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Bern – ein neuer Weg Ankunft in Bern
ОглавлениеEs war ein schöner Augustabend im Jahr 1960, als wir mit dem alten VW Käfer in der Muristraße in Bern eintrafen. Zu dritt waren wir an diesem Tag aus Adelboden aufgebrochen, und dank Peters Aufmerksamkeit hatten wir auch die kleine Autopanne gut überstanden. Wir, das waren eine junge Frau aus Peters Nachbarschaft in Adelboden, mein Verlobter, Peter, und ich. Gemeinsam würden wir die nächsten neun Monate in der Offiziersschule der Heilsarmee verbringen. So genau konnten wir uns noch nicht vorstellen, was auf uns wartete. In Bern wurden wir von den Leitern und den Verantwortlichen der Schule herzlich begrüßt und aufgenommen. Damit traten wir schlagartig in eine völlig neue Welt ein. Von Stund an wurde ich zur Kadettin Wäfler, Peter zum Kadett Hari. Für mich blieb er glücklicherweise mein Peter. Kein Wunder, dass ich mich an die neue Anrede zuerst gewöhnen musste und nicht immer spontan reagierte, wenn nach mir gerufen wurde.
Das mir zugewiesene Zimmer war um einiges größer als mein sehr kleines, eigenes in Adelboden, doch musste ich es mit zwei anderen Frauen teilen. Da hatte sich eine junge, lustige Wienerin, noch nicht 20, auf ihrem Bett an der linken Wand niedergelassen und führte darauf hie und da ihre Kopfstände aus, um zu etwas Bewegung zu kommen. Eine schon etwas reifere, eher reserviert wirkende, französisch sprechende Frau um die 30 hatte auf der Gegenseite ihr Revier bezogen. Und ich, die 25-jährige Berner Oberländerin erhielt einen Platz in der Mitte. Allerdings nur während der Nacht. Mein Bett zog ich jeden Abend unter einem anderen hervor und stellte es auf die Beine. Meistens war jemand da, um mir dabei zu helfen. Tagsüber blieb mir eine Ecke des Tisches, ein Stuhl zum Sitzen – wenn er nicht gerade besetzt war –, und natürlich etwas Platz im Kleiderschrank. Das alles änderte sich nach Ablauf weniger Monate. Zunächst konnte ich in ein Zweierzimmer ziehen, und später durfte ich sogar alleine in einem Zimmer im Dachstock wohnen. Das war schon fast Luxus und mutete paradiesisch an. Das Zimmer trug ja auch den Namen „Paradies“.
Mit Peter an Hildis 26. Geburtstag in der Offiziersschule.