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08: Die bewachte Bettdecke:

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Es ist in manchen Haushalten üblich nach dem Aufstehen, die Bettdecken zum Lüften, teilweise aus dem Fenster, oder über das Balkongeländer zu hängen. Als ich im Herbst, morgens an einem Haus, mit einem niedrigen Balkon vorüberkomme, scheinen die Bewohner bereits die Wohnung verlassen zu haben, denn es brennt kein Licht. Der Aufbruch scheint auch etwas eilig gewesen zu sein, denn zwei weiße Bettdecken hängen immer noch über dem niedrigen Balkongeländer und sind nicht ins Zimmer zurückgelegt worden. Eine der Bettdecken hat so herrliche Fransen auf dem Baumwollüberzug und die bewegen sich im leichten Wind.

Zuerst will ich daran vorbeilaufen, aber mit den wehenden Fransen kann man bestimmt ein spaßiges Spiel treiben. Zunächst versuche ich mit einer Pfote einige wehende Fransen zu erwischen, die sind aber zu weit vom Boden entfernt. Also auf beide Hinterbeine stellen und beide Pfoten nach oben krallen. Nur den äußerste Rand einiger Fransen kann ich damit leicht berühren. Jedoch nach dem Hochspringen und dem Festkrallen an der Bettdecke, ist ein optimaler Haltekontakt hergestellt. Ich hänge jetzt ganz an der Bettdecke und durch meinen heftigen Absprung habe ich auch die Bettdecke stärker in Bewegung gesetzt und so schaukele ich mit der Bettdecke einige Zeit hin und her. Als dann die Schaukelbewegungen nachlassen, löse ich mich und springe erneut hoch, damit die nächsten Schwebevorgänge umgesetzt werden können. Hinwippen, zurück schwingen, das macht einen Heidenspaß. Ich schwinge hin und her, fast könnte man meinen Tarzan würde sich auf Lianen durch den Dschungel fortbewegen. Eine weiße Bettdecke, mit einem daran schwingenden, schwarzen Maine Coon Kater, wie toll ist das denn? Ein eindrucksvolles Bild: Schweben, gleiten, wie ein Pendel in der Uhr schwingen, die Geschwindigkeit ist berauschend und immer rasantere Amplituden machen mir sichtlich Freude. Irgendwann einmal scheine ich aber doch mit zu viel Schwung zu agieren, oder die Bettdecke ist einfach nicht fest genug aufgehängt worden. Sei es wie es will: Die Fransen-Bettdecke löst sich komplett und fällt mit mir nach unten. Ich löse meine Krallen sofort aus dem Stoff und komme ohne Probleme auf dem Boden an. Nur wenige Schritte von mir entfernt liegt jetzt auch die Bettdecke auf dem Boden. Jetzt steigt auch ein angenehmer Geruch aus dem Bettutensil heraus. Die Besitzerin dieser Bettdecke benutzt ein feines, zurückhaltendes, wohlriechendes Parfüm. Ich überlege die weiteren Schritte: Die Wohnungsinhaber scheinen nicht da zu sein. Die Bettdecke kann ich aber ganz ohne Bewachung auch nicht auf dem Boden liegen lassen, denn bestimmt wird sie dann gestohlen. Etwas müde bin ich auch. Als Quintessenz dieser Überlegungen habe ich mich dann auf der am Boden liegenden Bettdecke eingekuschelt und geschlafen. Sollte wirklich jemand versuchen sich die Decke anzueignen, werde ich das zu verhindern wissen. Meine Müdigkeit und der vorteilhafte Geruch auf der Decke führen dazu, dass ich schon nach kurzer Zeit eingeschlafen bin. Erst am späten Nachmittag ist dann die Wohnungsinhaberin mit einem Auto angekommen. Statt mich sanft zu wecken und dann die Decke wieder an sich zu nehmen, hat sie zuerst ein Foto mit mir und der Bettdecke gemacht und sofort, unerlaubterweise, im Netz verbreitet. Danach werkelt sie in ihrer Einkaufstasche herum und holt ein Stück geräucherten Heilbutt heraus, den sie mir vor die Nase hält. Das Wasser ist mir im Munde zusammengeflossen und die nahe Anwesenheit eines Menschen hat mich aus dem Schlaf gerissen. Hellwach überlege ich mir das Tauschangebot: Eine Bettdecke, die mir nicht gehört und die ich mir kurzfristig als Unterlage für meine Bewachertätigkeit ausgeliehen habe, gegen ein bestimmt wohlschmeckendes Stück Heilbutt. Der Austausch für meine kostbare Liegestätte hat dann rasch stattgefunden: Ehemals weiße Bettdecke gegen das Stück Fisch. Wie sie meine Haare aus dem Überzug bekommen hat ist mir nicht bekannt, aber vielleicht hat sie die auch drinnen gelassen, weil auch Katzen einen feinen Eigengeruch haben, der äußerst inspirierend für Menschen sein kann.

Conn: Happy Years

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