Читать книгу Deutschlands freier Fall - Hermann Rochholz - Страница 3
Einführung
ОглавлениеWie kann man eine Weltuntergangsstimmung verbreiten, wo alles prima läuft und die Quartalszahlen der Bundesregierung regelmäßig einen Überschuss versprechen? Schon die DDR hat nur positive Dinge über ihren Staat verbreitet. Umgekehrt erfuhr man im Westen der Republik hauptsächlich das, was im Osten schieflief. Weswegen soll das heutzutage anders sein? Die meisten Fakten sind frei zugänglich. Allerdings muss man sie interpretieren und in Zusammenhang bringen. Es ist nicht notwendig, viel Neues erzählen. Es war beispielsweise bekannt, dass alleine die Autoindustrie 2019 in Summe mindestens 50.000 Arbeiter in Deutschland entlassen wollte. „Sozialverträglich“ hieß es dann, damit es sich positiv anhört. Aber die Arbeitsplätze sind weg. „Volkswirtschaftserträglich“ ist es nicht. Die Volkswirtschaft muss nämlich das Sozialsystem tragen, das die Arbeitslosen bezahlt. Man muss Informationen kennen, interpretieren, verknüpfen und evtl. vergleichen. Erst dann kann man sie bewerten.
Hellseher bin ich nicht – auch kein Zukunftsforscher. Wenn zwischendurch unter dem Yellowstone-Nationalpark in Kalifornien der Riesenvulkan ausbricht, werden die Vorhersagen, die in diesem Buch gemacht werden, falsch sein. Das ist aber unwahrscheinlich.
Manche Leute meinen zu wissen, wie die Welt in 100 Jahren aussehen wird. Hier schwankt man zwischen Utopie und Dystopie. Zur Zeit, als ich aufwuchs, war eine Utopie das Buch „Die Grundlagen des 21. Jahrhunderts“, der Autor hieß Gustav Schenk. Er extrapolierte die Technik bzw. Physik auf das jetzige Jahrhundert. Der Zugang war ein technisch-physikalischer. Für ihn als Naturwissenschaftler war klar: Die Entwicklung folgt logischen Gesichtspunkten. Was sie damals auch tat.
Vor 40 Jahren gab es noch große Hungersnöte; in den Medien gingen die „Biafra-Kinder“ um die Welt. Das wurde in der Dystopie „Soylent Green“ aufgegriffen, ein Kunstname aus Soja und Linsen – grün eingefärbt. Das war es nicht, sondern Menschenfleisch, wie sich herausstellte. Die Ernährung wird übrigens kein Problem darstellen, da eine kontinuierliche Ertragssteigerung und -sicherung der Nahrungsmittel über die Entwicklung hochspezifischer Hilfsmittel erreicht werden konnte. Das stellt man allerdings in Europa gerade wieder ab.
Der Titel des Buches lautet „Deutschlands freier Fall“. Wenn man vom 30. Stockwerk eines Hochhauses springt, passiert während des Fallens nichts, denn man ist in Schwerelosigkeit. Problematisch wird es beim Aufschlag. Als ich 2013 (2011 war geplant) die Eröffnung des Berliner Flughafens auf 2022/23 voraussagte, erntete ich nur Kopfschütteln. Leider lag ich ziemlich richtig. Wenn 2012 nur 4 % der Mängel abgestellt werden konnten, ist es unrealistisch, die restlichen 96 % 2013 zu schaffen. Mathematik ist reell und hat mit „Pessimismus“ nichts zu tun.
„Die Welt“ titelte Mitte Mai 2019 „Warum die deutschen Untergangspropheten im Unrecht sind“ folgendes „Woher kommt diese Angstlust in Deutschland?“. Der erste Satz des Beitrages ist: „Die Arbeitslosenquote ist so niedrig wie nie...“. Dies ist aber so nicht korrekt: Deutschland hat mehr als die Hälfte der Arbeitslosen in einem Gesetz umbenannt: Alle, die älter als 58 Jahre sind und ein Jahr lang kein Arbeitsangebot mehr bekamen, heißen „Unterbeschäftigte“. Weswegen wurde ein solches Gesetz verabschiedet und weswegen leitet ein Artikel mit einer solchen Information ein? Genau dies zeigt, dass es bergab geht, denn normalerweise sind solche Zahlentricksereien nicht notwendig. In einem gesonderten Kapitel werde ich genau diese Statistik detailliert „aufdröseln“, denn sie zeigt, mit welcher Sorgfalt manipuliert wird. Das scheint Deutschland übrigens am Besten zu beherrschen. Denn auch andere Statistiken zeigen, dass eminent viel Aufwand getrieben wurde, um Zahlen so darzustellen, wie man mit ihnen die optimal-manipulative Wirkung erreicht.
Obige Berichten, die die aktuelle Politik mit „verbogenen Zahlen“ schönreden, wurden kurz vor der Europawahl veröffentlicht. Danach kräht kein Hahn. Im Gegensatz dazu lösen platte Parolen und Pseudobelege in Youtube-Videos („Rezo“) [64] fast eine Regierungskrise aus.
