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Statistische Fehler und statistischer Missbrauch

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Statistik liefert nur valide Ergebnisse, wenn sie keinen systematischen Fehler und keine falsche Grundannahme enthält. Das wiederum bezieht sich auf die „selbst gefälschten Statistiken“ (vgl. voriges Kapitel).

Damit ist durch Statistik Tür und Tor für Manipulationen geöffnet: Wenn man eine Kleinigkeit falsch annimmt, ist die Statistik falsch. Wenn man sie vorsätzlich falsch ansetzt, kann man mittels Statistik nahezu jedes beliebige Ergebnis „erzeugen“.

Vor ca. 7 Jahren wurde ein Artikel veröffentlicht, der berichtete, dass sich bei TÜV-Inspektionen der Anteil der „gravierenden Mängel“ an Kfz drastisch erhöht hätte. Ein Aufschrei ging durch die Automobilwelt. Bei solchen Pressemeldungen sollte man aufhorchen, denn wenn über Jahrzehnte 1/4 der Autos „gravierende Mängel hatten und im Jahr später 1/3 (dies sind theoretisierte Zahlen), dann entspräche dies einer Erhöhung von 32 %. Schon das ist statistisch unwahrscheinlich. Die „Ursache“ war an anderer Stelle: Der TÜV unterschied vorher zwischen „Mangel“ und „gravierendem Mangel“. Eine neue Regelung besagte, dass alle Mängel, die der TÜV feststellt, „gravierende Mängel“ seien.

Bei der Bahn gibt es Anweisungen, schnelle Züge gegenüber Pendlerzügen zu priorisieren. Damit werden ICEs in der Statistik pünktlicher, Pendlerzüge werden nicht von der Presse thematisiert. So etwas muss man wissen. Man erfährt es vom „kleinen“ Bahnbeamten. Vermutlich ist das Gehalt des Bahnvorstandes mit der Pünktlichkeit der ICEs verknüpft: Im Vertrag steht dann beispielsweise eine Klausel, dass jedes Prozent Unpünktlichkeit der ICE ½ Mio. Jahresgehalt bzw. Boni kostet. Damit werden ICEs pünktlicher.

Etwas Aktuelles [76]? Die Tagesschau (ARD) berichtet Mitte April im „Corona-Live-Blog“ über „überdurchschnittlich viele Todesfälle in Deutschland“. Sie vergleichen den Durchschnitt der letzten fünf Jahre mit dem Jahr 2020. Als Beleg werteten sie Daten zwischen dem 23. März und dem 12. April aus. Richtig: die Sterblichkeitsrate ist in diesem Zeitraum höher als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Heißt das zwangsläufig, dass die Sterblichkeitsrate in Deutschland durch Corona höher ist? Umgekehrt: kann man auch mit korrekten Statistiken manipulieren? Selbstverständlich. Man muss sich nur den richtigen Zeitraum aussuchen: Vor dem 23. März war die Sterblichkeitsrate 2020 geringer. Wenn man diese vom 1. Januar bis zum 12. April betrachtet (der 1. Januar ist natürlich auch beliebig), so starben bis zum 12. April 8300 Personen weniger(!) als im Durchschnitt der Jahre zuvor.3 In einem ganz normalen Jahr sterben in Deutschland ziemlich genau 1 Mio. Menschen. Anfang Juni sind es weniger als 9000 Tote, die durch oder mit Corona starben, also weniger als 1 % bzw. weniger, als in 2 Tagen ganz normal sterben. Damit lässt sich keine valide statistische Aussage treffen.

Die Presse berichtet weiterhin, dass im Juni 2020 ein hoher Anteil des Stroms durch erneuerbare Energien gedeckt wurde. In Corona-Zeiten ist der Stromverbrauch zurückgegangen. Da muss es nicht verwundern, wenn der Anteil der erneuerbaren Energien steigt.

Über „besonders empfindliche“ medizinischen Nachweismethoden mit einer „hohen Trefferquote“ wird berichtet. Das Problem liegt bei den „falsch Positiven“: Da sie „besonders empfindlich sind“, treffen sie auch bei besonders vielen, bei denen sie gar nicht treffen dürften. Überspitzt erklärt: Würde die Nachweismethode alle überprüften Personen als „positiv“ identifizieren, hätte sie eine Trefferrate von 100 %. Dies nutzt aber wenig, denn in diesem Fall hätte sie Niemand als „negativ“ identifiziert.

Ein weiteres Beispiel sind die bereits erwähnten Arbeitslosenstatistiken. Wie genau dies gehandhabt wird, ist ab Ref. 153 gezeigt.

Mit Einzelfällen ist grundsätzlich kein positiver Beweis möglich. Beispielsweise werden in Talkrunden Jugendliche vorgestellt, die nie die Schule besuchten, aber dennoch ihren Weg fanden. Daraus kann geschlossen werden, dass so etwas funktionieren kann. Mehr nicht. Wenn man in die Talkshow die 100 Personen einladen würde, die nie die Schule besuchten und dadurch bspw. an der Nadel hängen oder sich als Kleinkriminelle durchs Leben schlagen, würde sofort klar, dass hier statistisch manipuliert wird. Schüler nehmen solche Beiträge dankend entgegen. Deren naheliegende Interpretation ist: „Schule ist überflüssig“. Die Bildung einer Schule würden sie aber benötigen, um festzustellen, dass sie gerade übel manipuliert werden.

Klar ist, dass ein Schulsystem nicht für jeden Schüler ideal sein kann. Es soll den meisten Schülern zu einer guten Bildung verhelfen. Ein Kompromiss. Auch dies ist eigentlich Statistik.

Statistische Manipulationen treffen leider auf immer mehr Veröffentlichungen in der Wissenschaft zu, bei denen man Ergebnisse nur teilweise bewerten kann und die weiterhin Mode darstellen oder die insbesondere der Political Correctness widersprechen: Hier sind Ernährungswissenschaft zu nennen, aber auch Publikationen über Umweltgifte und Genderuntersuchungen sind betroffen. Bisweilen sind die Untersuchungen sogar „sauber“, aber die Resultate sind in einer Weise formuliert, wie es gewünscht ist. Sonst werden Instituten Gelder gestrichen. Die Forschung an Universitäten ist nicht mehr frei, denn sie müssen sich immer mehr selbst finanzieren. Durch die Abhängigkeit von Firmen müssen sie „passende“ Ergebnisse liefern. Politisch nicht korrekte Resultate werden zum Teil gar nicht veröffentlicht, da die Gutachter der Fachzeitschriften deren Veröffentlichung nicht genehmigen oder anderweitig verhindern. Hier stehen diverse indirekte Methoden zur Verfügung.

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