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(Rückblick – Keno‘s Geheimnis)

George Garland liebte seinen Sohn seit dessen Geburt. Er liebte ihn mehr als seine Frau, seine Tochter oder irgendeinen anderen Menschen auf dieser Welt. Wenn man ihn gefragt hätte, hätte er seine krankhafte Fixierung auf seinen Sohn John sicher selbst nicht erklären können.

Er beobachtete ihn heimlich, fotografierte ihn, filmte ihn und belauschte ihn. Nichts – rein gar nichts – blieb George Garland verborgen. Er hatte das Zimmer seines Sohnes verwanzt und mit Minikameras gespickt. Bewegungsmelder ließen diese Meisterwerke der Spionagekunst automatisch starten, sobald John sein Zimmer betrat. Natürlich wurden auch sämtliche Bäder und WC’s damit ausgestattet. Ein kleines Team von verschwiegenen Detektiven beobachtete jeden seiner Schritte.

George Garland ahnte vermutlich bereits einige Zeit vor seinem Sohn von dessen Homosexualität. Nicht, dass er diese Tatsache in irgendeiner Form verurteilen würde. Nein! Alles, was seinen Sohn betraf, war für George Garland rein – so unbefleckt wie das gesegnete Wasser in einem Taufbecken.

Niemals kam er auf die Idee, Hand an seinen Sohn zu legen. Da konnte er sich noch so oft bei dem einen oder anderen seiner Überwachungsfilmchen einen runter holen. Sein John war für ihn tabu.

Wenn er beobachtete, wie John sich unter der Dusche selbst befriedigte, hatte George kaum Zeit, den Reißverschluss seiner Hose zu öffnen – so sehr erregte ihn der Anblick dieses schönen Körpers. Sein Sohn war einfach perfekt. Und er würde alles von seinem Vater erhalten, was er sich in diesem Leben nur wünschen konnte.

Der einzige kleine Schwachpunkt – in George’s Augen – war John’s gutes Herz. Sein Mitgefühl. Doch darüber konnte er großzügig hinweg sehen. Diese kleinen Schwächen ließen George lächeln und gütig den Kopf zur Seite legen, wenn er beobachtete, wie John sich wieder mal für die Interessen anderer Leute einsetzte.

George’s Interessensschwerpunkt änderte sich erst, als John sich richtig verknallte. Und als er begann, seinen neuen ‚besten‘ Freund mit nach Hause zu bringen. Keno! George war begeistert!

Dieser Junge war der dunkle Gegenpart seines Engels. Er war körperlich schon durch einige Höllentäler gegangen. Das wusste George durch seine Nachforschungen, die er selbstverständlich angestellt hatte. Keno ergänzte John auf eine Art und Weise, die George faszinierte.

Leider waren beide doch recht gehemmt und wenn sie alleine in John’s Zimmer waren, trauten sie sich nicht, über eine intensivere Knutscherei hinaus zu gehen.

Auch wenn George dafür sorgte, dass die restliche Familie unterwegs war, sobald die beiden zu Hause waren, änderte das wenig an ihrem Verhalten. Sie waren schüchtern. Mein Gott, sie waren Jungfrauen!! George lief bei dem Gedanken förmlich das Wasser im Mund zusammen. Das musste er einfach filmen. Diese beiden jungen Hengste, wie sie sich küssten, anfassten, befriedigten und am Ende bestiegen. Oh ja!! George Garland war völlig von diesem neuen Gedanken besessen.

Und Keno – Cat, wie John ihn nannte – war ein ziemlich emotionaler Junge. John würde bestimmt nicht mehr lange fackeln, denn Keno reizte ihn überaus. Kein Wunder, denn Cat strahlte nach außen eine erotische Mischung aus Sex, Aggression, Schönheit und Unsicherheit aus. Sehr schwierig, die Aura dieses Jungen in Worte zu fassen. George wunderte sich nicht, dass seine Tochter Darleen sich ebenfalls Hals über Kopf in Keno verknallte.

George selber ertappte sich einige Male bei dem Wunsch, Cat einfach zu greifen und mit Gewalt zu nehmen. Das wäre im echten Leben natürlich undenkbar, so lange John total in ihn verknallt war. Doch bestimmte Gedanken kann man einfach nicht abschalten. Man muss sie laufen lassen – und genießen. Was war schon dabei?!

Auch Darleen liebte ihren Bruder. Sie war so was von stolz auf ihn! Er war klug, stark, passte immer auf sie auf und – zu allem Überfluss – sah er auch noch aus wie ein Filmstar. Ihr großer Bruder bescherte Darleen in ihrer Teenagerzeit die hübschesten und beliebtesten Mädchen der Schule als Freundinnen. Jede Clique wollte sie dabei haben – die kleine süße Schwester von John Garland – in der Hoffnung, Darleen’s Bruder näher kennenzulernen. Mit Vierzehn war sie doch tatsächlich einmal selber in ihren zwei Jahre älteren Bruder verknallt. Doch mit Sechszehn gab’s nur noch einen: Keno!

Unsterblich verliebt zu sein, das war jetzt ein Begriff, mit dem Darleen etwas anfangen konnte. Alleine, wenn John Keno’s Namen erwähnte, wurde sie feucht und ihr Slip klebte klamm zwischen ihren Beinen. John bemerkte natürlich, dass Darleen knallrot wurde, wenn er Keno erwähnte und er konnte es ihr nicht verdenken. Cat hatte kaum eine Vorstellung davon, wie er inzwischen auf das andere Geschlecht wirkte. Gott sei Dank! Sonst hätte John womöglich eine Eifersuchts-Krise gekriegt. Er musste sich zusammen reißen, wenn die Mädels Keno hinterher schmachteten. Vielleicht sollten sie mal mit Darleen und einer ihrer Freundinnen ausgehen. Nur, um ein wenig Sand in die Augen der Leute zu streuen. Auch, wenn er sich schämte, seine Schwester so zu betrügen. Er musste unbedingt mal mit Cat darüber reden. Niemand durfte mitkriegen, wie es um John und Keno stand. Das wäre die absolute Katastrophe. Das gesellschaftliche Aus für seine Eltern. Sein Vater würde sicher durchdreh’n.

„O. k., John!“ George lächelte großzügig. „Die hintere Garage gehört dir. Du kannst damit machen was du willst.“

John strahlte über das ganze Gesicht. „Wow, Dad! Das ist ja so was von cool von dir! Ich werd‘ alles mit Cat zusammen renovieren … ausräumen und streichen. Das wird so geil! Da kann er dann auch einfach mal hier pennen.“

„Groß genug ist sie auf jeden Fall“, ergänzte George, der sich von der Begeisterung seines Sohnes anstecken ließ. Natürlich ließ er sich anstecken. Wenn die beiden ein Refugium hätten, in dem sie sich unbeobachtet fühlten, ließen sie sich hoffentlich endlich mal gehen. In Gedanken stellte George bereits die entsprechenden Kameras zusammen, die er einsetzen wollte. Er war ein Spanner mit Leib und Seele.


Zerrissen

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