Wenn man Firmeninsolvenzen vorhersagt („Kassandra-Syndrom“) und dies mit Fakten belegt (Millionenverluste verbunden mit technischer Inkompetenz), wird man nicht erst genommen. Ein Freund prophezeite eine andere Firmeninsolvenz mit dem Satz: „Der jettet nur noch mit dem Flugzeug in der Weltgeschichte herum – das kann nicht mehr lange gut gehen“. Der Firmeninhaber erklärte später, „er hätte den falschen Leuten vertraut“. Das hätte ich ihm vorher sagen können – sie kannte ich zum Teil persönlich: Manager, die hohle Luft bliesen.
Deshalb kann man die Zukunft relativ sicher vorhersehen, wenn man sie neutral, kritisch und vorurteilslos zum gegenwärtigen Zeitpunkt betrachtet. Der Realitätssinn der involvierten Personen ändert sich nicht. Daraus kann man schließen, wie es weitergeht. Jetzt fängt dieser Firmeninhaber übrigens noch einmal an und vertraut blind Chinesen. Menschen ändern sich nicht und man kann ihnen offensichtlich nicht helfen.
Bei der Vorhersage einer Firmeninsolvenz einer anderen Firma lag ich falsch (Sie trat 10 Jahre später ein). Sie hatte Millionenbeträge im dreistellige Bereich „versenkt“. Das rächt sich, wenn die Firma nicht „Volkswagen“ heißt. Eine Insolvenz von VW könnte nämlich das Bundesland Niedersachsen in finanzielle Schwierigkeiten bringen, das Aktienpakete hält. Das ist ein ähnliches Risiko wie bei den Banken: Wenn es dieser Firma einmal richtig schlecht ginge, müssten Steuergelder nachgeschossen werden. Wie groß dieses Risiko ist – müsste man abwägen. Bis Dato geht man davon aus, dass so etwas nicht passiert. Was bei den Banken identisch war.
Das „stupid german money“ macht die internationale Runde. Deutschen kann man jeden Schrott verkaufen. Denn wenn der Sachverstand fehlt, muss man sich auf Andere verlassen. Deshalb wird Deutschland auch immer mehr zum Beraterstaat [33]. Dumm ist an der Situation, dass sich Berater verkaufen müssen und in den meisten Fällen (Beratungs)-Ergebnisse liefern, die ein Auftraggeber genau so hören will.
Der „Fall“ schreitet folgendermaßen voran: Europa und Asien tauschen die Plätze. Die Asiaten werden den Europäern vorschreiben, was zu tun ist. Das tun sie schon heute, was jeder bemerkt, aber noch niemand realisiert hat. Deshalb werden auch die asiatischen und europäischen Systeme analysiert. China wird übrigens das zweite Land sein, bei dem Menschen auf dem Mond stehen. Auf der Mondrückseite sind sie bereits mit Robotern gelandet. Das ist ein Novum, denn zur Datenübertragung benötigt man einen Satelliten, der um den Mond kreist.
Fasst man die Erkenntnisse zusammen, erkennt man, dass das System instabil geworden ist. Die lokalen Systeme sind jedoch stabil, sodass der Tausch zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr aufzuhalten ist.
Bei den Fakten greift die deutsche postfaktische und weltfremde Anschauung und die Politik in Verbindung mit der Industrie zum Zwecke des Machterhaltes Hand in Hand. Die Presse lenkt mit pseudokompetenter Berichterstattung den Fokus auf die falschen Dinge. Dies ist offensichtlich die übliche berufliche Verfahrensweise und ein Ausdruck der „Political Correctness“ bzw. „Moral“.
Die Presse muss sich verkaufen, und Probleme verkaufen sich nicht. Dieses Wort darf man sowieso nicht mehr benutzen; es ist ein „No-Go“. Pressestrategie ist es, eine goldene Zukunft vorherzusagen und gleichzeitig empört über die „Idioten“ zu berichten, die dieser goldenen Zukunft entgegenstehen. Damit können sich die Leser „gebildet“ fühlen.
Es folgt eine kurze Analyse der Bildungssysteme. Denn auf qualifizierter Bildung baut der Wohlstand einer Industriegesellschaft auf. Dies scheint noch niemand richtig verstanden zu haben. Obwohl man insbesondere an China erkennt, dass sich deren Wohlstand und die Versorgung mit Nahrungsmitteln trotz des rasanten Bevölkerungsanstieges deutlich durch Bildung verbessert hat. Parallel dazu die Bezüge zu unserem politischen System, der parlamentarischen Demokratie, einer offenen, neutral informierten Gesellschaft und wie Denker unserer Zeit annehmen, dass dies auf Dauer funktionieren würde.
Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte wie in heutigen Tagen häufen sich die Herausforderungen, die sich aus dem technischen und wissenschaftlichen Fortschritt und der damit verbundenen Globalisierung resultieren.
