Читать книгу Zerrissen - I. Tame - Страница 9

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Und tatsächlich war es so, dass John seine Schwester dermaßen anlog, dass sie nicht mehr wusste, was sie denken sollte. Letztendlich glaubte sie John. Sie glaubte ihm alles. Seine ganze – aus den Fingern gesogene – Geschichte.

Dass Keno eifersüchtig wäre auf John’s Erfolge beim Sport und seine besseren Schulnoten. Dass er nicht damit klar käme, dass John und Darleen so eine tolle intakte Familie hätten. Dass er sich ein wenig in John verliebt hätte, aber Darleen – meine Güte, sie müsse doch wissen, dass John auf Mädchen und nur auf Mädchen stehe. Wie sollte er das Keno nur klar machen?! Und dieser billige Trick, Darleen mit ein wenig Anbaggern im Kino auf seine Seite ziehen zu wollen. Das war nun wirklich nicht O. K. John konnte nicht anders. Er schwatzte um sein Leben. Und mit jedem weiteren ketzerischen und verlogenen Satz wusste er, dass er seinen besten Freund, seine große Liebe immer mehr verlor.

In der Schule sprach er nicht mehr mit ihm. Zuerst kam Keno damit klar, da er ja auch sauer auf John war. Doch am Ende der Woche war er dermaßen mit den Nerven fertig, dass er es nicht mehr aushielt. Er schwänzte Tae-Kwon-Do und lauerte John auf, als der nach dem Training das Gelände verließ.

„Hey, warte doch mal!“ Keno hielt John am Jackenärmel fest, während er sich an seine Seite heftete.

„Ich hab‘ keine Zeit! Lass mich in Ruhe!“, ranzte John ihn an und ruckte einmal heftig mit dem Ärmel, um sich aus dem Griff zu befreien.

„Bist du bescheuert?!!“ Keno holte wieder auf. „Was soll das?! Ich ruf‘ seit zwei Tagen ununterbrochen auf deinem Handy an und du rufst mich nicht zurück! Können wir jetzt mal langsam aufhören mit dem Schwachsinn?!!“

John blieb abrupt stehen und starrte Keno an. „Du hast alles versaut!“ Er schubste Keno mit der flachen Hand gegen die Schulter. „Du dummes Arschloch hast alles versaut!“, wiederholte er lautstark.

Keno verzog verwirrt das Gesicht. „Aber … können wir denn nicht mit Darleen reden? Sie würde doch nie was tun, was dir schaden könnte …“

John trat einen großen Schritt auf ihn zu. „Lass … meine Schwester in Ruhe, hast du mich verstanden?! Wenn du es wagst, sie zu belästigen und zu belabern, dann prügel‘ ich dich zu Brei! Ich mach‘ keine Scherze, Cat! Lass die Finger von ihr!“

In Keno’s Augen trat ein verräterischer Glanz. Sein Blick traf John bis ins Herz, doch dessen selbst auferlegtes Saubermann-Image ließ ihm keine andere Wahl.

„Tu das nicht, John!“, flüsterte Keno jetzt verzweifelt. „Du darfst mich nicht opfern für das, was die Leute denken könnten. Die meisten kümmern sich doch einen Scheißdreck drum, was um sie herum vor sich geht. Lass mich nicht allein, John, bitte!“

John holte einmal tief Atem und bevor er schwach werden konnte zischte er Keno zu: „Verpiss dich!“

Stockend atmete Keno ein und aus. Sein Blick senkte sich und er schob seine Hände in die vorderen Taschen. Von einem Moment auf den anderen nahm er wieder die Körperhaltung von früher ein. Unsicher, unglücklich und einsam. Wie ein geprügelter Hund drehte er sich um und ging … langsam, schleichend. Er verstand die Welt nicht mehr. Was sollte er jetzt nur machen? Für ihn brach alles zusammen – sein ganzes Leben. Er war dermaßen auf John fixiert, dass ein Blick in die Zukunft jetzt unmöglich schien. Sein John hatte ihn verraten. Das konnte er einfach nicht glauben.

Auch John drehte sich schnell weg und eilte im Laufschritt in entgegengesetzter Richtung davon. Zuhause in seiner Garage warf er sich auf‘s Bett und heulte sich in den Schlaf.


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