Читать книгу Bibel, Blech und Gottvertrauen - Hildi Hari-Wäfler - Страница 19

Dienst zu zweit

Оглавление

Für mich war diese Zeit in St. Aubin wunderschön, vor allem, weil unser Hochzeitstag immer näher rückte. Meine Gedanken weilten sehr oft bei meinem Bräutigam. Wie hätte es anders sein können? Das lange Warten auf ihn wurde langsam zur Zerreißprobe. Vorher gab es allerdings noch einige Hürden zu nehmen. So wartete ich immer noch auf die Bewilligung zum Heiraten. Auch musste noch ein ärztliches Gutachten eingeholt werden. Und dann kam plötzlich vom Divisionshauptquartier in Neuenburg die schriftliche Aufforderung, ich solle meinen Dienstort wechseln. Dieser Marschbefehl erklärte weder, wohin es für mich gehen sollte, noch nahm er irgendwie Bezug auf meine persönliche Situation. Solch ein Marschbefehl war damals nichts Außergewöhnliches. Er konnte jederzeit eintreffen, und erst nach einer Woche wussten alle, die davon betroffen waren, wohin es eigentlich gehen würde. Meine Majorin jedoch reagierte energisch. Sie telefonierte mit ihrem Chef und stellte klar: „Ich gebe meine Leutnantin nur her, wenn es ums Heiraten geht, sonst nicht. Ich lasse es nicht zu, dass sie woanders eingesetzt wird.“ Und ihr Chef, Oberst Bordas, gab ihr Recht: „Da bin ich ganz einverstanden mit Ihnen, Majorin. Ist denn die Erlaubnis zur Heirat noch nicht eingetroffen? Ich dachte, das sei geregelt. Ich werde die Sache in die Hand nehmen.“ Von ihm veranlasst, kam nun Bewegung ins Hauptquartier in Bern. Im Handumdrehen hatte ich das erwartete Schreiben in Händen. Nun stand fest, dass der lang ersehnte Tag unserer Hochzeit der 24. November 1962 sein würde.

Jetzt konnten Peter und ich uns konkret darauf einstellen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass wir in den ersten drei Jahren nach unserem Dienstbeginn jeden Monat eine schriftliche Aufgabe zu erledigen hatten. Als Ehepaar würden wir uns diese Arbeit später aufteilen – mal der eine, mal der andere. Aber bis dahin musste ich mich noch alleine damit auseinandersetzen; zum Beispiel mit den Fragen der Juden in der Babylonischen Gefangenschaft. Von ihnen ist in der Bibel zu lesen, dass sie an den Flüssen Babylons – im heutigen Irak – saßen und vor lauter Heimweh weinten, wenn sie an ihre Heimat Jerusalem dachten. Ihre Harfen hatten sie in die Zweige der Pappeln gehängt, weil es ihnen absolut nicht zum Singen und Spielen zumute war (siehe Palm 137). Diese traurigen Themen mischten sich nun in meine hochzeitliche Stimmung. Wie sollte es mir gelingen, beides in Einklang zu bringen? Schlussendlich kam ich doch zum Ziel. Der Abschied von St. Aubin geschah mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wobei das lachende Auge überwog.

Bibel, Blech und Gottvertrauen

Подняться наверх