Die Themen sind vielfältig: Es ist die Bildung (dieser Mangel ist ursächlich), die deutschen Umwelt-Vorstellungen (diese werden über die Energiepolitik und die Ernährung Deutschland in größte Schwierigkeiten bringen), das liberale Gutmenschentum (dies spaltet über die Migrationsfrage derzeit die Gesellschaft über den Glaube an die Überlegenheit der eigenen ethischen Ansichten und Wirtschaftskraft). Es greift alles ineinander (ein System) und es ist ein Circulus Vitiosus, ein sich selbst verstärkender, eskalierender Effekt.
Die Themen sind unterschiedlich komplex und so wird mit einem relativ einfachen Thema begonnen, das die Denkweisen und paradoxen Auswirkungen zeigt. Der Deutsche lässt sich gerne jahrelang mit ökologischen Diskussion beschäftigen. Im alten Rom gab es Brot und Spiele, mit dem man die Bevölkerung bei Laune hielt. Der Deutsche ist mit Diskussionen über Dosenpfand, Glyphosat, Bienen, Spritzgifte, Acrylamid und Stickoxiden anspruchsvoller. Trickreich wird es, wenn Windkraftanlagen zuerst als „Retter des Systems“ angepriesen werden, dann aber als Gefahr für Vögel, Fledermäuse und zuletzt Insekten thematisiert werden. Jahrelange Diskussionen sind die Folge. Die perfekte Beschäftigungstherapie.
Auch wenn man in der Schulzeit mit Freude den naturwissenschaftlichen Unterricht so früh wie möglich „abgegeben hat“ will man mitreden und den Unmut über die „Böse Deutsche Industrie“ kundtun. Einige davon sind zwar böse, ohne Frage, aber erfreut über Argumente auf diesem Niveau: Sie kann man leicht „aushebeln“. So erweisen Umweltschützer echten Umweltsündern einen Bärendienst. Nebeneffekt ist, dass es sich bspw. für Bauern nicht mehr lohnt, umweltschützend zu arbeiten: Sie werden sowieso pauschal an den medialen Pranger gestellt.
Die Logik großer Teile der Bevölkerung erscheint bedenklich: Man besticht den Betriebsrat über Damen des Rotlichtmilieus, verkauft Spar-Autos mit Magnesiumheckklappe und Blei an der Hinterachse, betrügt gewerbsmäßig ganze Staaten, lässt bei Serien falsch konstruierter kleiner Motoren, die im Winter kaputtgingen, die komplette deutsche (und nur die deutsche) Kundschaft im Regen stehen und fährt ein volles Jahrzehnt einen Irrweg bei der Dieselmotorentechnologie. Danach bekennt man sich zu 100 % zur Elektromobilität und – schwupps – schon sind es wieder „die Guten“ bzw. die, die alles richtig machen. Das dann, wenn Kfz mit einer elektrischen Leistung von 350 kW geladen werden sollen. Das „schaffen“ selbst die Amerikaner nicht.
Das gibt Deutschland im Ausland der Lächerlichkeit preis. „Baizuo“ („bei-tswaw“) ist der chinesische Spottbegriff für diesen weißen Menschen, der sich in seiner naiven Arroganz moralisch überlegen fühlt.
Hinweise in eigener Sache:
Das Buch behandelt primär nicht das Klima und den Klimawandel. Bei diesem ist sicher, dass der Mensch zumindest beim Verlauf seine Finger im Spiel hat, da er so schnell voranschreitet. Oft wird aber durch die Existenz des Klimawandels nachgewiesen, dass die Energiewende funktionieren wird. Eine Kausalität, also dass die Energiewende funktioniert, nur weil der Klimawandel existiert, ist aber nicht gegeben. Scheinbar geht man naiver Weise davon aus, dass es grundsätzlich für jedes Problem eine Lösung gibt. Das ist gesichert falsch. Zudem kostet Umweltschutz primär Geld und muss mit viel technischem Wissen vorangetrieben werden. „Patentlösungen“ gibt es dies hier keine. In diesem Buch wird man somit naturwissenschaftlich bewertbare Themen finden.
Vermutlich stehen in diesem Buch auch (einige wenige) falsche Fakten. Wenn der Autor wüsste, wo sie sind, würde er sie vermeiden. Dies ist aber kein Beleg dafür, dass in diesem Buch nur Unsinn steht. Wenn man so argumentiere würde, wie es heutzutage gang und gäbe ist, wäre Kant als Philosoph heutzutage verschwunden: Er hatte die Idee, durch das Abdunkeln seines Zimmers Ungeziefer fernzuhalten, das früher in jeder Ritze herumschwirrte. Niemand käme auf die Idee, Kant wegen einer einzigen Fehlbeurteilung zu verurteilen. Zumal er den Kategorischen Imperativ schuf, nach dem wir handeln (vgl. Ref. 123) (möchten).
Wenn beispielsweise von „den Journalisten“ gesprochen wird, meint der Autor den überwiegenden Anteil bzw. den Durchschnitt dieser. Es existieren auch vernünftige. Welche es sind, kann der Leser bewerten, wenn er dieses Buch gelesen hat. Die Welt ist nicht so einfach, wie sie gerne dargestellt wird. Deshalb zunächst einige Kapitel über Strategien, wie man die uns umgebenden Systeme bewerten kann.