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Gifte in der Nahrung

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Irgendwie werden heutzutage permanent in der Nahrung Gifte nachgewiesen. Es muss doch auch ohne gehen, oder?

Klar ist: in Monokulturen können sich Schädlinge und Pilze besser ausbreiten als in der freien Natur. Das ist Statistik – der Weg zur nächsten gleichen Pflanze ist kürzer. Weiterhin müssen sie sich zuverlässig vermehren. Dazu stellen sie sicher, dass ihre Samen reifen. Umgekehrt: Hätten sie diesen Mechanismus nicht, gäbe es diese Pflanzen nicht. Harald Lesch sagt dazu: „Man sollte sich nicht darüber wundern, dass das Katzenfell da seine Löcher hat, wo die Augen angebracht sind“.

Pflanzen haben „eingebaute“ Mechanismen, die Tiere abhalten, die Früchte vorzeitig zu verzehren. Manche Früchte haben harte Schalen. Äpfel haben eine Schale mit einer Wachsschicht.8 Die meisten enthalten aber Giftstoffe, sogenannte „Fraßgifte“.

Der Mensch ersann verschiedene Methoden, die Gifte unschädlich zu machen: Z. B. werden bei der Sauerteigherstellung die Gifte durch Bakterien unschädlich gemacht. Das Wichtigste aber: Kochen!9 Außerdem ist er schlau: Kocht man Bohnen, schüttet die Hausfrau das Einweichwasser weg: damit wird ein Teil der Gifte entsorgt. Sie weiß, dass Bohnen ziemlich giftig sind. Ein weiterer Teil der Gifte wird durchs kochen unschädlich gemacht. An die verbleibenden Gifte hat sich der Mensch im Laufe der Evolution gewöhnt.

Natürlich vertragen unterschiedliche Völker unterschiedlich viele Gifte. Es gibt sogar Leute, die sich nicht an rohen Bohnen vergiften. Sie benötigen dazu einen Gendefekt und essen diese Bohnensorte, um Krankheiten vorzubeugen, die in den Tropen vorkommen. Dabei gibt es auch Personen, die durch diese Bohnen sterben. Vielleicht wären sie schon viel früher durch die Tropenkrankheit gestorben. Das ist ein reiner Optimierungsprozess, der sich das kleinste Übel aussucht.

Dann begann der Mensch, Pflanzen zu züchten. Das machte er, um den Ertrag zu erhöhen, aber auch, um die Gifte herauszuzüchten, die in den Pflanzen sind, damit sie nicht gefressen werden. Diesen Schutz übernahm dann der Mensch. Man weiß bei Gurken, dass man die bitteren Enden wegschneiden soll. Dasselbe gilt für Zucchini. Bitterstoffe zeigen, dass die Stellen giftig sind: Ein Hobbyzüchter hat sich vor einigen Jahren mit einer selbst gezüchtete Zucchini umgebracht: Die Ehefrau weigerte sich, die bittere Suppe zu essen und überlebte. Deshalb gibt es auch die Regelungen über das Saatgut. Wenn hier giftige Sorten entstehen, kann das böse enden, wie der Hobbygärtner im Selbstversuch demonstrierte. Der Fall ging durch die Presse, leider nicht, was er bedeuteten kann und wie der Zusammenhang zum modernen System ist.

Der Mensch empfindet den Geschmack genau deswegen als „bitter“ beziehungsweise unangenehm, da die Evolution es so eingerichtet hat, dass der Mensch im Lebenskampf gegenüber Giftstoffen überleben soll. Wenn er nämlich Gifte als süß wahrnehmen würde, wäre er längst ausgestorben. Grundsätzlich käme zudem nie ein Tier auf die Idee zu sagen: „Ich fresse das jetzt, weil es besonders grässlich schmeckt, damit ich gesund werde.“ Da sind Tiere klüger als Menschen.

Was nicht heißen soll, dass manchmal das System überreguliert. Zunächst geben sich auch Gutachter und Leute, die Regeln verfassen, auf die sichere Seite. Denn sie wissen, was passiert, wenn man die Vorgaben nicht korrekt verfasst. Ich verweise auf die giftige Zucchini.

Nun gibt es die Auffassung, dass Gifte, wie sie die Bauern einsetzen, schlimm sind und man auf Gifte komplett verzichten muss. Wie sollen sich Pflanzen gegen Fraßfeinde „verteidigen“? Dies ist insbesondere deshalb nicht möglich, da die Fraßgifte herausgezüchtet wurden. Von dieser Seite her ist der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden notwendig. Über moderne Technik, also Wettervorhersagen oder sonstige Methoden, kann man den Einsatz der Gifte minimieren. Pflanzen haben diese Möglichkeit nicht; sie müssen die Gifte permanent mitschleppen, da sie keinen Wettervorhersagecomputer eingebaut haben.

Religiöse Züge nimmt es an, wenn Leute „nur natürliche Gifte“ einsetzen wollen. Sie meinen, dass Gifte, die man „natürlich“ gewinnt, unschädlicher seien als dieselben Gifte, die man aus Erdöl hergestellt.

Hier merkt man, dass die Schiene der Kausalität verlassen wird und Dämonen und Götter wieder Einzug in die Moderne gefunden haben. Postfaktisch eben. Giordano Bruno hätte sich wohl nie gedacht, dass er 420 Jahre nach seiner Verbrennung auf dem Scheiterhaufen von einigen Leuten genauso verbrannt worden wäre, um ihre Religionen auszuleben.

Schädigend für die Gesellschaft wird dieser Unsinn, wenn sich diese Leute gegenseitig an die Gurgel gehen: Normale Leute argumentieren nach dem Stand der geltenden Naturwissenschaft und Technik (der sich auch ändern kann, aber nur innerhalb geltender Naturgesetze), die anderen nach dem Stand ihrer religiösen Überzeugung. Jeder will dem Anderen nur diskreditieren. Da geben sich beide Lager nichts.

Bei den Kreuzzügen wurde im Namen des christlichen Glaubens gebrandschatzt, gemordet und vergewaltigt. Das soll nicht bedeuten, dass andere Religionen besser sind. Genauso, wie sich alle Religionen irgendwann erledigt haben. Nein – bei unserer, die wir jetzt haben, „passiert“ das natürlich nicht…

Deutschlands freier Fall

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