine sind.

Wichtig scheint zu sein, dass medienwirksam agiert wird, ohne dass die Meerestiere etwas davon haben. Aber offiziell setzt man sich, wiederum medienwirksam, für das „Tierwohl“ ein.

Das Verbrennen von (Kunst)stoffen

Kunststoffe zu verbrennen scheint für Umweltschützer wie ein rotes Tuch. So etwas wie Gotteslästerung. Also muss alles recycelt werden. Ein energetisch aufwändiger Vorgang, denn man muss Energie hineinstecken, um Kunststoffe zu recyceln. Bei teuren faserverstärkten Kunststoffen mag es sinnvoll sein, wenn man die Fasern wieder verwenden möchte. Aber ansonsten sind Kunststoffe selbst Energie. Denn sie bestehen nur aus Kohlenwasserstoffen und somit nur aus Erdöl.

Verbrennung ist ein Thema, das uns nachher beim Thema „Energie“ und „Energieversorgung“ einholen wird. Bei der Verbrennung, wie wir sie im Umgangsdeutsch bezeichnen, wird bei Kunststoffen Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O) erzeugt und Luftsauerstoff verbrannt. Es können Nebenprodukte wie bspw. Salzsäure oder andere Produkte wie auch Stickoxide entstehen. Salzsäure kann nur entstehen, wenn der Kunststoff chlorhaltig ist, also beispielsweise bei PVC beziehungsweise Polyvinylchlorid. Heutzutage ist vor jedem Schornstein einer Müllverbrennungsanlage eine ganze Batterie unterschiedlicher Abgasfilter angeordnet. Das ist schon seit 30 Jahren so. Natürlich kann man Schadstoffe in den Abgasen nachweisen. Das ist kein Argument, denn mit heutigen Messmethoden kann man alles nachweisen. Wenn man prüfen würde, was ein Mensch an Abgasen ausatmet, müsste man sie vermutlich allesamt abschalten. Umweltschädlich. Was bei Friedhöfen ein echtes Problem ist, denn Leichen sind Sondermüll. Insbesondere nach einer Krebstherapie oder mit Amalgam aus den Zähnen.

Kunststoffe haben in etwa die Hälfte des Brennwertes von Kohle und Öl pro Kilogramm Gewicht. Man kann in etwa die Hälfte an Energie bei der Verbrennung erzeugen. Der Kohlendioxidausstoß dürfte besser liegen, da Kunststoffe einen höheren Anteil des Elementes Wasserstoff haben und somit bei der Verbrennung pro erzeugte Energie nicht so viel Kohlendioxid, sondern mehr Wasser frei wird. Im Chemieunterricht ist das Stichwort „Stöchiometrisches Verhältnis“. Wasserdampf ist übrigens auch ein Treibhausgas. Das oft unterschlagen wird, da es argumentativ nicht ins Konzept passt.

Natürlich emittieren Müllverbrennungsanlagen Schadstoffe. Man muss natürlich nicht alles verbrennen. Aber es erscheint doch wenig sinnvoll, alles zu recyceln, und dazu Müll ins Ausland zu transportieren.

Alles, was man übertreibt, taugt nichts…

Die Konsequenz

Müll, bei dem Recycling nicht funktioniert, wird mit viel Energie ins Ausland transportiert, um dort zu recyceln. In Deutschland wird viel recycelt. So lebt man in der Deutschland nach dem Prinzip: „Heiliger Sankt Florian – zünd‘ das Haus des anderen an!“ Abstrus an der gesamten Situation ist, dass Deutschland die Mülltrennung nahezu perfekt beherrscht: Weg-getrennt werden vor allem Papier und Kunststoffverpackungen. Der Restmüll, wie bspw. Küchenabfälle, Staubsaugerinhalte und ähnlicher Abfall sind schlecht brennbar. Das führt dazu, dass die letzten Kunststoffabfälle in Länder der Dritten Welt verbracht werden, um sie dort zu sortieren. In den Müllverbrennungsanlagen in Deutschland muss mit Öl oder sonstigen Stoffen die Brennbarkeit des Mülls erhöht werden. Sortenreine Kunststoffe, die nicht der Verpackung dienen, wie bspw. alte Kunststoffeimer, „landen“ im Restmüll.

„Nebeneffekte“

In einem meiner Wohnorte hatte man fünf Container Plastikmüll mit LKWs nach Tschechien „gekarrt“. Weshalb macht man so etwas?

Kunststoffverpackungen sind ein relativ guter Brennstoff. Gleichzeitig ist es verboten, sie zu verbrennen. Der geschäftstüchtige Politiker lässt sich dafür bezahlen, den Kunststoff zu „entsorgen“, indem er mit Diesel zur Erhöhung des Verkehrsinfarktes nach Tschechien gefahren wird, um ihn dort zur Energieerzeugung zu verbrennen. Gleichzeitig erhält der Politiker in Tschechien ein weiteres Salär.

Dieses Thema war noch relativ einfach. Wobei es jährlich mindestens zu einem dreistelligen Millionendefizit Deutschlands beiträgt und zudem Deutschland sich bei den Nachbarstaaten lächerlich macht. Ganz dumm sind diese auch nicht.

Obwohl die Deutschen davon überzeugt sind, dass nur sie den goldenen Weg kennen würden. Nun komplexer:

Deutschlands freier Fall

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