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10: Mein Geschenk? Sorry!

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Meine Mitbewohner Martina und Manfred sind während der Woche oft den ganzen Tag nicht anwesend, weil sie – und nun wörtlich – zu ihrer „verdammten, unmenschlichen Maloche gehen müssen, um ihre Kohlen zu verdienen“. Was mich immer wieder erstaunt ist die Tatsache, dass wir weder im Keller, noch in einem der anderen Zimmer im Haus, Kohlen jemals gelagert hatten. Also entweder bekommen sie diese „Kohlen“ erst in ein paar Jahren, oder sie leisten so schlechte Arbeit, dass sie eben keine Kohlen dafür erhalten. Erstaunlich ist zudem die Tatsache, dass wir unsere Heizung mit Gas betreiben und keine Kohleöfen für ein solches Brandmaterial vorhanden wären. Vielleicht macht die „verfluchte Schinderei“ auch so viel Spaß, dass die beiden die Kohlen die sie dafür erhalten komplett jeden Monat einem gemeinnützigen Zweck, beispielsweise dem Finanzamt oder einem der unterbezahlten Berufspolitiker spenden?

Egal wie dem auch sei, auf jeden Fall sind sie oft tagsüber überhaupt nicht anwesend und so muss ich das harte Dasein eines „Schlüsselkaters“ (bei Menschen wird das als Schlüsselkind bezeichnet) fristen. Mein Hausschlüssel ist in Form der Katzenklappe vorhanden und so kann ich Tag und Nacht meinen Aufgaben und Interessen nachgehen. Vielleicht hat Martina wegen ihrer langen Abwesenheit ein schlechtes Gewissen bekommen und hat mir deshalb, an diesem morgen, vor ihrem Weggang zugeflüstert, dass sie ein besonderes Geschenk für mich hat. Sie hat es aber jetzt versteckt und ich soll es erst am Abend erhalten, wenn sie von der Arbeit und den Einkäufen zurückkommt.

Ein Starkregen im Freien bringt mich zu dem Entschluss erst später meinen Tagesgeschäften nachzugehen. Die dadurch freigewordene Zeit will ich dafür verwenden mein versprochenes Geschenk zu suchen. Nicht etwa das Katzen besonders neugierig wären, - Gott bewahre -, aber wir wollen halt einfach nur alles wissen. So öffne ich die Schranktüren in der Küche, im Bad, in Schlaf- und im Wohnzimmer, durchstöbere die Fächer der Garderobe und des Arbeitszimmers.

In einem Schrankfach, im Wohnzimmer, finde ich dann eine Tüte mit einem großen Knäuel Angorawolle. Das muss mein Geschenk sein. Also Tüte herausziehen und den Knäuel heraus pulen. Ganz sanfte Wolle, reinweiß, anschmiegsam und selbst die Berührung hinterlässt ein wohliges Gefühl. Ich bin zwar kein Katzenbaby mehr, aber das spielen mit Wollknäuel hat mir immer Freude bereitet und dass Martina daran gedacht ist, ist mehr als lobenswert. So beginne ich mit dem runden Spielzeug herumzutollen. Erst wird die ganze Kugel durch die Räumlichkeiten vor mir hergetrieben, eingefangen und erneut auf die Reise geschickt. Nach einigen Minuten erwacht dann der Forscher in mir und ich will sehen wie die Angorawollkugel die Treppe herunterkullert. Also die Wolle zwischen die Zähne nehmen, die Treppe hoch und von dort herunterrollen lassen. Leider hüpft sie nicht so kräftig von den Stufen ab, wie ich das gehofft hatte. Die Wolle dämpft den Aufschlag und deshalb bleibt die Kugel auf halber Treppenhöhe liegen. Deshalb mit der Pfote eine kräftige Wischbewegung ausführen und die Kugel schießt über die Treppenstufen hinweg. Sie kullert unter das offene Regal für die Hausschuhe. Von dort fische ich sie jetzt wieder heraus und aus dem ehemals reinweißen Angoraspielzeug, ist eine graue, staubbehaftete Kugel entstanden.

