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EMMA

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Ich lernte Joel in einer Bar kennen, so wie damals alle Männer. Manchmal ging ich auch zu einem Online-Date, aber das war jedes Mal fürchterlich. Im Netz roch man einen Mann nicht, und ich konnte seine Gebärden nicht sehen, ob sie zu mir passten, zu der Vorstellung, die ich von einem Mann hatte. Daher war das erste Treffen von Angesicht zu Angesicht ausnahmslos immer eine unangenehme Überraschung.

Joel stand in einer Ecke der Bar und schien sich für nichts zu interessieren, nicht einmal für seine lauten und schönen Freunde. Seine mürrische Miene machte mich schon deswegen neugierig, weil ich mich fragte, warum er nicht einfach nach Hause ging, wenn er keine Lust zu feiern hatte.

Ich selbst hatte mein chaotisches Leben satt, in dem die Männer kamen und gingen – vor allem gingen. Joel war nicht nach meinem Geschmack. Zu gewöhnlich, kein Abenteuertyp.

Ich ließ meine Freundinnen stehen, die diverse Männer auf Trab hielten, und stellte mich kurz neben ihn. Keine Reaktion. Ich fragte mich, ob er schwul oder vergeben war, aber eigentlich war es mir egal. Darum tat ich das, was ich bei Männern sonst nie tat: Ich ergriff die Initiative.

»Vielleicht solltest du nach Hause gehen«, sagte ich, und Joel sah mich verdutzt an.

»Entschuldige, was hast du gesagt?«

»Weil dir genauso langweilig zu sein scheint wie mir. Ich habe mich nur gefragt, ob du nicht lieber nach Hause gehen und mich bei der Gelegenheit zum nächsten Taxistand begleiten solltest. Von wo aus ich dann zu mir nach Hause fahre.«

Joel starrte mich eine Weile an, und ich dachte, dass er eine überraschend männliche Stimme hatte und deshalb interessanter war, wenn er redete, als wenn er stumm dastand.

»Warum nicht«, sagte er, nachdem er nachgedacht hatte. »Ich sollte einem Freund Gesellschaft leisten, aber wie es aussieht, lässt der sich da drüben von deinen Freundinnen ausnehmen. Er braucht mich bestimmt nicht mehr, eine von denen wird ihn schon abschleppen. Lass uns gehen.«

Und so gingen wir, ohne jemandem etwas zu sagen. Joel brachte mich zum nächsten Taxistand. Ich quatschte auf dem ganzen Weg irgendwelches betrunkenes Zeug, auf das er nicht viel erwiderte. Sein Schweigen und seine Gleichgültigkeit waren das Interessanteste seit Langem.

Er wartete höflich, bis ich ein Taxi hatte.

»Ich komme nicht mit, von One-Night-Geschichten halte ich nichts«, sagte er dann.

»Es muss ja keine One-Night-Geschichte sein.«

»Willst du mir deine Nummer geben?«

»Nicht wirklich, aber ich gebe sie dir trotzdem. Du hast bestimmt keine Lust, anzurufen, und das musst du auch nicht, aber lass uns das jetzt bis zum Schluss durchziehen«, sagte ich und zog mein Handy heraus. »Wie lautet deine Nummer? Ich schicke dir eine SMS.«

Im Taxi schrieb ich ihm: »Du bist der absolut uninteressanteste Mann seit Langem. Ruf mal an.«

Eine Woche später meldete er sich.

Heute beißen die Fische nicht

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