Читать книгу Zerrissen - I. Tame - Страница 25
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Nach dem gemeinsamen Abendessen, bei dem Keno von Lin und seinem anschließenden Ausraster erzählte, schlagen John und Keno erneut ihr Lager in der Fernsehecke auf. Der Boden vor der Couch ist mit dicken Kissen gepolstert und sie fläzen sich dazwischen. Keno liegt mit dem Kopf auf John’s Bauch und dieser krault ihm durch die lange Mähne. Wohlig seufzt Keno auf, bevor er sich entschließt, weiter zu erzählen. Dabei starrt er auf einen Punkt irgendwo an der Wand hinter dem großen Fernseher.
„Ja“, fährt er leise fort, „das war eine Strafe, die sich sehen lassen konnte. Er hat mich geschlagen, bis er keine Kraft mehr hatte; mit allem, was er in die Finger bekam. Schließlich kam die Chefin dazu und hat veranlasst, dass er festgehalten und weggezerrt wurde. Ich weiß nicht … ich glaube … mein Hals war irgendwann so wund vom Schreien, dass kein Ton mehr über meine Lippen kam.“
Keno seufzt tief. „Und diesmal gab’s keine Schmerzmittel und keine Spritzen. Ich war ein wandelndes Hämatom. Mein Rücken, meine Arme, mein Arsch, meine Beine. Es sah fast witzig aus, weil ich vorne keine Schramme hatte. Doch das hat sich bald geändert. Am nächsten Tag ließ er mich mit den Armen über Kopf festbinden und dann kam meine Vorderseite dran. Er war wirklich ein Könner. Er hat mich gepeitscht, dass es wie die Hölle geschmerzt hat. Doch kein Spritzer Blut lief an mir runter.“
Keno wischt seine schweißnassen Hände an seiner Jogginghose ab. „Tagelang haben sie mich bestraft. George war zwischendurch auch dabei. „Du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann nehm‘ ich dich mit“, hat er mir immer wieder zugeflüstert.“ Keno’s Stimme verliert an Kraft.
„Los! Fleh‘ mich an! Sag‘, dass du mich liebst.“ Immer und immer wieder hat er mir zugesetzt. Und weil ich mich weigerte, hat er sich mit den anderen an mir vergangen.“
Ein tiefes Schluchzen schüttelt Keno’s Körper. Er verbirgt das Gesicht vor Scham in seinen Händen. John beugt sich schnell zu ihm runter und nimmt dessen Hände sanft in seine. Während er sie zärtlich streichelt küsst er Keno’s Tränen weg. Leise redet er ihm zu, bis Keno sich soweit beruhigt, dass er weiter erzählen kann.
John drückt Keno ein Taschentuch in die Hand und nachdem dieser sich die Nase geputzt hat, redet er langsam weiter.
„Na ja, irgendwann war auch das vorbei. Sie gaben mir ein paar Tage, um halbwegs wieder auf die Beine zu kommen. Doch dann …“
Keno’s Atem geht immer tiefer. „Dann … kam der Tag der Abrechnung.“ Ein heiseres Räuspern schließt seinen Satz ab.