Ich finde Martina und Manfred sollten mal wieder unter dem Regal Staub wischen, damit meine Geschenke nicht so dreckig werden können! Doch dann spiele ich weiter mit der Wolle: Hochwerfen und vor der Landung auf dem Boden, mit der Pfote, einen kräftigen Hieb geben, damit die Wollkugel weiterfliegen kann. Ganz nettes Spielzeug muss ich zugeben. Nur so ganz stabil ist das ganze nicht, denn allmählich löst sich die Kugel auf und es hängt bereits ein langer Wollfaden heraus. Mal sehen wie lange so ein Faden ist. Deshalb habe ich die Kugel ins erste Geschoss, ins Bad getragen und dann den losen Faden, mit einer Dose von Martinas Schminkutensilien, die auf dem Frisiertisch stehen, beschwert. Jetzt die Rolle nach vorn treiben und die Fadenlänge dadurch immer weiter steigern. An der obersten Treppenstufe habe ich dann einen heftigen Schlag auf die Restkugel ausgeführt, damit sich möglichst schnell alles aufgedröselt. Möglicherweise war meine Schlagkraft für das Restbündel doch etwas zu stark, denn ich höre aus dem Bad ein klapperndes Geräusch. Natürlich habe ich nachgesehen was passiert ist. Das Fenster ist einen Spalt weit geöffnet und eine weiß-rosa Wolke mit Gesichtspuder, wabbert mir entgegen.

Durch die heftige Vorwärtsbewegung der Kugel, hat auch der Faden unter der Dose einen guten Impuls erhalten und die Dose mit nach vorn, vom Tisch gezogen. Diese wiederum ist dann auf den Boden geknallt und scheint auch nicht richtig verschlossen gewesen zu sein, denn die rosa Pulverwolke ist jetzt im Umlauf, und hüllt das ganze Bad ein. Ups, sorry, aber die Dose wollte ich wirklich nicht vom Tisch ziehen und eine solche Sauerei anrichten. Teile der Angorawolle haben sich ebenfalls farbig eingefärbt und vom Spiegel, bis zum letzten Winkel im Bad scheint eine dünne Pulverschicht vorhanden zu sein. Bevor ich zu viel, schädlichen Pulverstaub einatme und Husten muss, bin ich die Treppenstufen heruntergegangen. Die Wolke, scheint mich wegen des Fensterspalts im Bad, zu verfolgen. Währenddessen liegt der Angorafaden vom Bad, bis in den Flur ausgebreitet. Als ich wieder hinter mich blicke, sehe ich die sanfte, rosa Wolke, die offensichtlich Zimmer nach Zimmer in Besitz nimmt.

Ich denke genug gespielt für heute und trete durch die Katzenklappe ins Freie, um wieder frische Luft zu bekommen. Bei aller Begeisterung für Martinas Idee mir eine solche Angorawollkugel mitzubringen, vielleicht bin ich mittlerweile doch etwas zu alt dafür. Zudem sollte sich das Knäuel auch nicht so leicht abrollen lassen. Ich bin dann in mein Geheimversteck in einem Gartenhaus, eines verlassenen Hauses in der Nähe gegangen und für zwei Tage dort geblieben, denn Martina wird bestimmt diese Zeit benötigen um alles wieder besenrein zu bekommen. Während dieser Zeit möchte ich ihr lieber nicht im Wege stehen.

Erst Tage später habe ich erfahren, dass die Überraschung für mich nur eine Spielzeugmaus gewesen wäre, die sie mir gekauft hatte. Was soll ich denn mit einer Spielzeugmaus anfangen? Außerdem riecht die nach Chemie und nach dem Öl, das für die Aufziehautomatik benötigt wird. Wer will denn so ein unappetitliches Spielzeug in seinen Mund nehmen? Ich jedenfalls eindeutig nicht! Mit der teueren und kostbaren Angorawolle wollte sich Martina ursprünglich einen tollen Pullover stricken. Die Zeit dafür hat sie sich nun gespart, denn die Wolle war nicht mehr verwendbar und wurde fortgeworfen. Ich kann nur sagen: „Sorry, dass ich das falsche Geschenk genommen habe. Aber wesentlich mehr Spaß als mit der Spielzeugmaus habe ich auf jeden Fall gehabt“. Schnurr, miau. Als Martina anderen Leuten von meinem ungeplanten Streich erzählt hat, haben alle herzlich gelacht. Bis auf Martina, die das gar nicht lustig fand. Manchmal hat Martina einfach keinen Humor.

Conn: Happy Years

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